Und das laut VBB-Tarif sogar zu Recht:
„Das Beförderungsentgelt soll abgezählt bereitgehalten
werden. Das Personal ist nicht
verpflichtet, Geldbeträge über 10,00 EUR zu
wechseln.“ (§7 Abs. 1) Das heißt, es liegt in
der Verantwortung des Fahrgastes, einen
ausreichenden Vorrat für alle eventuell erforderlichen
Stückelungen vorzuhalten!
Doch was kann man tun? Zunächst andere
Fahrgäste fragen, ob sie wechseln können.
Das war zu diesem Zeitpunkt nicht der Fall.
Der VBB-Tarif schlägt als Notlösung vor: „Soweit
das Personal Geldbeträge über 10,00 EUR
nicht wechseln kann, ist dem Fahrgast eine
Quittung über den zurückbehaltenen Betrag
auszustellen. Es ist Sache des Fahrgastes, das
Wechselgeld unter Vorlage der Quittung bei
der Verwaltung des Verkehrsunternehmens
abzuholen.“ (§7 Abs. 2) Das hieße,
unsere
Rentnerin stünde zunächst mit einer Quittung
und ohne Geld da. Später hätte die
Dame noch Zeit finden und sich extra eine
Fahrkarte kaufen müssen, um zum Sitz des
Unternehmens zu fahren und die Quittung
wieder in Geld umzutauschen.
„Ist der Fahrgast mit dieser Regelung nicht
einverstanden, hat er die Fahrt abzubrechen.“
Das hieße hier: Die Fahrt wäre in Rehfelde
beendet gewesen, aber die Betroffene hätte
immer noch das Problem, keine Fahrkarte
kaufen zu können. Der Vorschlag, am Zielbahnhof
Berlin-Lichtenberg den Fahrschein
nachzulösen, fand kein Gehör.
Die verflixte 50-Euro-Flut
Dass der Fall, nur mit einem 50er in der Tasche
dazustehen, recht häufig passieren kann, offenbart
ein Blick auf die Euro-Geldmengen.
Mit über 7 Mrd. Geldscheinen ist der 50-Euro-Schein
von allen in Europa im Umlauf befindlichen
mit Abstand am häufigsten anzutreffen.
Weit abgeschlagen folgen der 20-Euro-Schein mit nur
3 Mrd. und der 10-Euro-Schein
mit 2,1 Mrd. sowie der 5-Euro-Schein mit gerade
mal 1,65 Mrd. Exemplaren.
|
Nicht selten landen nur 50-Euro-Scheine vom Bankautomaten in der Brieftasche. Diese beim Fahrkartenkauf zu „benachteiligen“ und die Annahme zu verweigern, ist nicht mehr zeitgemäß. Foto: BfVst |
|
Dem muss künftig Rechnung getragen
werden. Das Personal sollte mit ausreichend
Wechselgeld ausgestattet werden.
Auch ist es heutzutage technisch machbar,
Fahrkartenautomaten für die Ausgabe von
Scheinen als Wechselgeld einzurichten,
damit die gebunkerten kleinen Scheine
schnell wieder in Umlauf kommen und
der ehrliche Fahrgast nicht mit einem Kilo
Münzen belohnt wird. Eine Hilfe wäre auch,
überall bargeldlos mit EC-Karte zahlen zu
können. Das ist im VBB-Gebiet vielerorts
noch nicht möglich.
Die Münzen sind übrigens nur mit 5,2 Mrd.
2 Euro-, 6,6 Mrd. 1 Euro- sowie 5,5 Mrd. 50
Cent-Exemplaren vertreten. Erst die kleineren
Stückelungen warten mit einer Umlaufmenge
zwischen 10 Mrd. und knapp 29 Mrd.
Stück auf. Zu viel Kleingeld ist aber auch
nicht gewünscht. Der VBB-Tarif erlaubt es,
die Annahme auf 20 Münzen (1-Cent-Münzen
auf 10 Stück) zu beschränken.
Änderungen im Tarif erforderlich
Ob die Annahme von 50-Euro-Scheinen
verpflichtend sein soll, daran scheiden sich
noch die Geister. Wünschenswert und kundenfreundlich
wäre es. Das Wechseln von
bis zu 20 Euro muss künftig aber auf alle Fälle
möglich sein!
Den Kunden zu zwingen, eine Quittung
anzunehmen, um dann extra irgendwohin
nach Berlin oder Brandenburg zu einem
entfernten Firmensitz zu fahren, damit
man sein Geld zurückbekommt, ist eine Zumutung
– insbesondere, wenn man neben
der Zeit auch noch in einen zusätzlichen
Fahrschein investieren muss, um dahin zu
kommen.
Bei DB Regio ist es zumindest möglich, einen
sogenannten Überzahlungsgutschein
zu erhalten, der binnen 6 Monaten in allen
DB-Reisezentren und Reisebüros mit DB-Lizenz
entgeltfrei in Bargeld umgetauscht
werden kann.
Überzahlungsgutscheine für alle!
Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert
eine vergleichbare Regelung für alle Verkehrsunternehmen.
Alle müssen Überzahlungsgutscheine
ausgeben, welche in sämtlichen
Verkaufsstellen, in denen VBB-Fahrscheine
verkauft werden, gegen Bargeld
einlösbar sind. Eine solche Regelung hätte
es der Rentnerin in unserem Fall beispielsweise
ermöglicht, am Ende der Bahnfahrt in
Berlin-Lichtenberg sofort wieder an ihr Geld
zu kommen.
Übrigens: Die Rentnerin hatte das Glück,
dass während der Fahrt auf der Strecke
noch Fahrgäste zustiegen, die den 50-Euro-Schein
wechseln konnten. (BfVst) Berliner Fahrgastverband IGEB
|