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Bis zum 9. Dezember 2012 konnten in Berlin und Brandenburg in den ODEG-Regionalzügen die VBB-Fahrausweise im Zug erworben werden – ohne Aufpreis. Diese im Regionalzugverkehr einzig sinnvolle Regelung muss wieder eingeführt werden. Die jetzige Regelung „Erst Fahrkarte kaufen, dann Zug fahren!“ hat sich als nicht praktikabel erwiesen, da auf der Mehrzahl der Bahnhöfe im VBB-Gebiet keine Vorverkaufsmöglichkeit besteht. Webseite odeg.de im November 2012 |
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Erst Fahrkarte kaufen, dann Zug fahren!“
Diese anscheinend so eindeutige Regelung
führte der VBB zum 9. Dezember 2012 ein –
in Abstimmung mit den Ländern Berlin und
Brandenburg. Bis dahin war es möglich gewesen,
in den DB-Regio-Zügen die Fahrkarte
zum „Bordpreis“, also mit einem Zuschlag,
zu erwerben. Bei der ODEG und anderen
Unternehmen war es sogar grundsätzlich
möglich, die VBB-Fahrkarte erst im Zug zu
erwerben.
Änderung aus Sorge um
Einnahmeverluste
Warum die Möglichkeit zum Fahrkartenkauf
im Zug abgeschafft wurde, ist nie ehrlich
offen gelegt worden. Offensichtlich gibt es
auch nicht den einen Grund.
Eine treibende Kraft war das Land Berlin.
Zum 9. Dezember 2012 traten die neuen Verträge
für das Netz Stadtbahn in Kraft, zu dem
u.a. die gut genutzten RE-Linien 1, 2 und 7
gehören. Es waren die ersten Bruttoverträge,
das heißt: Die beauftragten Verkehrsunternehmen
DB Regio und ODEG erhalten das
gesamte für ihre Dienstleistung benötigte
Geld von den Bestellern Berlin und Brandenburg,
vertreten durch den VBB, müssen aber
alle Fahrgeldeinnahmen an die Besteller
abführen. Damit war das Interesse an der Erzielung
hoher Fahrgeldeinnahmen von den
Verkehrsunternehmen auf die Länder verlagert
worden.
Somit sorgte sich nun das
Land Berlin, dass bei dem S-Bahnähnlichen
Regionalverkehr
auf der Stadtbahn
viele Fahrgäste in den Zügen sitzen,
die bei ihren Kurzstreckenfahrten
praktisch nie vom Kundenbetreuer
kontrolliert werden. Das
sollte mit der Regel „Erst Fahrkarte
kaufen, dann Zug fahren!“ unterbunden
werden. Schließlich kannten die Berliner
Fahrgäste dieses Prinzip ja von S-Bahn und
U-Bahn.
Vergessen wurde bei dieser Berlin-zentrierten
Betrachtung des Regionalverkehrs,
dass zwei Drittel der Bahnhöfe in Brandenburg
keine Verkaufsstellen und keine Automaten
haben, die einen Fahrscheinerwerb
vor Fahrtantritt ermöglichen.
Unklare Ausnahmeregelung
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Foto: Florian Müller, Sep. 2013 |
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Verwirrend für die Fahrgäste. Nicht immer ist der VBB-Fahrkartenerwerb im Vorverkauf erforderlich, denn bei einigen Zügen von DB Regio (hier Baureihe 646 auf dem RE 6 / RB 54 nach Rheinsberg) und in allen Zügen der NEB (RB 26 und RB 27) ist es möglich, die Fahrausweise an Automaten im Zug zu kaufen. Foto: Florian Müller, Sep. 2013 |
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Also musste zu der so klar erscheinenden
Regelung gleich eine Ausnahmeregelung
eingeführt werden. Auf einem DB-Faltblatt
vom Dezember 2012 wurde erläutert:
„Nicht alle Bahnhöfe sind mit Verkaufsstellen
oder Automaten ausgestattet. Wenn
Sie an einem solchen Bahnhof einsteigen,
wenden Sie sich bitte wie gewohnt zum
Erwerb des Fahrausweises an den Kundenbetreuer
im Zug.“
Damit waren die Streitfälle vorprogrammiert.
Muss ein Fahrgast vor dem Hinsetzen
durch den RE mit vier oder fünf Wagen laufen,
um das Zugpersonal zu finden? Gilt das auch
für alte Fahrgäste oder solche mit viel Gepäck?
Wie sehe ich, wo der Kundenbetreuer
ist, da doch seit dem 9. Dezember 2012 die
Züge von den Lokführern abgefertigt werden,
so dass die Kundenbetreuer nicht mehr
auf den Bahnsteig treten müssen?
„Nein, der Fahrgast kann sich setzen und
warten, bis das Zugpersonal zu ihm kommt“,
versicherten VBB- und Bahnvertreter zuletzt
auch wieder auf dem Sprechtag für Regionalzugfahrgäste
(siehe Seite 15/16). Aus der
Praxis gibt es jedoch andere Berichte. Nicht
wenige Fahrgäste haben deshalb Angst,
plötzlich des „Schwarzfahrens“ verdächtigt
zu werden, obwohl sie sich so verhalten haben,
wie es der VBB empfiehlt.
Zusätzliche Verunsicherung entsteht
durch Bahnhöfe mit zwei Bahnsteigen, auf
denen aber nur einer mit Automaten ausgestattet
ist, z.B. in Berlin-Hohenschönhausen.
Muss sich der Fahrgast die Mühe machen,
die Treppen zum Bahnsteig mit Automat zu
überwinden?
Und wie hat sich der Fahrgast zu verhalten,
wenn am einzigen Automaten zwei oder
drei andere Fahrgäste vor ihm stehen? Muss
er den Zug fahren lassen und eine oder gar
zwei Stunden auf den nächsten warten?
Falsche Begründung
Natürlich hatten sich 2012 alle Beteiligten
bemüht, überzeugende Begründungen für
die Neuregelung zu finden. „Schon heute
gilt diese Regelung bereits in der Mehrzahl
der Verkehrsverbünde in Deutschland und
wird nun auch auf das gesamte VBB-Gebiet
im Schienenpersonennahverkehr ausgeweitet.
Damit werden Missverständnisse, die
bisher durch eine uneinheitliche Regelung
entstehen, ausgeschlossen“, hieß es im genannten
DB-Faltblatt.
Das war doppelt falsch. Zum einen gibt es
viele neue Missverständnisse – siehe oben.
Zum anderen gibt es bereits angrenzend
an das VBB-Gebiet, wo auch noch vom VBB
bestellte Züge fahren, diverse abweichende
Regelungen, wie die abgebildete Übersichtskarte
von DB Regio zeigt.
Neuregelung dringend
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Die Regelungen zum Fahrscheinerwerb in Ostdeutschland sind sehr unübersichtlich. (FN=Fahrgeld-Nacherhebung) Grafik: DB Regio |
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Die jetzige am Berliner S- und
U-Bahn-Verkehr orientierte Regelung ist fahrgastfeindlich
und muss dringend geändert
werden. Es muss möglich sein, in alle Regionalzüge
ohne Fahrausweis einzusteigen
und diesen dann beim Zugpersonal bzw.
am Automaten zu erwerben. Das Einsteigen
ohne Fahrausweis mit anschließendem
Kauf am Automaten ist den Berlinern
übrigens nicht fremd: Sie kennen es von
der Straßenbahn.
Allerdings ist Dringlichkeit vielen Verantwortlichen
nicht ausreichend deutlich.
Denn auf vielen Zugfahrten bekommen
die Fahrgäste den Kundenbetreuer gar
nicht zu sehen. Also kann es auch keine
Streitfälle geben. Und potenzielle Streitfälle
werden oft dadurch unterbunden,
dass das Bahnpersonal kulant ist und dem
Fahrgast ohne Fahrschein einen solchen
verkauft. Diese löbliche Deeskalation ist
jedoch keine Rechtfertigung, die Regelungen
so fahrgast- und personalfeindlich zu
belassen. IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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