Seit dem 8. August 2014 verkehrten neben
den EuroCity-Zügen (Berlin-Warszawa-Express)
auch zwei durchgehende Zugpaare
des Regionalverkehrs zwischen Frankfurt
(Oder) und Poznań Gl. (Posen Hbf) mit Halt
an allen Unterwegsbahnhöfen in Polen –
siehe SIGNAL 5/2014. Mit großem Erfolg –
schon bald nach der Einführung musste
der DB-Triebwagen (BR 646) gelegentlich in
Doppeltraktion fahren.
Und dann das: Nach nicht mal fünf Monaten,
am 31. Dezember 2014 wurde dieses
Angebot schon wieder eingestellt! Grund
dafür ist die Streichung der Zuschüsse auf
polnischer Seite, da in dieser Relation das
bestehende EuroCity-Angebot als ausreichend
angesehen wird. Auch vermutet man,
dass sich die polnischen Verwaltungen in
Warschau und in der Wojewodschaft nicht
einigen konnten, ob diese Linie als „Regionalverkehr“
oder als „Internationaler Verkehr“
finanziert werden soll.
Damit setzt sich die Talfahrt des Schienenverkehrs
zwischen Deutschland und
Polen unvermindert fort (siehe auch Artikel
zur Einstellung des EC „Wawel“ auf Seite 28)
und es zeigt sich erneut, dass das Zusammenwachsen
Europas beim deutsch-polnischen
Schienenverkehr nur in Ausnahmen
wie dem „Berlin-Stettin-Ticket“ funktioniert.
Unbefriedigende Angebotslücken sind
zurückgeblieben: Die Fahrplanlagen der Regionalzüge
waren so gewählt, dass diese die
EuroCity-Verbindungen ergänzten, aber nicht
konkurrenzierten. So konnte beispielsweise
zwischen Poznań und Frankfurt (Oder) die bislang
nachmittags bestehende Angebotslücke
von 5 Stunden (bezogen auf umsteigefreie
Verbindungen) deutlich reduziert werden.
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Leider schon wieder Geschichte: Der DB-Triebwagen geschildert mit „do Poznan Gl.“ wartet in Frankfurt (Oder) auf die Abfahrt nach Posen im September 2014. Foto: Florian Müller |
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Der Deutsche Bahnkunden-Verband und
der Berliner Fahrgastverband IGEB kritisieren
daher die, noch dazu sehr kurzfristig
angekündigte Einstellung dieser beiden
Zugpaare. Ob ein neues Verkehrsangebot
angenommen wird oder nicht, kann erfahrungsgemäß
erst nach ca. einem Jahr beurteilt
werden. Der im vorliegenden Fall vorhandene
Zeitraum von noch nicht einmal
einem halben Jahr war viel zu kurz!
Des Weiteren wurde das neue Angebot
kaum beworben. Wie eine gute bzw. intensive
Werbung aussehen kann bzw. letztlich
auch muss, zeigt die Deutsche Bahn beispielsweise
im Fall der IRE-Züge zwischen
Berlin und Hamburg. Im Falle der Frankfurt-Poznań-Züge
hätte natürlich der polnische
Aufgabenträger vor allem die polnischen
Fahrgäste an der Strecke als das größte Potenzial
umwerben müssen.
Auch eine attraktive Tarifgestaltung ist für
die Kundenakzeptanz gerade im grenzüberschreitenden
Verkehr von entscheidender
Bedeutung. In den Regionalzügen Frankfurt
(Oder)—Poznań galt bislang der vergleichsweise
hohe und damit recht unattraktive
internationale Tarif. So war der Fahrpreis für
die Regionalzüge in dieser Relation im Vergleich
zu den EuroCity-Verbindungen nur
unwesentlich geringer. Erst mit dem Fahrplanwechsel
am 14. Dezember 2014 wurde
mit dem kostengünstigeren „Berlin-Poznań
Regio Spezial“ eine Korrektur vorgenommen
– leider zu spät! 18 Tage später fuhr der
letzte durchgehende Regionalzug.
DBV und IGEB hoffen, dass sich die Probleme,
die offenbar verwaltungstechnischer
Natur sind, bald lösen lassen und die Verbindung
im Frühjahr wieder dauerhaft aufgenommen
wird.
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV)
IGEB Fernverkehr
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