Die Berliner Straßenbahn wird – allen vollmundigen
Bekenntnissen zur Elektromobilität
zum Trotz – von Senat und Verwaltung
off ensichtlich weiterhin eher als notwendiges
Übel und nicht als Chance gesehen.
Vielleicht hofft man darauf, dass die angedrohten
eine Million Elektroautos der
Bundesregierung eines Tages alle in Berlin
fahren werden und sich damit das Thema
Elektromobilität erledigt haben wird. Dass
damit allerdings keines der Probleme des
Autoverkehrs wie hoher Flächenbedarf und
viele Unfälle gelöst wird, entgeht den Experten
im selbsternannten Verkehrskompetenzzentrum
Berlin regelmäßig.
So werden seit 1990 sämtliche Ausbaupläne
für ein leistungsfähiges und zukunftsorientiertes
Berliner Straßenbahnnetz verschoben
oder verhindert. Neben den
wichtigen radialen Achsen im Westteil
der Stadt betrifft dies auch die stark
nachgefragte und bisher nur über Umwegfahrten
erschlossene 3 km lange
innerbezirkliche Verbindung von der
Warschauer Straße zum Hermannplatz.
Die Bezirksverordnetenversammlung
(BVV) Friedrichshain-Kreuzberg hatte
im März 2013 das Bezirksamt beauftragt,
sich bei den entsprechenden Senatsstellen
dafür einzusetzen, die bereits
vor Jahren weit fortgeschrittenen Planungen
zur Verlängerung der Straßenbahnlinie
M 10 vom S- und U-Bahnhof
Warschauer Straße bis zum Hermannplatz
unverzüglich wieder aufzunehmen. Die Steckenverlängerung
der M 10 solle priorisiert
werden und noch in den Nahverkehrsplan
2014 bis 2018 aufgenommen werden.
Aber trotz zehntausender Fahrgäste pro
Tag in dieser Relation und trotz der möglichen
Aufwertung des Görlitzer Parks durch
eine Straßenbahn sieht der Senat weiterhin
keinen Handlungsbedarf.
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Endstelle der M 10 am U-Bf Warschauer Straße. Die wichtige Verlängerung zum Hermannplatz wird vom Senat bis 2025 als „nicht prioritär“ bewertet. Foto: Marc Heller |
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„Das Bezirksamt hat mit Schreiben vom
29. Mai 2013 an Herrn Staatssekretär Gaebler
darum gebeten, den Vorschlag wohlwollend
zu prüfen. […] Leider sieht sich die Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung und
Umwelt nicht in der Lage, dem Anliegen des
Bezirks zu folgen. Eine Abschätzung der Realisier- und Finanzierbarkeit des Vorhabens
wäre selbst im Rahmen der Laufzeit des
Stadtentwicklungsplans Verkehr nicht bis
2025 als prioritär eingestuft worden. Die Senatsverwaltung
stuft somit die Priorität des
Anliegens als nachrangig gegenüber anderen
Vorhaben ein”, teilte das Bezirksamt der
BVV am 20. August 2013 mit.
Viel wichtiger sind der Senatsverwaltung
off ensichtlich rückwärtsgewandte Projekte
wie stadtzerstörerische „Entlastungsstraßen”
(TVO, SOV) und Autobahnen (Verlängerung
Innenring) quer durch Wohngebiete.
(mg) IGEB Stadtverkehr
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