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Nach 20 Jahren Planung dürfen die Fahrgäste
hoffen, dass die Straßenbahnlinie 21 in
einigen Jahren tatsächlich an den Bahnhof
Ostkreuz herangeführt wird. Anlass zu vorsichtigem
Optimismus bot eine Informationsveranstaltung,
auf der am 10. Juni 2013
der Berliner Senat, der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
und die BVG den Planungsstand
vorstellten und mit den Bürgern diskutierten.
Bekanntlich hält die Linie 21 heute noch
einen halben Kilometer vom Bahnhof entfernt,
aber schon bei der Vorplanung zum
Umbau des Bahnhofs Ostkreuz wurde eine
bessere Nahverkehrsanbindung bedacht
und die Ringbahnbrücke mit einer dafür
vergrößerten Durchfahrtweite bestellt. Das
war im Jahr 1993, und dann passierte jahrelang
nichts.
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Bei der Straßenbahnplanung am Ostkreuz gibt es nach 20 Jahren endlich Fortschritte. Deshalb hofft der Fahrgastverband IGEB, dass die Linie 21 in einigen Jahren nicht mehr am Bahnhof Ostkreuz vorbeifährt, sondern über die neue Trasse (gestrichelt) verkehrt, was eine optimale Verknüpfung zur S-Bahn und zu den künftig hier halten Regionalzügen ermöglicht. Karte: OSM, Ergänzungen: Florian Müller |
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Obwohl, bedingt durch die Bahnunterführung,
die Anschlüsse der Tram in die
umliegenden Straßen feststanden, wurde
das erforderliche Planfeststellungsverfahren
nicht begonnen. Das rächte sich, als die
Gegend um das Ostkreuz immer beliebter
wurde und nach der Jahrtausendwende
einen Boom erlebte. Die noch unverbindlichen
Planungen, die Straßenbahn im Zusammenhang
mit der Heranführung an das
Ostkreuz durch die Sonntagstraße zu führen,
führten zu lautstarkem Anwohnerprotest,
sodass die Senatsverwaltung eine weitere
Denkpause einlegte und eine Prüfung von
Alternativen und Varianten versprach.
Die Ergebnisse dieser Prüfung liegen
nun vor und wurden der Öffentlichkeit auf
der Veranstaltung am 10. Juni ausführlich
erläutert. Auf alle Details kann hier aus
Platzgründen nicht eingegangen werden,
aber was Matthias Horth, Referartsleiter bei
der Senatsverkehrsverwaltung, und Rainer
Döge, Projektverantwortlicher bei der BVG,
präsentierten, war sehr durchdacht. Das
beauftragte Planungsbüro VCDB hatte 14
verschiedene Varianten, darunter auch alle
Vorschläge von Anwohnervereinen und -initiativen,
im Hinblick auf 21 mögliche Gruppen
von Auswirkungen (die dann zum Teil
nochmals differenziert waren) untersucht.
Sie wurden nach einheitlichen Kriterien in
einer Matrix mit mehreren hundert Positionen
bewertet.
Für die drei insgesamt am besten bewerteten
Varianten soll nun eine detaillierte
Voruntersuchung erfolgen. Mit der hierbei
ermittelten Vorzugsvariante soll dann
das förmliche Planfeststellungsverfahren
durchgeführt werden. Die Voruntersuchung
soll noch 2013 abgeschlossen werden, um
das förmliche Verfahren 2014 beginnen zu
können. Das wären für die Verlegung von
etwa einem Kilometer vorhandener Strecke
21 Jahre Planungszeit – da passt die Liniennummer
21! Nach hoffentlich erfolgreichem
Abschluss der Planfeststellung könnte dann
2016 mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Die drei am besten bewerteten Streckenführungen
waren
- die „traditionelle” Planungstrasse in der
Sonntagstraße und Holteistraße mit einer
Haltestelle in letzterer, gemeinsam mit
der Straßenbahn M 13,
- die Trasse durch die Sonntagstraße wie
zuvor, aber mit einem eingleisigen Abschnitt
(oder einer Gleisverschlingung)
zur Gewährung von Lieferzonen für die
zahlreichen Geschäfte und Restaurants,
- eine Führung durch die Neue Bahnhofstraße
zur Boxhagener Straße und dann
zur Ecke Holteistraße – wie heute schon
benutzt.
Bei einer Führung durch die Sonntagstraße
wird auch dort noch eine Zwischenhaltestelle
eingerichtet.
In jedem Fall soll die Buslinie 240 ebenfalls
direkt an den Bahnhof Ostkreuz geführt
werden und eine gemeinsame Haltestelle
mit der Tram unter der Ringbahnbrücke
bekommen. Wenn die Straßenbahn in
die Sonntagstraße wandert, wird der Bus
durch die Neue Bahnhofstraße zu seiner
heutigen Route in der Boxhagener Straße
fahren. Wenn aber die 21 dort verbleibt,
verkehrt der Bus über die Sonntagstraße.
So wird eine möglichst gute Flächenerschließung
gewährleistet.
Während der Verein „Travekiez-Ostkreuz
e. V.” vor den angeblichen Zumutungen
durch die Straßenbahn warnte, erfuhr
man bei dieser Veranstaltung eher nebenbei,
welche gewaltigen Belastungen den
Bürgern durch den Autobahnbau drohen.
Denn durch die A100-Verlängerung bis
Treptow werden auf dem Markgrafendamm
und der Boxhagener Straße täglich
mehrere tausend zusätzliche Fahrzeuge
erwartet.
Die Informationsveranstaltung am 10.
Juni war offen und sehr informativ. Sie weckte
nicht nur die Hoffnung, dass es tatsächlich
zu der für die Fahrgäste der Linie 21 äußerst
wichtigen Trassenverlegung zum Ostkreuz
kommt, sondern dass das Land Berlin bei
Verkehrsplanungen die Bürger künftig auch
bei anderen Projekten früher und besser informiert.
(af) IGEB Stadtverkehr
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