Seit Dezember 2012 verfügt das Land Brandenburg
über einen fortgeschriebenen Landesnahverkehrsplan
(LNV) für die Jahre 2013
bis 2017. Die rechtzeitige Fertigstellung ist
keineswegs selbstverständlich, wenn man
bedenkt, dass Berlin seinen Nahverkehrsplan
für die Jahre 2010 bis 2014 nie zu Ende
gebracht hat.
Der LNV trifft Aussagen zum Regionalund
S-Bahn-Verkehr, also zum Schienenpersonennahverkehr
(SPNV). Regelungen
zu Straßenbahn- und Busverkehr, also zum
ÖPNV, erfolgen in den Nahverkehrsplänen
der Landkreise.
Im Ergebnis von Analysen und Grundsatzfestlegungen
wurden im LNV drei Zielkonzepte
definiert, die das Ministerium für
Infrastruktur und Landwirtschaft in seiner
Pressemitteilung vom 6. Dezember 2012
folgendermaßen skizzierte:
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Zielnetz 2013
nach Inbetriebnahme des Flughafens
BER
Fortschreibung des Fahrplans 2012, keine
Abbestellung von kompletten Linien,
Entfall von schwach nachgefragten Zügen,
reduziertes Angebot für die Prignitz,
Betriebsaufnahme beim Netz „Stadtbahn“
mit Angebotsausweitungen, Anbindung
des neuen Flughafens BER
Zielnetz 2016
nach Inbetriebnahme Ostkreuz, optimierter
Taktfahrplan
Inbetriebnahme der Bahnstrecke Berlin–Rostock
für 160 Kilometer pro Stunde,
Berlin-Ostkreuz als Regionalbahnhof,
bessere Anbindung nach Berlin durch
Verlängerung der RB 12, 24, 25, 26 über
Lichtenberg, Umsteigeknoten Ostkreuz
(Halt aller Stadtbahnlinien)
Perspektivnetz
neue Bundesverkehrswegeplanung,
Einführung Deutschlandtakt
Berlin-Gesundbrunnen wird als Knoten
gestärkt durch Anbindung des Prignitz-Expresses
und der Heidekrautbahn, Fertigstellung
der Dresdener Bahn, Elektrifizierung
der Stettiner Bahn, Einbindung
der RB 33 aus Jüterbog nach Potsdam über
Pirschheide, Ausbau des Taktfahrplans
(Deutschlandtakt)
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S-Bahn im neuen Flughafenbahnhof Berlin-Brandenburg. Diese Streckenverlängerung soll nach dem Willen der (jetzigen!) Landesregierung die letzte im Land Brandenburg gewesen sein. Für immer! Nicht einmal im Perspektivnetz werden so wichtige S-Bahn-Verlängerungen wie die nach Falkensee oder Stahnsdorf berücksichtigt. Foto: Marc Heller |
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Diese Untergliederung in drei Zielnetze ist
plausibel. Dennoch war der Ansatz schon
kurze Zeit später überholt. Nur einen Monat
nach Fertigstellung des LNV wurde mitgeteilt,
dass die Inbetriebnahme des Flughafens
Berlin-Brandenburg (BER) auf unbestimmte
Zeit verschoben werden muss. Folglich kann
das Zielnetz 2013 nicht wie geplant realisiert
werden. Nachdem kurz darauf bekannt wurde,
dass der neue Regionalverkehrsknoten
Berlin-Ostkreuz nicht vor 2017 fertig wird,
kann auch das Zielnetz 2016 nicht planmäßig
in Betrieb genommen werden.
Nachbesserungsbedarf
bei allen drei Netzen
Die RB 54 nach Rheinsberg weiterhin nur für
den Ausflugsverkehr zu konzipieren, ist falsch.
Damit ist die mittelfristige Stilllegung vorprogrammiert.
Vielmehr sollte die RB 54 durch
ganzjährigen Taktverkehr und Koppelung
ab Löwenberg mit den Zügen der RB 12 von
Templin nach Berlin-Ostkreuz aufgewertet
und damit langfristig gesichert werden.
Positiv ist die Absicht, auf der RB 27 (Heidekrautbahn)
zunächst einzelne und im Perspektivnetz
alle Züge über Karow nach Berlin-Gesundbrunnen
durchzubinden. Auch die Durchbindung
des RE 6 von Hennigsdorf über Berlin-Tegel
nach Gesundbrunnen ist zu begrüßen.
Angesichts der wachsenden Bedeutung
des Bahnknotens Gesundbrunnen darf der
RE 9 (Flughafenexpress) aber nicht in Berlin
Hbf enden, sondern muss bis Berlin-Gesundbrunnen
verlängert werden.
Unverständlich ist, dass der RE 9 im Perspektivnetz
als FE bezeichnet wird. Das legt
den Verdacht nahe, dass es nicht mehr ein in
den VBB-Tarif eingebundenes Verkehrsangebot
sein soll. Die Anbindung des Flughafens
BER muss jedoch dauerhaft durch Linien im
VBB-Tarif sicher gestellt werden.
Ebenso ist es erforderlich, die RB 36 dauerhaft
von Königs Wusterhausen nach Berlin-
Lichtenberg durchzubinden. Hier ist das Land
Berlin gefordert.
Im Perspektivnetz fehlt außerdem die
Verlängerung der RB 35 von Bad Saarow Klinikum
zum ehemaligen Bahnhof Pieskow
Süd. Dieser Abschnitt ist bewusst von der
„Entwidmung ausgenommen worden und
kann nach Beseitigung von Langsamfahrstellen
zwischen Fürstenwalde und Bad Saarow
ohne zusätzlichen Umlauf befahren werden.
S-Bahn erhält keine Perspektive
Warum S-Bahn-Netzerweiterungen im Land
Brandenburg nicht erforderlich sein sollen,
wird nicht schlüssig beantwortet. Zumindest
im Perspektivnetz hätten sie berücksichtigt
werden müssen. Wichtig sind hierbei insbesondere
die Verlängerungen von Berlin-Spandau nach Falkensee und von Teltow
Stadt nach Stahnsdorf.
Zwischen Berlin-Spandau und Falkensee
wird mit zunehmendem Fernreise- und Güterverkehr
ein getaktetes stabiles Regionalverkehrsangebot
mittel- bis langfristig nicht
mehr möglich sein. Ein leistungsfähiges und
pünktliches Verkehrsangebot zwischen Berlin
und Falkensee ermöglicht dann nur noch
die S-Bahn auf ihrer eigenen Trasse.
Ebenso wichtig ist die S-Bahn für die Erschließung
von Teltow und Stahnsdorf, da
dort nicht einmal Regionalverkehr auf der
Schiene zur Verfügung steht. Angesichts
des beträchtlichen Bevölkerungswachstums
im Raum Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf
kann dort in Zukunft die S-Bahn eine leistungsfähige
und verlässliche Erschließung
bieten.
Bei beiden genannten Strecken, aber auch
nach Velten und Rangsdorf sind zumindest
die Trassen für eine S-Bahn-Netzerweiterung
frei zu halten, da der Ballungsraum Berlin in
den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten weiter
wachsen und der Anteil der ÖV-Nutzer durch
die steigenden Energiekosten zunehmen
wird.
Dass das Land Brandenburg sich in den
nächsten Jahren auf den Ausbau der vorhandenen
Strecken insbesondere nach Potsdam
und Strausberg Nord konzentrieren will, ist
nachvollziehbar. Dass aber Zukunftsperspektiven
für die S-Bahn durch Verzicht auf
Trassenfreihaltungen verbaut werden, ist ein
Vergehen an der nächsten Generation.
Breite Auseinandersetzung?
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Zielnetz 2016. Die Karte aus dem brandenburgischen Landesnahverkehrsplan 2013 bis 2017 zeigt, dass 2016 der Berliner Bahnhof Ostkreuz ein wichtiger Regionalverkehrsknoten werden soll. Inzwischen ist mit der Fertigstellung aber nicht vor 2017 zu rechnen. Quelle: Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, 2012. |
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Eine „breite Auseinandersetzung” habe es
gegeben, lobt sich das Ministerium in der eingangs
zitierten Pressemitteilung vom 6. Dezember.
Richtig ist, dass die Beteiligung der
Parteien und Verbände besser war, als beim
LNV für die Jahre 2008 bis 2012. Das damalige
Angebot zu überbieten, war allerdings keine
Schwierigkeit. Ausreichend und befriedigend
war die Beteiligung auch beim neuen LNV
noch nicht. Das gilt auch für die Abstimmung
mit dem Nachbarland Berlin. Hier besteht
allerdings beidseitig noch erheblicher Nachholbedarf.
Lobenswert ist die beim Land Brandenburg
in der Regel gute Verfügbarkeit von
Untersuchungen und Planungen im Internet,
so auch beim Landesnahverkehrsplan unter
www.mil.brandenburg.de. IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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