Der Europäische Fahrgastverband (EPF)
führte am 18. März 2006 seine bisher größte
Generalversammlung und Jahrestagung
mit mehr als 70 Teilnehmern aus elf Ländern
in Maastricht (Niederlande) durch. Michael
van der Vlis, Vorsitzender des Niederländischen
Fahrgastverbandes ROVER, begrüßte
alle Teilnehmer. Jean-Paul Jacqout (FNAUT/Frankreich) betonte
die Rolle des EPF durch
die Teilnahme an europäischen
Konsultationen
und wies darauf hin, dass
viele Mitgliedsorganisationen langjährige
Erfahrungen bei der Arbeit zugunsten von
Bahn- und Busfahrgästen besitzen.
Said El Khadraoui, Mitglied des Europaparlaments,
berichtete in seinem Referat
über die Aktivitäten des Parlaments. Er betonte
dabei die weitgehende Übereinstimmung
aller Abgeordneten des Ausschusses
für Verkehr und Tourismus. Er ging dabei
ausführlich auf die EntScheidungsprozesse
zwischen Parlament, Kommission und Ministerrat
ein. Ausgehend von Regelungen für
Fluggastrechte aus dem Jahr 1997 wurden
dabei ähnliche Vorschläge für Fahrgäste der
Schiene entwickelt. Das „3. Eisenbahnpaket",
das auch Regelungen zu den Fahrgastrechten
enthält, kommt voraussichtlich im Juni
2006 zur 2. Lesung ins Parlament. Weitere
Regelungen für Bahn- und Busfahrgäste
sind in Vorbereitung. Während der anschließenden
Diskussion forderte El Khadraoui
„einen ausgewogenen Interessenausgleich
zwischen den Marktforderungen und den
öffentlichen Interessen"
Kurze Referate wurden von Colin Hall (CER,
Gemeinschaft der europäischen Bahnen,
Brüssel), Martin Schiefelbusch
(Nexus-Institut, Berlin)
und Ingrid Lieten (De Lijn, flämischer
ÖPNV-Betreiber) gehalten.
Colin Hall definierte
den Qualitätsanspruch der europäischen Eisenbahnen
als „wenn wir sagen, wir machen
etwas, dann tun wir es auch" und führte aus,
wie die Eisenbahnen ihre Leistungsqualität
überwachen. Martin Schiefelbusch schätzt
die politische Stimmung noch als „pro öffentlicher
Verkehr" ein, aber für die Zukunft
sei die Kenntnis und Priorisierung von Fahrgastinteressen
überlebensnotwendig für
Transportunternehmen und Planer. Ingrid
Lieten stellte die in Flandern vorgesehenen
Maßnahmen zur Verbesserung des öffentlichen
Verkehrs vor. Künftig werden Tickets zu
einem vergünstigten Preis in Supermärkten
verkauft, ein kombinierter Bahn- und
Bus-Fahrplaner ist in Vorbereitung.
Jean-Arnold Vinois (Leiter der Abteilung
Rail and Interoperability, Europäische Kommission)
forderte die Eisenbahnen auf, ihren
Marktanteil durch Effizienzsteigerung und
Fokussierung auf die Interessen der Fahrgäste
zu lenken. Alle Produktionsprozesse
müssten international ausgerichtet werden
anstatt sich national abzugrenzen. So könnten
zum Beispiel durch die Vereinheitlichung
von Signalsystemen und Rollmaterial erhebliche
Kosten eingespart werden.
Rufus Barnes (London Travel Watch, Mitglied
des EPF-Vorstands) unterstrich die
Fortschritte, die EPF seit seiner Gründung
2002 gemacht hat. Um die Interessen der
Fahrgäste nachhaltig zu vertreten, ist aber
eine dauerhaft gesicherte Finanzierung
auch durch die Europäische Union notwendig.
Hans-Joachim Sistenich vom Aachener
Verkehrsverbund gab einen Überblick
über die Verbesserungen im grenzüberschreitenden
Personenverkehr der Euregio
Maas-Rhein seit 1997. Begonnen wurde mit
tariflichen Maßnahmen und der Einrichtung
mehrerer grenzüberschreitender Buslinien.
Ein neues Schienenangebot zwischen Heerlen
und Aachen wurde eingeführt, deutsche
Triebwagen werden unter anderem durch
niederländische Lokführer gefahren. In Vorbereitung
sind ein mehrsprachiges Call-Center
und elektronische Tickets. Für die weitere
Zukunft wird an durchgehenden Zugverbindungen
von Eindhoven und Liege (Lüttich)
nach Köln-Flughafen gearbeitet.
Der vollständige Bericht der Konferenz ist auf
der EPF-Website www.epf-eu.be abrufbar. Europäischer Fahrgastverband (EPF)
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