Generalprobe für die Grunewaldsperrung
Die zehntägige Generalprobe für die bevorstehende
einjährige Streckensperrung zwischen
Grunewald und Wannsee ist zumindest teilweise
misslungen. Zwar waren auf der S 7 die
versprochenen Vollzüge auf der Strecke, doch
da die Umlaufpläne unberührt blieben, waren
trotzdem einige der Züge zwischen Wannsee
und Potsdam in den Abendstunden nur als
(überfüllte) Halbzüge unterwegs. Am 1. September
wurden zudem auch tagsüber zwei
Dreiviertelzüge eingesetzt.
Ein weiterer Kritikpunkt war die mangelhafte
Beschilderung auf den Bahnhöfen und
in den Zügen sowie eine fehlerhafte Fahrplanauskunft,
welche Fahrgästen nach Potsdam
statt der S-Bahn-Nutzung die Umleiterzüge
über Golm mit einer realen Umsteigezeit
von 28 Minuten in Werder empfahl.
Dass die Baumaßnahmen nicht rechtzeitig
abgeschlossen werden konnten und es so
auch noch am 5. September vormittags zu
Beeinträchtigungen kam, minderte das Vertrauen
der Fahrgäste noch einmal, zumal die
Nachricht an dem Morgen viel zu spät verbreitet
wurde. Vielen fehlt inzwischen der Glaube,
dass die nun anstehenden einjährigen Baumaßnahmen
so reibungslos ablaufen werden
wie angekündigt.
Moorstelle Bestensee
Die Strecke Berlin—Cottbus über Lübben
wurde am 3. September nach 18 Monaten
Vollsperrung wieder in Betrieb genommen.
Viele Fahrgäste sahen dem Datum skeptisch
entgegen, war die Inbetriebnahme doch
bereits zweimal mit der eher fadenscheinig
wirkenden Begründung des Kabeldiebstahls
verschoben worden. Zwar gab es keine erneute
Verschiebung, aber die Wiederinbetriebnahme
endete in einem Kommunikationsdebakel
mit entsprechendem Medienecho. Die
bekannte Moorstelle bei Bestensee sorgt dafür,
dass die Züge wegen Gleislagefehlern auf 200
Metern nur mit 70 statt 120 km/h fahren dürfen.
Dies beeinträchtigt den Betrieb aber nicht,
da noch bis Dezember der alte Fahrplan gültig
ist, in dem diese Langsamfahrstelle berücksichtigt
ist. Erst nach dem Fahrplanwechsel im
Dezember wird die neue Streckenhöchstgeschwindigkeit
von 160 km/h fahrplanwirksam.
Es ist völlig unverständlich, warum die DB dies
trotz Nachfrage von Journalisten nicht vorab
bekanntgegeben hatte. Die eilig nachgereichten
Erklärungen trafen auf große Skepsis und
heizten eher die Gerüchteküche an.
Katastrophenübung im Flughafentunnel
Vor der Eröffnung des neuen Flughafentunnels
wurde am 3. September eine Notfallübung
durchgeführt, um das Brandschutz- und Rettungskonzept
zu testen. Mit etwa 300 Statisten
sollte die Evakuierung eines brennenden Regionalexpress-Zuges
simuliert werden. Doch
während die DB-Pressemitteilung die Übung
als vollen Erfolg feierte, berichtete die Märkische
Allgemeine, dass es knapp eine Stunde
dauerte, bis die „Verletzten“ durch Notärzte
und Rettungswagen erreicht wurden. Da mehrere
Statisten kollabierten, wurde die Übung
schließlich sogar abgebrochen.
Fazit
Mit dieser Kommunikationspolitik setzt die
Deutsche Bahn ihr bereits angekratztes
Image im Regionalverkehr völlig unnötig aufs
Spiel. Die IGEB erwartet von der Bahn mehr
Offenheit im Umgang mit ihren Kunden und
eine bessere Fahrgastinformation bei Bauarbeiten.
(ge)
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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