Zur Erinnerung: Die Linie M 4 ist die am
stärksten belastete Metrolinie der gesamten
Stadt und geistert seit Jahrzehnten als
U-Bahn-würdig durch die Planspiele der
Verkehrsplaner. Umso mehr war die IGEB
enttäuscht, dass die Interimshaltestelle
am S-Bahnhof Greifswalder Straße nur für
40-Meter-Züge ausgelegt wird, während die
Wasserbetriebe dort bauen.
Das Problem Ferienfahrplan
Die BVG begründet diese Verkürzung mit
der geringeren Nachfrage in den Ferien. Das
wäre in Ordnung, wenn im Regelfahrplan
weitergefahren würde. Aber zusätzlich zur
Zugverkürzung wurde auch der Fahrplan ausgedünnt
– Ferienfahrpläne hängen jetzt an
den Haltestellen. Hier ist eindeutig auch der
Verkehrssenator in seiner Besteller- und Kontrollfunktion
gefragt: entweder kürzere Züge
oder
weniger Fahrten – aber nicht beides
zusammen. So ist auf dieser wichtigen Linie
der Berufsverkehr faktisch abgeschafft, die
Bahnen fahren zur Hauptverkehrszeit (HVZ)
nun genauso selten wie sonnabends!
Auch auf anderen stark frequentierten
Metrolinien ist diese Unsitte der Sommer-Ausdünnung
nicht mehr zeitgemäß. Berlin
hat sich einerseits gerade im Sommer zu
einem Touristenmagneten entwickelt und
gerade die ausgedünnten Strecken verlaufen
durch die weltbekannten Szeneviertel in
Prenzlauer Berg und Friedrichshain, andererseits
machen immer weniger Berliner ihren
Urlaub in der Ferienzeit. Der Senat sollte hier
also für eine Neubewertung sorgen, zumal
wenn dadurch seine Angebotsoff ensive konterkariert
wird. So versprach die BVG im Mai
vollmundig Fahrplanverbesserungen ab dem
Sommer, um dann genau das Gegenteil unter
dem Deckmantel Ferienfahrplan zu tun!
Das Problem gleichzeitiger Baustellen
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Die provisorische Straßenbahnhaltestelle am S-Bahnhof Landesberger Allee ist zu kurz und verhindert so den Einsatz langer Züge. Foto: Tom Gerlich |
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Auf der M 4 kommt erschwerend hinzu, dass
sie gerade während der bauzeitlichen Einschränkungen
auch als Ersatz für die baubedingt
unterbrochene M 5 dienen muss. Nach
Intervention der IGEB haben BVG und Wasserbetriebe
immerhin den Beginn der Maßnahme
in der Greifswalder Straße verschoben.
Dafür an dieser Stelle ein Dankeschön.
Trotzdem dürfte sich die Lage zuspitzen,
wenn ab 4. August die S-Bahn nicht mehr
zum Alexanderplatz fährt. Dann ist übrigens
auch die M 8 betroffen, die ab Springpfuhl
für viele S-Bahn-Fahrgäste eine Alternative
wäre, wenn nicht nur die kurzen Züge zum
Nordbahnhof fahren würden.
Ähnliches gilt für die Linie M 6, die während
der Baustelle in der Konrad-Wolf-Straße
offiziell die M 5-Kunden mit aufnehmen
soll, aber gerade wegen der Baustelle am
S-Bf. Landsberger Allee ebenfalls nicht mit
maximaler Zuglänge verkehren kann. Immerhin
soll diese Einschränkung laut BVG
noch im August beendet sein. Aber auch
wenn dann dort statt 40 Meter neu 80 Meter
Haltestellenlänge zur Verfügung stehen, ist
damit kein Einsatz von GT6-Doppeltraktionen
garantiert, denn die Haltestelle in der
Landsberger Allee ist aufgrund des Zusammenlaufens
dreier Metrolinien unbedingt
als Doppelhaltestelle erforderlich. Wenn ein
55-m-Zug in der Haltestelle steht, wäre sie
aber für den Nachfolger gesperrt. So würde
die Durchlassfähigkeit dieses Abschnittes
massiv verringert.
Fazit
Senat, BVG und S-Bahn sollten ihre Baustellen
besser aufeinander abstimmen, aber
auch innerhalb des Hauses BVG und sogar
der Straßenbahn sollte die Koordination
verbessert werden. Der Aufgabenträger
muss in Zukunft darauf achten, dass während
solcher großen Baustellen mit Infrastruktur-Einschränkungen keine weiteren
Fahrplanausdünnungen erfolgen. Und der
Ferienfahrplan gehört generell auf den
Prüfstand. (af) IGEB Stadtverkehr
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