Berlin

Die Uferbahn wird weiter fahr'n!

Der Vorstand der BVG hat in einem Brief an Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer mitgeteilt, dass die Berliner Verkehrsbetriebe von einer Einstellung des Straßenbahnbetriebes auf der Strecke zwischen S-Bahnhof Grünau und Alt-Schmöckwitz vorerst absehen. Allerdings dementierte BVG-Betriebsvorstand Thomas Necker sofort, dass diese Entscheidung aufgrund der zahlreichen Proteste gefallen sei. Warum also dann? Bei einer sofortigen Stillegung hätte die BVG die Strecke im Bereich des Strandbades zurückbauen müssen. Diese Auflage wurde ihr durch den Bezirk Treptow-Köpenick gemacht, der an dieser Stelle Parkplätze errichten wollte. Mit der Rückzahlung von Investitionsmitteln hätte die BVG rund zwei Millionen Euro allein in diesem Bereich für die Stillegung zahlen müssen. Stattdessen sollen jetzt erst einmal für 600 000 Euro die wichtigsten Reparaturen an der Strecke ausgeführt werden.

Die Uferbahn wird also weiter fahr'n! Der Druck und das Engagement vieler aktiver Bürger hat Wirkung gezeigt. Der Irrsinn, eine der schönsten Straßenbahnstrecken Deutschlands einfach stillzulegen und dafür auch noch mehrere Millionen Euro in den Sand zu setzen, konnte vorerst verhindert werden. Ein großer Dank an alle, die dazu beigetragen haben.

Doch die Freude über den errungenen ersten Sieg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Uferbahn keineswegs auf Dauer sicher ist. Wie eine Drohung spricht BVG-Betriebsvorstand Thomas Necker von einer „Notreparatur", die einen Betrieb nur bis zum Jahre 2011 sichern soll. Denn dann sei die Strecke abgeschrieben.

Doch hier irrt Herr Necker erneut. Denn weder die Fahrgäste noch die Freunde der Uferbahn in aller Welt werden diese Linie jemals abschreiben. Die BVG bekommt jedes Jahr vom Senat nicht rund 175 Millionen Euro, um „Notreparaturen" durchzuführen, sondern weil die BVG verpflichtet ist, die von ihr genutzte Infrastruktur, also auch die Gleisanlagen der Uferbahn, in einem ordnungsgemäßen betriebstüchtigen Zustand vorzuhalten. Bleibt zu hoffen, dass für die 600 000 Euro anständig gearbeitet und nicht, wie so oft in den vergangenen Jahren, nur herumgepfuscht wird.

Straßenbahnhaltestelle mit Fahrgästen
Speziell an Sommertagen wird die Straßenbahnlinie 68 intensivgenutzt, hieran der Haltestelle Strandbad Grünau. Foto: Florian Müller, Juli 2006

Allen Versuchen, einen schleichenden Abbau der Uferbahn voranzutreiben, werden wir auch weiterhin entgegenwirken. Denn die Uferbahn ist das Pilotprojekt der Straßenbahngegner. Allein 15 weitere Strecken werden derzeit von der BVG als Kandidaten für eine Stilliegung untersucht. Es hat schon eine gewisse Symbolkraft, wenn die Planungsabteilung der BVG vom Vorstand damit beauftragt wurde, Straßenbahnstrecken auf ihre Entbehrlichkeit hin zu untersuchen anstatt zu überlegen, wie man wieder mehr Fahrgäste in die Bahnen bekommt und wo es Möglichkeiten für sinnvolle Streckenerweiterungen gibt. Imagekampagnen sollen das Bild eines modernen, kundenorientierten Verkehrsunternehmens BVG zeichnen. Doch Marketingkonzepte, die sich an den wirklichen Bedürfnissen der Fahrgäste orientieren, sucht man vergebens. Vielleicht sind 75 Jahre BVG wirklich genug?

Schluss mit der Satire. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit der BVG Konzepte zu entwickeln und mit Leben zu erfüllen, welche die Attraktivität der Uferbahn steigern. Zusammen mit den Anwohnern, Betreibern von Ausflugseinrichtungen und Gewerbetreibenden wollen wir die Vorzüge dieser schönen und umweltfreundlichen Linie aufzeigen und damit wieder mehr Fahrgäste in die Bahnen bringen. An der BVG ist es dann, bei Bedarf an den Wochenenden wieder Einsatzwagen zwischen S-Bahnhof Grünau und Alt-Schmöckwitz fahren zu lassen, damit nicht, wie in den vergangenen Wochen mehrfach geschehen, Fahrgäste zurück bleiben müssen.

Eines sollte auch den letzten Zweiflern in den vergangenen Monaten klar geworden sein: Zur Straßenbahnstrecke zwischen S-Bahnhof Grünau und Alt-Schmöckwitz gibt es keine Alternative. Deshalb jetzt erst recht: Die Uferbahn muss weiter fahr'n!

Mehr im Internet: www.uferbahn.de

Peer Hauschild, Bürgerinitiative Uferbahn

aus SIGNAL 4/2006 (August/September 2006), Seite 24

 

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