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Von den 171 Berliner U-Bahnhöfen sind zurzeit
zwei versuchsweise und befristet mit BVG-Personal
besetzt, das Auskünfte gibt und Fahrkarten
verkauft. Weitere 18 sollen im Rahmen dieses
Pilotprojektes noch folgen, leider nicht alle
durchgehend besetzt. Immerhin hat die BVG
nun auch selbst die Erfahrung gemacht, dass
Automaten und Videoüberwachung nicht alle
Kundenwünsche erfüllen können. Der Erfolg
des Projektes wird nicht unwesentlich davon
abhängen, ob die eingesetzten Personale
entsprechend geschult werden. Das gewählte
Konzept trägt grundsätzlich mehr zum Service
als zur Sicherheit bei.
Sicherheitspersonal ist dann am wirksamsten,
wenn zwei Voraussetzungen erfüllt
sind: eine ständige oder zumindest häufige
Kontrolle gerade der abgelegenen und unübersichtlichen
Areale im Bahnhof sowie das
Vorhandensein eines sicheren Raumes,
in
den die Opfer eventueller Übergriffe flüchten
können. Die zweite Bedingung wäre bei der
BVG mit den ehemaligen Zugabfertigerhäuschen
erfüllt, und in den 1990er Jahren hatte
der Verkehrsbetrieb mit der „Aktion Noteingang”
auch genau diesen Ansatz verfolgt. Leider
kam kurz danach mit der Einführung
der Fahrerselbstabfertigung
das Ende der Aktion, die Zugabfertigerhäuschen
blieben unbesetzt und die U-Bahnhöfe
wurden personalfrei.
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Ein BVG-Service-Mitarbeiter als Ansprechpartner auf dem U-Bahnhof Potsdamer Platz. Foto: Marc Heller, Okt. 2013 |
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Nach Abschaffung der besetzten Bahnhöfe
führte die BVG die Videoüberwachung
ein, aber trotz der dadurch erreichten
häufigeren Aufklärung von Straftaten gab es
keine nachweisbaren Abschreckungseffekte.
Erst nach massivem Druck aus der Öffentlichkeit
richtete die BVG wieder verstärkt mobile
Streifen ein, die teilweise auch aus Mitarbeitern
der Landespolizei bestehen. In den Kriminalitätsschwerpunkten
reichte auch diese
Maßnahme vorhersehbar nicht aus, sodass
es seit September 2013 auf zunächst zwei U-Bahnhöfen
wieder ständige Präsenz von Personal
gibt. Die neuen Serviceschalter sind als
Ersatz für die „Aktion Noteingang” aber nicht
geeignet, weil ein offener Stand im Gefahrenfall
nicht verschlossen werden kann und die
Eingangstür des stillgelegten Zugabfertigerhäuschens
oft weit entfernt ist.
Die Begründung der BVG, dass das neue
Personal das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste
verbessert, ist natürlich richtig. Sie lässt
aber erahnen, dass diese Präsenz bei Erfolg
auch wieder beendet werden könnte – so
lange, bis die Zahl der Vorfälle wieder steigt.
Eine flächendeckende und dauerhafte Besetzung
der Stationen mit Personal ist die
jüngste Entwicklung also (noch) nicht. (af) IGEB Stadtverkehr
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