Nach der Eingemeindung mehrerer Potsdamer
Umlandgemeinden soll es in der Landeshauptstadt
ab 28. Mai 2006 einen geänderten
Fahrplan geben - vorausgesetzt,
dass die Entscheidungsgremien Aufsichtsrat
und Stadtverordnetenversammlung
zustimmen. Dazu hatte die Stadt Potsdam
das Unternehmen PTV mit der Erarbeitung
eines Konzeptes beauftragt (SIGNAL berichtete).
Auf der Grundlage dieses Konzeptes
erarbeitete der Verkehrsbetrieb in Potsdam
(ViP) ein Fahrplankonzept für seine Stadtverkehrslinien
und stellte diesen Vorschlag
unter der Bezeichnung „Takt+" öffentlich zur
Diskussion.
Im Dezember 2005 folgte die Präsentation
des Liniennetzes und im Januar/Februar
2006 die Diskussion der Fahrplandaten in
drei Bürgersprechstunden. Außerdem gibt
es die Möglichkeit, sich im Internet über die
Vorschläge zu informieren (www.stadtwerke-potsdam.de )
und per E-Mail auch Fragen
und Anregungen loszuwerden. Informationsmaterial
liegt in gedruckter Form auch
in den ViP-Kundenzentren aus. Von Heimlichtuerei
kann also überhaupt keine Rede
sein.
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Potdsam Hauptbahnhof. Verpasste Anschlüsse von der S-Bahn zur Straßenbahn bzw. von Straßenbahn zu Straßenbahn zu einigen Tageszeiten sind ein großes Ärgernis. Foto: Florian Müller |
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Aber nun bekommt der ViP den Nachteil
solch guter Öffentlichkeitsarbeit zu spüren.
Einen „unkonventionellen Werbefeldzug
in eigener Sache" (Märkische Allgemeine
vom 27. Januar 2006) führt seit
Ende letzten Jahres
ein bei der Konzeptausschreibung unterlegener
Bewerber durch. Das führt sogar
dazu, dass der unterlegene Bewerber damit
zu drohen scheint, sein Konzept auf
politischem Wege durchzudrücken, sollte
es nicht umgesetzt werden. Da bleibt die
sachliche Auseinandersetzung schon mal
auf der Strecke. Wurde von Seiten des Verkehrsbetriebes die
Kritik konstruktiv aufgenommen,
hatten andere Akteure nichts Besseres
zu tun, als in Internetforen,
aber auch bei anderen Diskussionen, die
Luft mit Halbwahrheiten und
teilweise schon persönlichen Anfeindungen
zu vergiften.
Stimmungsmache
Noch bevor der ViP sein Konzept
in den betroffenen Ortsteilen vorstellen
konnte, war der unterlegene
Bewerber schon da und machte
Stimmung gegen das ViP-Konzept,
indem er ortsbezogene Fragmente
aus seinem eigenen
Konzept anpries und den örtlichen
Politikern alles mögliche versprach. Jedoch
kennt sein Gesamtkonzept bisher niemand.
Sein Ziel ist es offensichtlich, mit aller Macht
seine Planung zu verkaufen, obwohl die Bewerbungsphase
schon längst abgeschlossen
ist. Ein schlechter Verlierer!
Wie sehr das Klima in Potsdam durch den
schlechten Verlierer bereits vergiftet ist,
zeigt sich auch daran, dass alle konstruktiven
Vorschläge des DBV zum jetzigen
Fahrplan „Takt 2000" immer nur als Polemik
bezeichnet wurden und eine inhaltliche
Auseinandersetzung gar nicht stattfand. Ein
Beispiel: Seit Jahren gelingt es nicht, zwei
Straßenbahn-Linien am wichtigsten Umsteigepunkt
Potsdams, dem Hauptbahnhof, an
einigen Stunden am Tag aufeinander warten
zu lassen. Nein, lieber mutet man den
Fahrgästen eine Wartezeit von 19 Minuten
zu. „Takt 2000" sollte doch aber der Fahrplan
der Anschlussbeziehungen sein! Hier zeigt
sich die Folge des dogmatischen Festhaltens
an ein und derselben Abfahrtszeit über den
gesamten Tag. Damit werden weder eine
Beschleunigung gerade in den Schwachlastzeiten
noch die Schaffung wichtiger Anschlüsse
ermöglicht.
Weiteres Gutachten beschlossen
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Auf der Grundlage des PTV-Konzeptes und von Haushaltsbefragungen, vielen Gesprächen mit dem Potsdamer „Verkehrstisch" (bei dem auch der DBV vertreten ist) sowie eigenen Erhebungen des ViP soll durch eine Linienneuordnung die Straßenbahn in der Landeshauptstadt attraktiver werden. Immerhin fahren heute mit den Bahnen und Bussen des ViP etwa drei Millionen Fahrgäste (10 %) weniger als noch vor drei Jahren. Es besteht also dringender Handlungsbedarf! Foto: Zeichnung: ViP |
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Am 25. Januar 2006 kam es zum ersten Versuch,
diesen Fahrplan über die „politische
Schiene" auszuhebein. Durch die Stadtverordnetenversammlung
Potsdam wurde ein
Beschluss gefasst, dass die Konzepte des ViP
und des Beraters durch einen weiteren Gutachter
geprüft und ggf. in Übereinstimmung
gebracht werden sollen. Doch da ja bereits
im Vorfeld massiv gegen die Entwürfe des
ViP gekämpft wurde, steht zu befürchten,
dass man auch diese Vorschläge ablehnen
wird. Denn in der Zwischenzeit wird der Unterlegene
sicherlich nicht untätig bleiben.
Und seine Forderung, dass nur sein Konzept
in Reinform umzusetzen sei, steht immer
noch im Raum.
Wie sehr die Diskussion inzwischen von
notwendiger Sachlichkeit entfernt ist, zeigt
sich an zwei Äußerungen in der Stadtverordnetenversammlung
vom 25. Januar
2006. Ein Ortsbürgermeister hat das gesamte
ViP-Konzept als „dilletantisch" bezeichnet,
weil in sein Dorf der letzte Bus
aus Potsdam um 18.45 Uhr fahre. Und eine
andere Ortsbürgermeisterin sagte laut
Märkischer Allgemeiner Zeitung (27. Januar
2006): „Zwar sei das Konzept [des schlechten
Verlieres; Anm. d. Autors],besser', aber
,beurteilen können wir das nicht'" Dieses
Zitat spricht für sich!
Viel steht für die brandenburgische Landeshauptstadt
auf dem Spiel. Und ein bestehender
Fahrplan kann immer noch ein
bisschen besser werden. Das darf nichts
mit persönlichen Befindlichkeiten zu tun
haben.
Wir werden im SIGNAL weiter berichten. Bahnkunden-Verband Potsdam-Mittelmark
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