Die Stadt Falkenberg/Elster im Elbe-Elster-Kreis
im Süden Brandenburgs ist mit der
Eisenbahn gewachsen. Über mehr als 150
Jahre prägte sie die Entwicklung der Stadt.
Waren es 1820 nur 268 Einwohner, registrierte
man 1962, als Falkenberg das Stadtrecht
erteilt wurde, bereits 7229 Einwohner.
Heute leben in der territorial größer gewordenen
Stadt mit fünf Ortsteilen 7843 Bürgerinnen
und Bürger.
An einem Schnittpunkt von Eisenbahnstrecken
entwickelte sich in Falkenberg ein
Eisenbahnknoten mit einer Infrastruktur, die
für viele Eisenbahnerstädte typisch ist. 1989,
zur Wende, waren ca. 2200 Personen bei der
Deutschen Reichsbahn beschäftigt. Leider
hat der Bahnhof heute nicht nur seine Ansehnlichkeit,
sondern auch seine Ausstrahlung
auf die Wirtschaft verloren.
Zur geschichtlichen Entwicklung
der Eisenbahn in Falkenberg/Elster
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Sieben Streckenäste gehen vom Bahnhof Falkenberg/Elster aus. DB-Kursbuchkarte 2004/2005 |
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Industrie und Handel nahmen Mitte des
19. Jahrhunderts einen bedeutenden Aufschwung.
Der Absatz der Waren und der
Bezug von Erzeugnissen und Rohstoffen erforderten
schnelle Verbindungen
und erhöhte Transportkapazitäten,
um die Entwicklung
und Förderung eines nationalen
Marktes voranzutreiben.
Bereits 1836 entstand der
Plan, Berlin über Jüterbog und
Röderau nach Riesa an die Verbindung
Leipzig-Dresden anzuschließen.
Am 1. Juli 1848
wurde die gesamte Strecke Jüterbog—Röderau mit einem
Sonderzug Berlin—Dresden
eingeweiht.
Der Bahnhof Falkenberg
entstand etwa 500 Meter
östlich des damals noch sehr
kleinen Dorfes und etwa vier
Kilometer westlich der Stadt
Uebigau. Zu diesem Zeitpunkt
waren auf dem noch kleinen
Bahnhof nur wenige Personen beschäftigt.
1868 wurde die Konzession für den Bau
der Strecke von Halle über Eilenburg, Torgau,
Falkenberg, Finsterwalde nach Cottbus vergeben.
Am 30. Juni 1872 war diese bereits befahrbar
und somit erlangte das Dorf Falkenberg
als Eisenbahnknoten große Bedeutung.
1869 beschäftigte man sich mit Plänen, wo
eine Bahnverbindung Falkenberg—Kohlfurt
über Liebenwerda hergestellt werden sollte.
1872 begannen dafür die Bauarbeiten und
schon am 1. Juni 1874 wurde diese Strecke
dem Verkehr übergeben und 1875 bis Wittenberg
verlängert.
In den folgenden Jahren entstanden in
der mitteldeutschen Region verschiedene
Kleinbahnen. Zu diesen gehörte auch die
113 km lange Strecke der Niederlausitzer
Eisenbahn von Falkenberg über Herzberg,
Uckro, Luckau bis nach Beskow. 1901 war
auch diese Verbindung endgültig fertig
gestellt und erweiterte das Netz der Personen-
und Güterverkehre mit dem zentralen
Eisenbahnknoten Falkenberg/Elster.
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Besuch in Falkenberg: Der brandenburgische Verkehrsminister Frank Szymanski im Gespräch mit Bürgermeister Herold Quick. Foto: Stadt Falkenberg |
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Etwa im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts
hatte der Falkenberger Bahnhof
annähernd seine jetzige Ausdehnung erreicht.
Bereits 1910 beschäftigte die Bahn in
Falkenberg etwa 1200 Personen, die auch in
der Region angesiedelt waren.
Den schwärzesten Tag erlebte der Bahnstandort
Falkenberg am 18. und 19. April
1945, als in den letzten Kriegstagen große
Bereiche des Bahnhofs durch alliierte Luftangriffe
zerstört wurden, darunter auch das
Empfangsgebäude, das Kreuzungsbauwerk
des Personenbahnhofes und fast alle Bahnsteige.
Nach Kriegsende wurden unter großen
Mühen die Bahnanlagen - bis auf das
Empfangsgebäude - wieder aufgebaut.
In den folgenden Zeiten der DDR nahm
der Eisenbahnknoten Falkenberg einen
ungeahnten Aufschwung. Durch die große
überregionale Bedeutung im Personen - wie
auch im Güterverkehr wurde Falkenberg/Elster
mit gutem Recht als Eisenbahnerstadt
bezeichnet. Das hatte auch zur Folge, dass
das Flügelrad der ehemaligen Deutschen
Reichsbahn 1962 das bestimmende Element
im Falkenberger Stadtwappen wurde.
Die Bahnanlagen
und ihre Bedeutung für Falkenberg
Die weitläufigen Gleisanlagen des Bahnhofs
Falkenberg/Elster haben von Nord nach Süd
eine Ausdehnung von 4 km und von Ost
nach West über 5 km. Das gesamte Netz der
Gleiskörper innerhalb des Bahnhofbereichs
hat eine imponierende Länge von insgesamt
148 km mit über 500 Weichen, die von ehemals
16 Stellwerken aus bedient wurden.
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Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Falkenberg um 1912. Es wurde im Krieg schwer beschädigt und nicht wieder aufgebaut. Postkarte: Archiv Stadt Falkenberg |
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Die Hauptbedeutung des Eisenbahnknotens
lag lange Zeit im Güterverkehr, der auf
zwei getrennten Bahnhofsteilen abgewickelt
wurde - dem oberen und unteren Güterbahnhof.
Beide sind durch Verbindungsstrecken
miteinander verbunden.
In Spitzenzeiten wurden innerhalb von 24
Stunden bis zu 93 Güterzüge aufgelöst und
etwa die gleiche Zahl neu gebildet. Im Zeitraum
eines Jahres konnten somit über eine
Million Güterwagen rangierdienstlich behandelt
werden, Umschlagmengen, die man sich
heute in Falkenberg wünschen würde.
Mit dem Fahrplanwechsel im Mai 1992
wurde auf dem unteren Bahnhof der Ablaufbetrieb
eingestellt und auch der obere Güterbahnhof
wurde ein Jahr später in seiner
Bedeutung wesentlich herabgestuft und
schließlich 1999 völlig stillgelegt. Heute werden
die Gleisanlagen beider Güterbahnhöfe
nur noch zum geringen Teil genutzt. Dieser
katastrophale Rückgang ist das Ergebnis der
Wettbewerbsnachteile der Bahn gegenüber
dem Straßenverkehr.
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Bahnbetriebswerk Falkenberg, unterer Bahnhof mit Lokschuppen. Foto: Archiv Stadt Falkenberg |
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Im Reiseverkehr ist Falkenberg als Kreuzungspunkt
immer noch ein wichtiger Umsteigebahnhof,
auch wenn nicht mehr alle
Verbindungen bedient werden. So wurde
mit dem Fahrplanwechsel im Dezember
2004 der Schienenpersonenverkehr auf der
Strecke Falkenberg—Riesa eingestellt. Alle
Bemühungen auf brandenburger Seite - Ministerium,
Deutscher Bahnkundenverband
(DBV) und Stadt Falkenberg/Elster - fanden
bis heute auf sächsischer Seite kein Gehör
und führten noch nicht zum gewünschten
Erfolg. Bleibt abzuwarten, was uns hier in
Zukunft erwartet.
Abwarten müssen die Falkenberger auch
im Zusammenhang mit der Erneuerung des
Kreuzungsbauwerkes für die Strecke Cottbus—Leipzig.
Hier versucht man schon seit
vielen Jahren einen Weg und Zeitplan für
die Sanierung aufzustellen. Nachdem das
Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 einen
Strich durch die Rechnung gemacht hatte,
ist man in der Stadtverwaltung recht optimistisch,
dass das 22-Millionen-Projekt nun
endlich im Frühjahr 2006 seinen Anfang findet
und die Baumaßnahme nach ca. 3 Jahren
beendet sein wird.
Dies wird sich auch positiv auf die Infrastruktur
der Stadt auswirken, da mit dieser
Baumaßnahme der alte Straßentunnel in
der Liebenwerdaer Straße durch einen neuen,
modernen ersetzt wird. Die Erneuerung
des Kreuzungsbauwerkes ist auch für die
Menschen, für viele ehemalige und noch
aktive Eisenbahner in Falkenberq wichtig.
Es ist ein großer
Schritt in die richtige
Richtung und es ist
ein Zeichen, dass die
Eisenbahn in Falkenberg/Elster noch lebt
und in Zukunft wieder
an Bedeutung
gewinnen kann. Herold Quick, Bürgermeister der Stadt Falkenberg/Elster
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