Bedingt durch den inakzeptablen und peinlichen
Ablauf bei der Auslieferung bzw. der
Inbetriebnahme der bereits im Dezember
2008 (!) bestellten 17 neuen ICE-Mehrsystemzüge
(VELARO D) der Baureihe 407 hat
DB-Fernverkehr leider auch 2014 Kapazitätsengpässe,
die vermeidbar gewesen wären.
Angesichts der mittlerweile boomenden
Fernbuskonkurrenz kann das noch nicht
absehbare Folgen haben.
Im Dezember 2010 hatte die Deutsche
Bahn bei Bombardier Transportation des
Weiteren 135 IC-Doppelstockwagen mit
Fernverkehrskomfort sowie 27 Lokomotiven
der Baureihe 146.2 im Wert von rund 360
Millionen Euro bestellt. Wegen der auch bei
diesem Auftrag mittlerweile eingetretenen
Verzögerungen bei der Fertigung und Zulassung
werden die neuen Zugeinheiten statt
Ende 2013 nun frühestens ab Mitte 2014
zum Einsatz kommen.
Die wesentlichen Fahrplanänderungen
zum 15. Dezember 2013 sind im Folgenden
zusammengefasst.
IC-Linie 32 (Berlin—Hannover—)Dortmund—Köln—Mainz—Stuttgart
Mit dem Zugpaar IC 2222/2223 erhalten u. a.
Aachen, Mönchengladbach, Viersen und
Krefeld eine umsteigefreie Verbindung ab/bis Berlin. Dieses Zugpaar verkehrt von Montag
bis Freitag (IC 2222: Aachen Hbf ab 5.45
Uhr, Berlin Ostbahnhof an 12.17 Uhr, IC 2223
Berlin Ostbahnhof ab 13.44 Uhr, Aachen Hbf
an 19.50 Uhr).
IC-Linie 56 Norddeich Mole—Bremen—Hannover—Magdeburg—Leipzig
Auch ohne die Lieferung der InterCity-Doppelstockwagen
hat die DB das Angebot auf
dieser Linie erfreulicherweise ausgeweitet.
Grundlage dafür ist die im August 2011 mit
der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen
mbH (LNVG) und dem Bundesland
Bremen vereinbarte Takt- und Tarifi ntegration
auf der Strecke Norddeich Mole/Emden—Bremen. Die Anzahl der IC-Direktverbindungen
wurde zwischen Leipzig und Emden auf
bis zu neun Zugpaare ausgeweitet. Hude
wurde neuer IC-Systemhalt.
Bahnkunden profi tieren neben den Angebots-
auch von Tarifverbesserungen: Sie
können nun mit Fahrausweisen des Nahverkehrs
die InterCity-Züge im rund 160 km
langen Abschnitt Norddeich Mole/Emden—Bremen nutzen. Für dieses Integrationsmodell,
das Fernverkehrsangebote in der Region
nicht nur sichert, sondern sogar spürbar
verbessert, wurde die LNVG seitens des DBV
am 30. August 2013 mit dem Deutschen
Schienenverkehrspreis (Innovations-Preis)
ausgezeichnet.
Die Durchbindung der IC-Linie 56 ab/bis
Dresden entfällt; stattdessen wird die IC-Linie
55 (bislang Köln—Hannover—Leipzig)
ab/bis Dresden verlängert.
IC-/EC-Linie 27 Hamburg—Berlin—Prag/Wien/Budapest
Zwischen Berlin Hbf und Dresden Hbf
betragen die Fahrzeiten auch weiterhin
2 Stunden und 6 Minuten. Eine spürbare
Fahrzeitverkürzung ist leider noch immer
nicht in Sicht und dürfte parallelen Fernbusangeboten
in dieser Relation weiterhin
Auftrieb geben.
Das EuroCity-Zugpaar 178/179 Prag—Berlin
wird überwiegend an Sonnabenden bis
Rostock durchgebunden (mit Halt in Neustrelitz
und Waren), aber leider mit vielen
Angebotslücken z. B. an den Wochenenden
von Januar bis März 2014.
IC-/EC-Linie 99 Hamburg—Lüneburg—Stendal—Berlin—Wrocław
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IC in Bremen Hbf. Mit der Takt- und Tarifi ntegration in der Relation Bremen—Emden/Norddeich Mole wurde u. a. eine erfreuliche Ausweitung des InterCity-Angebots ermöglicht. Dieses Modell bietet die Chance, auch in anderen Regionen das Fernverkehrsangebot auf der Schiene wieder deutlich zu verbessern. Foto: Christian Schultz |
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Entgegen bisheriger Befürchtungen wird
das EC-Zugpaar 248/249 Hamburg—Berlin—Wrocław
auch im neuen Fahrplanjahr
angeboten. Erfreulicherweise hat hier die
entsprechende Initiative des DBV anlässlich
des Fahrgastsprechtages mit dem DBVorstandsvorsitzenden
Rüdiger Grube (im
Rahmen der Schienenverkehrs-Wochen)
Wirkung gezeigt. Die Durchbindung ab/bis
Kraków wird aber angesichts von baustellenbedingten
Kapazitätsengpässen auch
weiterhin nur mit dem InterCity-Bus angeboten.
Angesichts stark rückläufiger Besetzung
des bislang an Freitagen und Sonntagen
verkehrenden IC-Zugpaares Munster—Uelzen—Stendal—Berlin (Auswirkungen
durch die Abschaff ung der Wehrpflicht) erfolgt
die Führung ab dem Fahrplanwechsel
nunmehr ab/bis Hamburg, was angesichts
der Kapazitätsengpässe in der Relation
Hamburg—Berlin zu begrüßen ist.
RailJet-Linie (RJ) 90 München—Salzburg—Wien—Budapest
EC-Linie 62 Frankfurt (Main)—Stuttgart—München—Salzburg—Klagenfurt
Mit einem zusätzlichen siebten RailJet-Zugpaar
wird eine neue Frühverbindung zwischen
München und Wien geschaff en, in der
Gegenrichtung wird nachmittags eine bisherige
Angebotslücke des 2-Stunden-Taktes
zwischen Budapest bzw. Wien nach München
geschlossen. Reisende aus Richtung
Stuttgart und München können zudem auch
eine schnelle Umsteigeverbindung nutzen,
da mit der EC-Linie 62 Anschluss an die RJ-Linie
Innsbruck—Wien geschaffen wird. Mit
der RJ-Direkt- und der Umsteigeverbindung
entsteht nunmehr ein Stundentakt in der
Relation München—Wien.
ICE-Linie 28 München—Nürnberg—Berlin—Hamburg bzw. Rostock/Warnemünde
Die letzte Verbindung Hamburg—Berlin verkehrt
an Freitagen und Sonntagen eine halbe
Stunde später als bislang. Aus Richtung Kiel
kommend wird so der Anschluss in Hamburg
zum ICE 907/1727 (ab 22.43 Uhr) nach Berlin
(an 0.25 Uhr) am selben Bahnsteig realisiert.
Nach dem weitgehend abgeschlossenen
Streckenausbau zwischen Berlin und Rostock
kann die Fahrzeit im Fernverkehr ab 15.
Dezember 2013 um 20 Minuten auf 2 Stunden
und 8 Minuten verkürzt werden (Berlin
Hbf—Rostock Hbf). Ab Sommer 2014 erfolgt
nach vollständigem Abschluss der Bauarbeiten
eine weitere Verkürzung um 15 Minuten.
IC-Line 50.1 Wiesbaden—Mainz—Frankfurt (Main)—Leipzig
ICE-Line 50.2 Frankfurt (Main) Flughafen—Weimar—Leipzig—Dresden
Die Linie 50.2 Frankfurt (Main) Flughafen—Leipzig verkehrt neu ab/bis Dresden Hbf
und wird weitgehend auf ICE-Züge umgestellt.
Die bisherige ICE-Linie 50.1 Wiesbaden—
Mainz—Frankfurt (Main)—Dresden
beginnt/endet dagegen bereits in Leipzig
Hbf und wird ab Januar 2014 weitgehend
auf modernisierte InterCity-Züge umgestellt.
In Leipzig Hbf wird der Anschluss an
die IC-Linie 55 (Köln—Leipzig—Dresden)
Richtung Dresden realisiert, ebenfalls auch
in der Gegenrichtung. Grund für die veränderte
Linienführung sind Umbauarbeiten in
Leipzig Hbf, u. a. Bahnsteigverlängerungen.
Nachtreisezugverkehr
Mit der Einstellung des Zugpaares
D 1248/1249 Berlin—Saratov zum Fahrplanwechsel
geht der Niedergang des Bahnangebots
in bzw. aus Richtung Osteuropa leider
weiter. Hierzu wird im nächsten SIGNAL
noch gesondert berichtet werden.
Weiteres Verbesserungspotenzial im
Fernverkehrsangebot
Seitens der Deutschen Bahn AG werden mit
dem neuen Fahrplan zweifellos einige wichtige
Angebotsverbesserungen realisiert. Unabhängig
davon besteht aus Fahrgastsicht
aber weiterer Verbesserungsbedarf – und
auch Verbesserungspotenzial, da zumindest
teilweise keine zusätzlichen Fahrzeuge
erforderlich sind. Folgende Beispiele seien
genannt, um Angebotslücken zu schließen:
IC-/EC-Linie 27
Die von Fahrgästen immer wieder geforderte
Verdichtung des heutigen 2-Stunden-Taktes
zwischen Berlin und Dresden auf einen
1-Stunden-Takt bzw. ein verbessertes Fernverkehrsangebot
auf der ausgebauten Strecke
Berlin—Rostock lässt auf sich warten.
Diese Taktverdichtung kann beispielsweise
mit der Einführung einer neuen InterCity-
Linie Warnemünde—Rostock bzw. Binz—Stralsund—Berlin—Dresden erreicht werden.
Im Abschnitt Berlin—Rostock/Warnemünde
bzw. Stralsund/Binz kann bei wechselnder
Bedienung dann ein 4-Stunden-Takt realisiert werden.
Für diese Angebotsausweitung
ist die Auslieferung bzw.
Inbetriebnahme der neuen
InterCity-Doppelstockzüge
allerdings unabdingbare Voraussetzung.
Ähnlich wie in der Relation
Bremen—Norddeich/Emden
bietet ein tarifl iches Integrationsmodell
auch zwischen
Berlin und Rostock/Warnemünde
bzw. Stralsund/Binz
die Möglichkeit, das Fernverkehrsangebot
wieder deutlich
zu verbessern.
IC-Linie 50.1
Anstatt diese Linie in Leipzig Hbf beginnen/enden
zu lassen, bietet sich hier eine Durchbindung
über Falkenberg (Elster) ab/bis Cottbus
an. Cottbus ist mit rund 100 000 Einwohnern
nach Potsdam immerhin die zweitgrößte
Stadt in Brandenburg.
IC-Linie 56
Da der durchgehende elektrische Betrieb seit
dem Fahrplanwechsel nun auch auf dem 73
km langen Teilabschnitt zwischen Reichenbach
(Vogtl) und Hof möglich ist, bietet sich
die Verlängerung dieser zurzeit in Leipzig Hbf
endenden Linie ab/bis Hof Hbf an. Verbindungen
in diese seit vielen Jahren vom Fernverkehr
abgehängte Region würden so spürbar
verbessert. Ein Korrespondenzhalt mit kurzen
Umsteigezeiten ermöglicht zudem Anschlüsse
in Richtung Nürnberg und Regensburg.
IC-/EC-Linie 99
IC 1931 aus Richtung Hamburg (bisher
Munster) erreicht freitags um 15.01 Uhr
Berlin Südkreuz, Richtung Hamburg fährt IC
1938 sonntags um 20.47 Uhr hier ab. U. a. für
Wochenend-Kurzurlauber wäre damit eine
Durchbindung ab/bis Görlitz in attraktiver
Zeitlage möglich.
ICE-Linie 75
Unverständlich bleibt weiterhin, dass die
in der Relation Aarhus bzw. Kopenhagen—Berlin eingesetzten dieselgetriebenen ICE
TD nicht für umsteigefreie Durchbindungen
genutzt werden. Bei einer Zugteilung in
Berlin Ostbahnhof (Ankunft 14.40 Uhr) kann
auch in diesem Fall die mittlerweile seit
vielen Jahren unbefriedigende Anbindung
von Görlitz, zusätzlich von Chemnitz, problemlos
realisiert werden. Die derzeit langen
Stehzeiten könnten sinnvoll genutzt werden.
Angesichts der Abfahrt um 11.14 Uhr in Berlin
Ostbahnhof ist auch in der Gegenrichtung
eine brauchbare Fahrplanlage möglich.
ICE-Linie 10
Auch die nachfragestarke Relation Berlin—Rhein-Ruhr bietet weiteres Potenzial durch
Einrichtung einer schnellen ICE-Sprinter-Verbindung zwischen Berlin und Köln mit
Halten lediglich in Berlin Ostbahnhof, Berlin
Hbf, Berlin Zoologischer Garten, Berlin-Spandau, Hannover Hbf und Dortmund Hbf,
ggf. mit der Möglichkeit einer umsteigefreien
Durchbindung über Köln Hbf hinaus ab/bis Brüssel. Der neue Viersystemzug der ICE-Baureihe
407 (VELARO D) kann in dieser Relation
sinnvoll eingesetzt werden – sobald
dieser endlich für den Betrieb zur Verfügung
steht. Eine derartige Verbindung wäre dabei
für die meisten Fahrgäste von höherem Nutzen
als die nur mit hohem bürokratischem
und fi nanziellem Aufwand realisierbare Direktverbindung
nach London.
Überfälliger Handlungsbedarf
auf politischer Ebene
Nicht zuletzt besteht auf politischer Ebene
unverändert dringender Handlungsbedarf.
Die Angebotsgestaltung im Fernverkehr
orientiert sich allein an betriebswirtschaftlichen
Kriterien mit der Folge, dass die
Flächen erschließung im Fernverkehr seit
Jahren deutliche Lücken aufweist.
In Artikel 87e Absatz 4 des Grundgesetzes
heißt es dagegen wörtlich: „Der Bund gewährleistet,
dass dem Wohl der Allgemeinheit,
insbesondere den Verkehrsbedürfnissen,
beim Ausbau und Erhalt des Schienennetzes
der Eisenbahnen des Bundes sowie bei deren
Verkehrsangeboten auf diesem Schienennetz,
soweit diese nicht den Schienenpersonennahverkehr
betreff en, Rechnung getragen
wird.“ Auch in der letzten Legislaturperiode
wurde es wiederum versäumt, die entsprechende
gesetzliche Regelung zu schaffen,
welche gewährleistet, dass Verkehrsangebote
im Schienenpersonenfernverkehr dem
Wohl der Allgemeinheit Rechnung tragen.
Ein „Schienenersatzverkehr“ in Form von
Fernbusverbindungen ist hier wenig zielführend,
bzw. erfüllt den gesetzlichen Auftrag
nicht. Deshalb muss die neue Bundesregierung
das längst überfällige Fernverkehrsgesetz
endlich auf den Weg bringen bzw. diese
Gesetzeslücke schließen. Deutscher Bahnkunden-Verband
IGEB Fernverkehr
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