Viele Neugierige, die ihren Wochenend- oder
Ferienausflug zu dem Kaufhaus mit Gleisanschluss
legten, sorgten in den ersten Tagen
für drangvolle Enge auf den fünf Ebenen.
Zum „Bahnhof gucken!" rief eine Boulevardzeitung
auf. Inzwischen hat sich der Menschenzustrom
auf ein erträglicheres Maß eingepegelt,
und wie er sich im Alltag entwickelt,
wird man erst nach der Fußball-WM absehen
können.
Der Fahrplanwechsel und die betriebliche
Inbetriebnahme verliefen recht unspektakulär
und ohne große Pannen. Klar ist, dass ein
solches Bauwerk nicht sofort alle Belange der
Nutzer erfüllen kann, es bleibt im täglichen
Betrieb immer noch etwas nachzubessern. In
diesem Falle ist es auf den ersten Blick tatsächlich
ganz gut gelungen, im Vorhinein
an (fast) alles zu denken. Aber eben nicht an
alles.
In den ersten Tagen erlangten vor allem
die langen Warteschlangen vor der Toilettenanlage,
vor der Gepäckaufbewahrung
und im Reisezentrum große Aufmerksamkeit.
Eine halbe Million Menschen täglich
im Bahnhof waren kurz nach der Eröffnung
deutlich mehr als erwartet, und so gab es
Engpässe. Die Bahn hat inzwischen nachgesteuert:
Weitere Toiletten wurden freigegeben,
die Gepäckaufbewahrung bekommt
ein zweites Durchleuchtungsgerät und im
dicksten Gewimmel stellen sich Bahner hinter
einen mobilen Tisch in die Gänge und
geben Auskünfte. Außerdem will die Bahn
180 zusätzliche Sitze aufstellen. DB Sicherheit
und Bundespolizei sind massiv präsent,
ohne einschüchternd zu wirken.
Mängel bei Fahrgastinformation
Es bleiben allerdings auch Mängel, bei denen
bisher keine Abhilfe zugesagt wurde, und das
betrifft vor allem die Fahrgastinformation.
Eine große Abfahrttafel der nächsten Züge
gibt es nur am Nordeingang, ebenso den
ständigen Servicepoint. Beide Einrichtungen
sind dringend auch am Südeingang zu installieren.
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Rarität. Von diesen Stelen, auf denen die Abfahrt der nächsten 17 Züge angezeigt wird, müssen dringend noch weitere auf den Bahnsteigen und Zwischengeschossen der neuen Bahnhöfe aufgestellt werden. Foto: Florian Müller |
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Die Fußwege im Bahnhof sind recht lang
und der Weg zur Abfahrtinformation zu weit.
Im Bahnhof verstreut sind Stelen mit einem
Monitor aufgestellt, der die nächsten 17 Abfahrten
zeigt - die der nächsten halbe Stunde,
ohne S-Bahn. Solche Geräte sollten auf allen
Bahnsteigen zweimal installiert werden, so
dass sich Fahrgäste über Zugverspätungen
und Gleisänderungen einfacher informieren
können. Zusätzlich sind sie auf weiteren Punkten
in den Zwischenebenen nachzurüsten.
Außerdem müssen mehr Papier-Aushangfahrpläne
im Gebäude aufgehängt werden.
Gleiches gilt für dynamische Ankunftsanzeiger-Monitore
und Ankunftspläne auf Papier.
Auf den Monitoren selbst sollten nicht nur
die Zugnummer (z. B. RE 38392), sondern vor
allem die Liniennummer (z.B. RE3) gezeigt
werden.
Für die S-Bahn fehlt eine Abfahrtsübersicht
abseits des S-Bahnsteigs. S-Bahnfahrpläne
sind ausschließlich auf dem S-Bahnsteig
ausgehängt. Die Wahlmöglichkeit zwischen
S-Bahn und RE in gleicher Richtung kann
kaum genutzt werden, solange erst ein Treppensteigen
zum S-Bahnsteig erforderlich ist.
Deshalb müssen ale Informationen bereits
im Zwischengeschoss verfüg bar sein.
Warten auf den Lift
Des Weiteren sollte die Halteposition der
kurzen Regionalexpresszüge am langen ICE-Bahnsteig
deutlich gekennzeichnet werden.
Die Einrichtung je einer windgeschützten
Wartezone, sowohl auf den oberen als auch
auf den Tunnelbahnsteigen, ist ebenfalls
sinnvoll. Und vielleicht lassen sich die Panorama-Aufzüge
beschleunigen. Das Warten
auf den Lift dauert bis zu acht Minuten.
Gesundbrunnen und Potsdamer Platz
Auf den Bahnhöfen Gesundbrunnen und
Potsdamer Platz müssen ebenso Abfahrtsmonitor-Stelen
auf den Bahnsteigen und
an den Zugängen installiert werden. Außerdem
ist beim Bahnhof Gesundbrunnen eine
Überdachung des Weges zur Bushaltestelle
wünschenswert. Und eine Öffnung des für
Rettungskräfte reservierten Südost-Zuganges
über die Brücke würde vielen Anwohnern
lange Umwege ersparen.
Südkreuz
Während man am Hauptbahnhof auch beim
Warten die beeindruckende Architektur genießen
kann, fühlt man sich am Südkreuz
(bisher Papestraße) auf den Fernbahnsteigen
und unteren S-Bahnsteigen wie in den Keller
verbannt. Doch das war mit der Fehlentscheidung
der DB für die monströsen Parkdecks
absehbar und kann nicht mehr grundsätzlich
verbessert werden. Aber auf die dadurch bedingte
schlechte Akustik muss wenigstens
mit besseren Lautsprecheranlagen reagiert
werden.
Lichterfelde Ost
Am Haltepunkt Lichterfelde Ost fehlt nicht
nur das komplette Bahnsteigdach, sondern
sogar ein Fahrkartenautomat. Billets gibts nur
auf dem S-Bahnsteig.
Dies ist nur eine erste Auswahl von Verbesserungsvorschlägen.
Der Berliner Fahrgastverband
IGEB erwartet, dass diese und
weitere Mängel kurzfristig beseitigt werden.
Bei einem 10-Milliarden-Projekt darf nicht
zum Schluss an der Fahrgastinformation gespart
werden, (fm) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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