Brandenburg

Betreuer für Kindergruppen und Schule für Senioren

Beispielhafte Projekte in Hamburg und Potsdam

Spannend, weil nicht alltäglich, sind für Kinder Ausflüge mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für die Begleiter, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer, sind sie jedoch häufig ein Problem. Denn wer jeden Morgen mit dem eigenen Auto zur Arbeit fährt, der kennt sich nicht aus und braucht eigentlich Hilfe. Neben den Fragen nach dem „Womit" und „Wohin" stellen sich auch die Fragen nach dem Tarif und dem Fahrplan. Dass es hier offensichtlich große Defizite gibt, hat der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) festgestellt und bietet noch bis zum 30. Juni 2006 aktive Unterstützung an. „Begleitservice für Kindergruppen" heißt dieses Angebot. Zwei „Aktivjobber" helfen kostenfrei bei der Planung und Vorbereitung von Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Stadtgebiet von Hamburg und sind auch bei der Fahrt selbst dabei.

Und dann, vielleicht 50 bis 60 Jahre später, gibt es wiederum Probleme mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Da geht es mit dem Einsteigen nicht so schnell, die Tarife versteht kaum einer (wobei dies nicht altersabhängig ist) und es ist vielleicht auch ungewohnt, Bahnen und Busse zu benutzen. Hier macht die im Brandenburger Landkreis Potsdam-Mittelmark fahrende Havelbus-Verkehrsgesellschaft einen ersten Versuch, Senioren wieder mit dem Busfahren vertraut zu machen.

In dem Pilotprojekt sollen den Senioren die Angst und der Stress vor dem Busfahren genommen werden. Das beginnt bereits beim Einstieg (wo gibt es Möglichkeiten zum Festhalten?) über ganz praktische Tipps und Hinweise zum Fahrplanlesen bis hin zur Erläuterung der automatisch schließenden Türen. Aber auch Havelbus erfährt so, wo diese Fahrgastgruppe Probleme hat. Wer gehbehindert ist, dem fällt bereits das Einsteigen schwer, wenn der Bus nicht exakt an die Bordsteinkante herangefahren ist. Besonderes Augenmerk legt Havelbus auf die Unfallvermeidung. Denn 70% aller Unfälle im stehenden oder anfahrenden Bus passieren Senioren, obwohl sie nur 30 % der Fahrgäste ausmachen!

Der Bahnkunden-Verband sieht in beiden Projekten einen guten Einstieg für die Schulung im Umgang mit und im Verhalten in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn dadurch die Verkehrsunternehmen mehr von den Sorgen und Nöten ihrer Fahrgäste (und auch Wünsche und Anregungen) erhalten, so ist das eine lobenswerte Idee der Kundenwerbung. Sie sollte auch im Schienenverkehr praktiziert werden.

Deutscher Bahnkunden-Verband

aus SIGNAL 3/2006 (Juni/Juli 2006), Seite 12

 

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