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Verhältnisse wie im 19. Jahrhundert - in vielen
Bereichen sind sie ein Graus, wie etwa die
neuerliche Ausbreitung des Manchester-Kapitalismus
zeigt. Doch bei der Bahn wären sie,
zumindest hinsichtlich des Services, eine Rückkehr
ins Paradies. Aber halt, wer wird so miesepetrig
sein: Am neu erstandenen Bahnhof
Gesundbrunnen gibt es zwar entgegen aller
schönen Pläne kein Empfangsgebäude, dafür
aber einen Containerbau am Rande einer großen
Betonplatte. Stolz verkündete dazu Heft
9/2006 des Bahn-Kundenblattes „Punkt 3"
unter der Überschrift „Service am Bahnhof
Gesundbrunnen": „Bereits seit Januar bietet
der DB Service Store nicht nur Reisebedarf
jeder Art von der Zeitung bis zur Zahnbürste,
vom Brötchen bis zur Batterie an. Auch das
komplette Sortiment an VBB-, Fern- und Regionalfahrscheinen
kann man hier kaufen. An
zwei Schaltern werden die Reisenden beraten."
Damit nicht genug, kann man des Weiteren
auflisten: Fahrscheinautomaten und -entwerter,
Fahrradabstellplatz, Blindenleitsystem.
Donnerwetter! Zwar ist noch unklar, ob die
zwei Schalter, an denen die Reisenden beraten
werden, beide dauernd besetzt sind, aber
gut informierten Kreisen zufolge soll man in
dem „DB Service Store" auch Fahrplanauszüge,
Reklamematerial und sogar „Punkt 3"
erhalten (solange der Vorrat reicht). Ferner
soll jeder Bahnsteig mit Sitzen, Uhren, Zugzielanzeigern
(dynamisch!) und Aushängen
der Fahrpläne sowie der zirka zwei bis 22 baustellenbedingten
Umleitungen, Ausfälle, Pendel-
und Ersatzverkehre dienen können. Bei
so umfassendem Service ist das Fehlen eines
Empfangsgebäudes mit Fahrkartenschaltern,
Wartesälen, Gaststätten oder Toiletten - pardon,
wir meinen natürlich: Countern, Lounges,
Hamburger-Restaurants und McClean-Niederlassungen
- sebstredend problemlos zu
verkraften. Zumal der zeitgenössische DB-AG-Beförderungsfall
am Gesundbrunnen als besondere
Attraktion etwas findet, das zunehmend
zur Rarität wird, auch mitten in Berlin:
(Fast) vollständig überdachte Bahnsteige. Jan Gympel
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