Die Fahrgastinformation zu dieser Sperrung war allerdings erschreckend. Auf den Bahnhöfen wurden unscheinbare Aushänge angebracht, wo ein Pendler zuerst an eine der üblichen Informationen der Deutschen Bahn dachte, wie zum Beispiel der Hinweis auf die 3-S-Zentrale. Erst bei genauerem hinsehen stellte sich der Zettel als Information zur Sperrung der Strecke heraus. „Die Linie RB 13 bleibt bis auf weiteres außer Betrieb. Ein Ersatzverkehr kann wegen der überspülten Straßen nicht eingerichtet werden. Bitte nutzen Sie die Umfahrung über Wittenberge”, stand dann da geschrieben. Weitere Informationen würde man beim Kundentelefon der Ostdeutschen Eisenbahn GmbH (ODEG) erhalten, obwohl die Linie RB 13 von der DB betrieben wird und die ODEG nur mit einem Zugpaar des RE 4 betroffen war. In „Fahrinfo” der Deutschen Bahn AG wurden die Züge teilweise sogar als „pünktlich“ angezeigt. Lediglich ein Hinweis am Ende der Auskunft verwies auf den Ausfall der Züge. Schlimmer noch war Fahrinfo bei der BVG: Dort gab es nicht einmal den Hinweis zum Ausfall der Züge. Hier zeigte sich deutlich der Nachteil, wenn Daten unterschiedlich gepflegt werden. Es müsste im Internet eine einheitliche Fahrzeiteninformation für alle im VBB fahrenden Bahnen und Busse geben. Auch mit der Einrichtung des Ersatzverkehrs verbesserte sich die Situation nicht. Statt die nun verkehrenden Busse anzuzeigen, wurden die Züge komplett aus Fahrinfo gelöscht. Fahrten nach Stendal wurden entweder über Wittenberge oder Magdeburg ausgegeben. Eine Abfrage am 3. Juli 2013 zeigte dann wieder „pünktliche“ Züge an. Erst am Ende der Fahrplaninformation wurde ein Hinweis gezeigt, dass der Zug ausfällt und statt dessen Busersatzverkehr fährt. Aber es gab keinen Hinweis auf die zwei Minuten frühere Abfahrt des Busses noch auf die um 25 Minuten verspätete Ankunft in Stendal. Erst ab dem 5. Juli wurden die Busse in Fahrinfo korrekt angezeigt. Erfreulich war dagegen die Fahrgastinformation in den Zügen des RE 4. Viele Kundenbetreuer hatten bereits bei der Abfahrt in Berlin Hbf auf die besondere Situation zwischen Rathenow und Stendal verwiesen. So wurden Fahrgäste mit dem Ziel Stendal aufgefordert, in Berlin-Spandau auszusteigen und ab da die Züge der Linie RE 4 bis Wittenberge zu nehmen und dort die Linie RB 30 zu nutzen. Dies wurde nach der Abfahrt in Berlin Jungfernheide wiederholt. In Berlin-Staaken wurden Fahrgäste ebenfalls auf die Sperrung hingewiesen, dieses Mal mit der Aufforderung, in Berlin-Staaken auszusteigen und nach Berlin-Spandau zurückzufahren und ab dann den Weg über Wittenberge mit dem RE 2 und der Regionalbahn RB 30 nach Stendal zu nehmen. Dennoch kam es im Zug zu unangenehmen Überraschungen für Personal und Fahrgäste: Wiederholt wurden Fahrkarten mit der Verbindung Berlin–Stendal via Rathenow vorgezeigt, die trotz Bekanntheit der Sperrung und des fehlenden Ersatzverkehrs so am selben Tag ausgestellt wurden – wohlgemerkt im personalbedienten Verkauf! Ebenso verhielt es sich an den Fahrkartenautomaten der DB AG. Wer da eine Verbindung nach Stendal suchte, erhielt als Auskunft die gesperrte Strecke angezeigt. Es wurde lediglich ein Hinweis angezeigt: „Bitte überprüfen Sie vor Fahrtantritt Ihre Reiseverbindung. Grund: Unwetter”. Da fragt man sich dann doch: Warum stehe ich am Automaten? Ab 4. Juli 2013 wurden die Busse auch in den Fahrplaninformationen mit den Fahrzeiten des Busses aufgelistet. Der eingesetzte Bus erreichte durch die Aufnahme in der Fahrgastinformation nun seine Grenzen. Fuhr der Bus anfangs fast leer, war er nun bis auf den letzten Platz gefüllt.
Etwas abenteuerlich gestalteten sich die Ansagen auf dem Bahnhof Rathenow. Die automatische Ansage kann anscheinend den Sonderfall „Ersatzverkehr auf dem Bahnhofsvorplatz” nicht ansagen. So wurde zum Beispiel angekündigt, man habe Anschluss an den Ersatzverkehr nach Stendal von Gleis 2. In solchen Fällen wäre es einfacher, diese abzuschalten und eine manuell aufgezeichnete Ansage abzuspielen. Dass dies möglich ist, haben die Fahrgäste auf dem Bahnhof schon mehrfach erleben können. RE 5 Rostock/Stralsund—Berlin—Falkenberg (Elster)/Lutherstadt WittenbergDiese Linie war zu keinem Zeitpunkt vom Hochwasser betroffen. Die Sperrung der Brücke bei Lutherstadt Wittenberg hatte für diese Linie keine Auswirkungen. Der Bahnhof liegt vor der Brücke. Die Unterbrechnung zwischen Holzdorf und Falkenberg (Elster) ist planmäßigen Bauarbeiten geschuldet. Derzeit wird die Brücke über die Schwarze Elster erneuert, die Verkürzung des RE 5 dauert noch bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013 an. Weitere AussichtenNach Angaben der Deutschen Bahn AG ist ein Datum zur Wiederinbetriebnahme der Strecke zwischen Rathenow und Stendal nicht definierbar. Erst, wenn alle Schäden bekannt sind, kann die DB mitteilen, welche Arbeiten erforderlich sind und wann mit einer Betriebsaufnahme zu rechnen ist. Gravierend Auswirkungen gab es auch auf den Fernverkehr, deren Ende ebenfalls nicht absehbar ist. Hierauf werden wir im nächsten Heft eingehen. FazitDas Hochwasser 2013 war nach 1997 und 2002 ein weiteres „Jahrhunderthochwasser“. Dass in solchen Ausnahmesituationen ein normaler Bahnbetrieb nicht mehr möglich ist, ist verständlich. Ärgerlich aber ist, dass das Krisenmanagement der Bahn wieder überaus mangelhaft war. Insbesondere hat sich zum wiederholten Mal gezeigt, dass eine schnelle und flexible Fahrgastinformation mithilfe der modernen Technik scheitert, weil es zu wenig Personal gibt, das in der Lage ist, die aktuellen Entwicklungen zeitnah einzuarbeiten. (md), (ge) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr aus SIGNAL 4/2013 (September 2013), Seite 24-25
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