Um das im EU-Weißbuch definierte
Ziel einer Verlagerung des Verkehrs auf
die Schiene zu erreichen, muss der Bahnverkehr
effizienter und zuverlässiger werden. Das gilt
besonders auch für den Güterverkehr. Aus
diesem Grund hat die EU schon 2010 beschlossen,
auf den wichtigsten europäischen
Achsen sogenannte „Schienengüterkorridore“ einzurichten.
Über Staatsgrenzen hinweg sollen diese
Korridore gemeinsam verwaltet und entwickelt
werden. Unternehmen müssen
ihre Anträge nur noch bei einer gemeinsamen
Anlaufstelle („One-Stop Shop“)
stellen.
Seit dem 10. November 2013 sind nun die
ersten sechs EU-Korridore für den Güterverkehr
auf der Schiene einsatzbereit. Diese wurden
zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
des Schienengüterverkehrs durch die Verordnung
913/2010 vom 22. September 2010 „zur
Schaffung eines europäischen Schienennetzes
für einen wettbewerbsfähigen Güterverkehr“
geschaffen.
Zu diesen EU-Korridoren gehören in
Deutschland die Strecken vom Rhein über
die Alpen, durch das Rhein-Ruhr-Gebiet und
die Rhein-Main-Region.
Sechs der wichtigsten Schienengüterkorridore
in der Europäischen Union werden
nun gemeinsam gemanagt. Das wird den
umweltfreundlichen Schienenverkehr in
Europa stärken, der bisher durch zahlreiche
Hürden an den Grenzen ausgebremst wird.
Entscheidend ist jetzt, dass die zentrale
Anlaufstelle, der sogenannte One-Stop
Shop, wirklich funktioniert und dass das
europäische Zugsicherungssystem ERTMS
wie verabredet auf den Korridoren – auch in
Deutschland – eingebaut wird. Dabei muss
die Europäische Kommission strengstens
auf die Interoperabilität der eingebauten
Systeme achten, damit Barrieren wirklich
abgebaut werden.
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Güterzug auf dem südlichen Berliner Außenring. Diese Bahnstrecke wird Bestandteil des Schienengüterkorridors Nr. 8, der von mehreren Hafenstädten an der Nordsee über Berlin und Warschau zum Baltikum führen wird und spätestens zum 10. November 2015 funktionsfähig sein muss. Foto: Christian Schultz |
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Es muss jedoch vermieden werden, dass
diese Stärkung des Güterverkehrs zu Lasten
der Fahrgäste geht. Einen automatischen
Vorrang von Güterzügen hatte das Europäische
Parlament deshalb auf Druck der
Grünen aus dem ursprünglichen Kommissionsvorschlag
gestrichen. Das ist besonders
auf Netzen mit Mischverkehr, wie dem deutschen,
entscheidend.
Man darf gespannt sein, wie sich die neuen
Korridore in der Praxis bewähren. In einigen
Monaten werden wir im Europäischen
Parlament anregen, eine erste Zwischenbilanz
zu ziehen.
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