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Titelseite des letzten BB-Panorama-Heftes. Man soll ja aufhören, wenns am schönsten ist. Aber gilt das auch für die Fahrgastinformation?! Bild: VBB |
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Klar, man muss in der Fahrgastinformation
mit der Zeit gehen. Und bestimmte Medien
haben ihre Zeit, die irgendwann endet.
Das Verfallsdatum des gedruckten Wortes
ist jedoch noch lange nicht abgelaufen. Gedruckte
Bücher und Zeitschriften werden
nachwievor stark nachgefragt – zusätzlich
zu elektronischen Medien. Wer den Auftrag
hat, jeden Kunden zu erreichen, ist also gut
beraten, nicht auf gedruckte Informationen
zu verzichten.
„BB Panorama” ersatzlos eingestellt
Leider wird dies nur allzu oft ignoriert. Der
Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB)
hat nun zum Ende 2015 seine verkehrsunternehmensübergreifende
Kundenzeitschrift
BB Panorama eingestellt. Schade,
denn gerade
in letzter Zeit hat sich das Heft vom belanglosen
Ausflugsblatt hin zur nützlichen
Informationsquelle über den Nah- und Regionalverkehr
in der ganzen Region entwickelt.
Die Erklärung liest sich ausweichend
erklärungslos:
„[…] Unsere Kundenzeitung kam gut an,
und über die Jahre haben wir viel Zuspruch
und Anerkennung von Ihnen, liebe Leserinnen
und Leser, bekommen. […] Nach neun
Jahren aber denken wir, dass es Zeit ist, neue
Wege zu gehen. Ganz nach Goethe, der im
Jahr 1830, obgleich schon hochbetagt, stetige
Bereitschaft zum Wandel anmahnte:
„Man muss immerfort verändern, erneuern,
verjüngen, um nicht zu verstocken.“ In Zukunft
erhalten Sie die wichtigen Nahverkehrsnachrichten
für Berlin und Brandenburg
direkt in den Bussen und Bahnen, in
den Kundenmagazinen der Verkehrsunternehmen.
Und natürlich steht Ihnen jederzeit
unsere VBB-Homepage in bewährter Form
zur Verfügung, die Sie über Aktuelles auf
dem Laufenden hält, mit Hintergrundinformationen
rund um den Bus- und Bahnverkehr
versorgt und Tipps für Ausflüge und
Veranstaltungen gibt. Ich lade Sie herzlich
ein, sich unter VBB.de dort öfter mal durchzuklicken
und spannende VBB-Themen zu
entdecken. […]“
Der VBB will also „neue Wege beschreiten”
– nur ohne wirklich etwas Neues zu
machen. Es gibt keinen Ersatz, man stellt
nur ein. Und man verweist auf die eigene
Webseite, die viel aktueller sei.
Doch gerade diese VBB-Webseite hinkt
den Möglichkeiten und der Aktualität des
Internets weit hinterher. Einige Beispiele.
Nur beim VBB hält RB 24 in
Schöneweide
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Dieses Liniennetz des Regionalverkehrs haben wir zum Fahrplanwechsel von der VBB-Webseite heruntergeladen. Bereits einen Monat zuvor war bekannt, dass der Regionalbahn-Halt in Schöneweide entfallen wird. Korrigiert wurde es jedoch nicht, obwohl das eigene Liniennetz auf der eigenen Webseite innerhalb von Minuten augetauscht werden könnte Grafik: VBB |
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Zum Fahrplanwechsel im Dezember
sollte die Regionalbahnlinie RB 24
von Ostkreuz über Schöneweide
nach Senftenberg fahren. Doch einen
knappen Monat vor dem Fahrplanwechsel
wurde bekannt, dass
der Halt in Schöneweide zunächst
mindestens für die nächsten vier
Monate entfallen muss. Aber auf
dem neuen Liniennetzplan ist der
Halt in Schöneweide weiterhin kommentarlos
enthalten. Zeit war genug.
Stand die Information bereits ab
12. November 2015 zur Verfügung,
so war die Grafik auf der VBB-Seite
am Freitag vor dem Fahrplanwechsel
noch immer nicht korrigiert.
Zweites Beispiel: Wer zum Fahrplanwechsel
auf der VBB-Webseite
unter Fahrgastinformation auf „Fahrplanbroschüren
und -bücher zum
Download“ klickte (sicherlich gerade
zu diesem Zeitpunkt einer der wichtigsten
Punkte der Webseite), landete
auf einer Fehlerseite. Fahrplanbroschüren
zum Download? Nicht bei uns!
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Zeitnaher Austausch in den elektronischen Medien? Fehlanzeige! Nicht nur auf der Webseite, sondern auch in der eigenen App bietet der VBB Liniennetze mit seit Monaten veraltetem Stand an. Die U 12 fährt schon eine ganze Weile nicht mehr, dafür die U 2 wieder durch. Informationen auf dem App-Stellgleis. Grafik: VBB |
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Der App gehts nicht besser. Auch hier
schafft es der VBB nicht, die eigenen Liniennetze
aktuell zu halten. Laut VBB-App ist
die U 2 auch einen Monat nach Beendigung
der Bauarbeiten noch immer unterbrochen,
und es fährt stattdessen eine U 12, die bereits
vor über einem Monat eingestellt wurde.
Der Regio-Netzplan ist zum Fahrplanwechsel
ebenfalls veraltet: die nicht mehr
existente RB 19 ist drin, die RB 12, RB 24 und
RB 25 am Ostkreuz fehlen.
Selbst die Fahrplandaten, die „immer
aktuell“ auf Webseite und App angezeigt
werden, hinken der
Realität massenhaft
hinterher. Gleisänderungen
und Zugumleitungen
finden
oft nicht ihren Weg
hinein. Und auch
die redaktionelle
Betreuung lässt zu
wünschen übrig.
Sofortige Berichtigung?
Fehlanzeige
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Es fährt ein Klick nach nirgendwo: Wer zum Fahrplanwechsel die neuen Fahrpläne auf der VBB-Webseite gesucht hat, wurde erst freudig fündig (links)und dann mit einer Fehlermeldung wieder enttäuscht (unten). Fahrplanbroschüren zum Fahrplanwechsel? „Nicht bei uns!“ VBB |
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Als beispielsweise
2014 der Verkehrsbetrieb
Potsdam
seine Straßenbahn-Großbaustelle rund
um den Hbf beendete, fuhren in der
Fahrplanauskunft zwar wieder die
Straßenbahnen, gleichzeitig aber auch noch der dann
nicht mehr existente Ersatzverkehr. Das
hatte zur Angabe von Abfahrten und Verbindungen
geführt, die nicht existieren
konnten. Wir hatten den VBB am selben
Tag (Freitagmittag) telefonisch auf den
Fehler hingewiesen. Doch es sei aus der
Abteilung leider keiner mehr da. Nach
dem Wochenende fragten wir erneut per
E-Mail nach, da der Fehler noch immer
bestand. Über eine Woche später erfolgte
eine schriftliche Antwort mit Standardfloskeln.
Der gravierende Fehler blieb bestehen,
bis die turnusmäßige Aktualisierung
der Fahrplandaten eine Woche später
automatisch erfolgte.
Soweit ist es also mit der „Aktualität“
der VBB-Online-Medien. Zusammenfassend
bleibt zu sagen, wer gedruckte
Fahrgastinformation abschafft, die im
Gegensatz zur elektronischen wenigstens
noch redaktionell überwacht wurde, der
sollte auch wenigstens seine Hausaufgaben
beim vermeintlichen Ersatz erledigen.
Denn wir können bisher nur eines feststellen:
Wo bisher gedruckte Information
abgeschafft wurde, war selten für adäquaten
elektronischen Ersatz gesorgt worden
und die Information für den Fahrgast
schleichend immer schlechter geworden.
Gerade von einem Verkehrsverbund erwarten
die Fahrgäste aber zurecht, dass
dieser sich vorrangig um die Korrektheit
der Inhalte kümmert. (hm)
Berliner Fahrgastverband IGEB
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