Bereits im Mai letzten Jahres hatte die
DB AG mit dem Vertrieb von Billigtickets über
die Supermarktkette Lidl für Aufsehen gesorgt.
Eine ähnliche Sonderaktion wurde
nunmehr in Zusammenarbeit mit der Imbisskette
McDonald's durchgeführt, die allerdings
bei weitem nicht den erwarteten Erfolg hatte.
Am 6. März begann in rund 1000 McDonald's-Filialen
der Verkauf von Ticketheften mit
jeweils vier Fahrkarten („Viererkette") für
99 Euro. Eine Fahrt - es handelt sich dabei
jeweils um eine einfache Strecke in der
2. Klasse - kostet somit unabhängig von
der zurückgelegten Entfernung 24,75 Euro.
Damit werden sehr günstige innerdeutsche
Bahnfahrten ermöglicht.
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Einen Hamburger, einmal Pommes groß, eine Cola und eine Fahrkarte nach München, bitte! McDonald 's verkaufte Bahntickets - mit mäßigem Erfolg. Idee und Foto: Thomas Billik |
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Das System ist in der Anwendung vergleichsweise
einfach: Vor Fahrtantritt müssen
- abgesehen von dem Namen des Fahrkarten-Inhabers - lediglich
der Start- und
Zielbahnhof und das Reisedatum in den
dafür vorgesehenen Feldern eingetragen
werden, mindestens eine Teilstrecke muss
mit einem Fernverkehrszug zurückgelegt
werden. Die Fahrkarte gilt bis jeweils 10 Uhr
des Folgetages, da auch Züge des Nachtreiseverkehrs
genutzt werden dürfen. Kinder
bis 6 Jahre reisen kostenlos mit.
Es gelten jedoch folgende einschränkende
Regelungen: Für die Nutzung reservierungspflichtiger
Nachtzüge (CNL/NZ) und
ICE-Sprinter-Züge ist ein Aufpreis erforderlich.
Ausgenommen bei diesem Angebot
sind generell Freitage und Sonntage, letzter
Geltungstag ist der 1. Juni 2006.
Der Verkauf dieses Tickets wurde inzwischen
allerdings vorfristig eingestellt.
Warum ließ sich der Erfolg
des Lidl-Tickets nicht wiederholen?
Die Marketing-Strategen seitens der Deutschen
Bahn und McDonald's hatten zweifellos
erwartet, an den Erfolg des Lidl-Tickets
vom Vorjahr anschließen zu können.
Schließlich hatte sich bereits im letzten
Jahr gezeigt, dass die Kunden gerne von
Fahrkarten Gebrauch machen, die ein unkompliziertes
Bahnfahren ermöglichen.
Schon das Schönes-Wochenende-Ticket
oder auch die verschiedenen Ländertikkets
sind eine Erfolgsgeschichte. Gerade
Gelegenheitskunden schrecken die auf den
ersten Blick komplizierten Fahrkartenautomaten
ab. Einfach einsteigen und losfahren
- doch bei der Hamburger-Kette scheiterte
die gute Idee. Warum?
Unseres Erachtens führten hauptsächlich
zwei Gründe zu dem Misserfolg. So war man
beim Kauf der Fahrkarte gezwungen, im
Vergleich zum Lidl-Ticket den fast doppelten
Betrag zu zahlen. Man erhielt dafür zwar
auch vier Fahrkarten, jedoch müssen diese
in nur drei Monaten genutzt werden.
Beim Lidl-Ticket war dagegen der Geltungszeitraum
von Mai bis Anfang Oktober
deutlich attraktiver. Aus marktwirtschaftlicher
Sicht mag es nachvollziehbar sein,
dass man bei einem Großereignis wie der
Fußballweltmeisterschaftlieber „ordentlich
verdient" Doch mit der Befristung bis Juni
wurde das McDonald's-Ticket letztlich unattraktiv.
Weiterhin wirkten sich die genannten
Ausschlusstage Freitag und Sonntag
negativ auf die Attraktivität aus. Preiswerte
Kurzreisen über das Wochenende sind so
nicht möglich.
Leider war auch die Werbung irreführend:
So erfuhr der Kunde erst nach dem Kauf der
Fahrkarte, dass diese namensgebunden ist.
Zwar kann der Fahrkarten-Inhaber z.B. ein
Familienmitglied mitnehmen, jedoch muss
der einmal eingetragene Besitzer immer
mitreisen.
Abschließend sei festgestellt: Die Idee
einer preiswerten und einfach zu erwerbenden
Fahrkarte ist gerade bei dem heutigen
praktisch unüberschaubaren und sehr
komplexen Tarifsystem berechtigter denn je.
Wenn der Kunde aber gezwungen ist, für ein
zeitlich eng befristetes Angebot - das noch
dazu mit erheblichen Nutzungseinschränkungen
verbunden ist - teuer zu bezahlen,
geht die Attraktivität verloren. IGEB Fernverkehr
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