Überregional

BahnCard deutlich unattraktiver

DB erhöht Preise und streicht Mitfahrer-Rabatt

Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember verloren die BahnCard 25 und 50 deutlich an Attraktivität. Bislang zahlten der zweite bis fünfte Fahrgast bei gemeinsam reisenden Personen lediglich die Hälfte, sofern einer der Reisenden über eine Bahn-Card verfügte. Diesen attraktiven Mitfahrer-Rabatt hat die DB jetzt ersatzlos gestrichen! Angesichts der massiven Konkurrenz durch Pkw-Mitfahrten, Fernbuslinien und Billig-Fluggesellschaften ist diese erhebliche Verteuerung des Bahnfahrens nicht nachvollziehbar.

Zusätzlich zum Wegfall des Mitfahrerrabattes wurde zum 11. Dezember auch der Preis für die BahnCard 25 von 50 Euro auf 51,50 Euro in der zweiten und von 100 Euro auf 103 Euro in der ersten Klasse erhöht. Die BahnCard 50 wurde von bislang 200 auf 206 Euro in zweiten bzw. von 400 auf 412 Euro in der ersten Klasse verteuert. Gerade die rund 3,2 Millionen BahnCard-Besitzer bzw. treuesten Kunden der Bahn sind damit von der allgemeinen Fahrpreisanhebung (durchschnittlich 2,9%) überproportional betroffen! Mit der Einführung der Jugend-BahnCard - sie kostet 10 Euro und bietet 25 % Rabatt - steht dem leider nur eine sehr bescheidene Attraktivitätssteigerung gegenüber.

Paare, Familien und Kleingruppen haben somit häufig nur noch durch die Nutzung des Sparpreises 25 oder 50 die Chance, preisgünstig mit der Bahn zu reisen, dies allerdings mit erheblichen Einbußen an Flexibilität! Die Vorverkaufsfrist beträgt für beide Sparpreise drei Tage, der Reisende muss sich grundsätzlich auf eine bestimmte Zugverbindung festlegen, außerdem steht nur ein begrenztes Fahrkartenkontingent zur Verfügung. Hin- und Rückfahrt sind nicht einzeln buchbar, weiterhin bestehen bei der Nutzung des Sparpreises 50 durch die Wochenendbindung zusätzliche Einschränkungen: zwischen Hin- und Rückfahrt muss entweder die Nacht von Sonnabend auf Sonntag liegen bzw. die Hin- und Rückfahrt erfolgt sonnabends oder sonntags.

Gerade im Vergleich zur Flexibilität des Autos (einsteigen und losfahren - auch bei Spontanreisen) wiegt diese Tarifmaßnahme besonders schwer. Beispielsweise wird eine Familie mit Kleinkind kaum gewillt sein, eine Zugverbindung in unattraktiver Tagesrandlage zu nutzen, nur weil dort das gewünschte Kontingent für den günstigen Sparpreis 50 verfügbar ist. Die Wahl des Verkehrsmittels dürfte im vorgenannten Fall zu Lasten der Bahn ausfallen, erst recht, wenn der eigene Pkw ohnehin vorhanden ist. Eine vergleichbare Situation ergibt sich auch bei der Nutzung von Angeboten wie beispielsweise dem „Herbst-Spezial" Diese und ähnliche Sonderaktionen sind ebenfalls kontingentiert, Fahrausweise können nur entsprechend der (für den Reisenden undurchschaubaren) Verfügbarkeit erworben werden.

Gerade um mehr Reisende zur Bahnnutzung zu bewegen bzw. mehr Stammkunden zu gewinnen, sollte eine entsprechende Preissensibilität selbstverständlich sein! Die BahnCard ermöglicht dabei ein hohes Maß an Kundenbindung und hierbei besonders eine Bindung der Vielfahrer. Dadurch ergibt sich für die DB AG nicht zuletzt auch der wichtige wirtschaftliche Nutzen. Durch die Verschlechterung der Konditionen wird die mit der Wiedereinführung der BahnCard eingeschlagene grundsätzlich richtige Marktstrategie unnötig gefährdet.

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 6/2005 (Dezember 2005/Januar 2006), Seite 14

 

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