Wer sich den Artikel in SIGNAL 6/2014 vornimmt,
wird allein schon anhand der Überschriften
feststellen, dass alle von der IGEB
damals geäußerten Kritikpunkte leider
auch ein Jahr später zutreffen:
- Kaufkraftbereinigt sind VBB-Fahrpreise überdurchschnittlich hoch
- Index für Fahrpreiserhöhung eine Mogelpackung
- Fahrgeldmehrerlöse auch ohne Tariferhöhung
- Wieder kaum strukturelle Verbesserungen
Und für die Tariferhöhung 2016 gilt auch
wie vor einem Jahr, dass die positiven Bilanzen
der BVG und der S-Bahn GmbH keine
Tariferhöhung begründen würden. „Bedürftig“
sind allein die brandenburgischen
Verkehrsunternehmen.
Anders als 2015 bleiben bei der VBB-Tariferhöhung
2016 die Einzelfahrausweise
in Berlin weitgehend stabil, während die
Stammkunden erneut überdurchschnittlich
zur Kasse gebeten werden. Fast alle Tariferhöhungen
liegen unter dem Index von
1,84 Prozent, aber die Abonnenten müssen
bis zu 3 Prozent (Abo Berlin AB mit jährlicher
Abbuchung) mehr bezahlen – siehe
Tabelle.
Wie wird der Index auf die Fahrpreise
umgelegt? Streng geheim!
Positiv und nachvollziehbar ist die Wahl der
Kriterien, anhand derer der Index ermittelt
wird: zu 83 Prozent durch die Entwicklung
der Lebenshaltungskosten und zu je 8,5
Prozent durch die Entwicklung der Kraftstoff-
bzw. Strompreise.
Negativ ist, dass es für niemanden außerhalb
des VBB nachvollziehbar ist, wie
die Umrechnung auf die einzelnen Fahrpreise
erfolgt. Wie werden die einzelnen
Tarife gewichtet, um am Ende auf einen
Durchschnittswert von 1,84 Prozent zu
kommen? Welche Annahmen werden der
Berechnung zugrunde gelegt hinsichtlich
erhöhter oder verminderter Nachfrage
nach einem Tarifangebot? Werden erhöhte
Erlöse durch mehr Fahrgäste berücksichtigt?
Hierzu gibt der VBB keine Antwort.
Fehlentwicklung zu Lasten der
Abonnenten
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich eine
doppelte Fehlentwicklung.
Zum einen ist die Schwelle, ab der sich
eine Monatskarte lohnt, in Berlin schon
heute extrem hoch. So kann ein Fahrgast
mit der 4-Fahrten-Karte Berlin AB monatlich
36 Fahrten machen, bevor sich die Anschaffung
der jetzt 81 Euro teuren Monatskarte
rechnet. Zum Vergleich: In Potsdam
lohnt sich der Kauf der Monatskarte AB für
künftig 29,80 Euro schon ab 16 Fahrten im
Monat.
Zum anderen werden die Monatskarten
im Abo stärker angehoben als die Monatskarten
im Einzelverkauf. Ausgerechnet also
die treuesten Kunden, deren Einnahmen
für die Verkehrsunternehmen kalkulierbar
sind und die ihr Geld im Voraus bezahlen,
werden überdurchschnittlich geschröpft.
Damit wird deutlich, dass es bei den
VBB-Tarifen schon längst nicht mehr um
verkehrs- oder gar umweltpolitische Ziele
geht, sondern allein um das Abschöpfen
ergiebiger Kunden. Und das sind nun mal
die Stammkunden im Abo.
Aber auch hier gilt das alte Sprichwort:
Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis
er bricht. Wenn der VBB diese Tarifpolitik
fortsetzt, wird es einen Bruch geben.
Dass man sich dieser Gefahr (ein wenig)
bewusst ist, zeigt die Tatsache, dass die
Monatskarte Berlin ABC dieses Mal nicht
wieder um 1,50 Euro, sondern nur um 1,40
Euro erhöht wird, um mit 99,90 Euro unter
der 100 zu bleiben.
Wieder kaum strukturelle
Verbesserungen
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Wenn man sich nicht nur die aktuelle VBB-Tariferhöhung ansieht, sondern die neuen Tarife mit denen von 2013 vergleicht, wird besonders deutlich, dass die Stammkunden, also die Fahrgäste mit einem Abo, regelrecht abkassiert werden. Und die Politik lehnt sich bequem zurück bzw. versteckt sich hinter dem selbst geschaffenen Index. Wie lange das noch gut geht? |
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Diese Überschrift findet sich seit Jahren in
jedem IGEB-Artikel zu VBB-Tariferhöhungen.
Die Unfähigkeit des VBB und seiner
Verkehrsunternehmen, Ungereimtheiten
und Ungerechtigkeiten im VBB-Tarif zu
beseitigen, scheint inzwischen chronisch
zu sein. Jede Verbesserung bzw. Vereinfachung
wird abgelehnt, wenn auch nur
ein Unternehmen minimale Fahrgeldeinbußen
fürchtet. Dabei wären gerade nach
der extremen 50-Prozent-Anhebung der
Strafe für Schwarzfahrer auf nun 60 Euro
Vereinfachungen im VBB-Tarif dringend
geboten.
In nahezu jedem SIGNAL-Heft berichten
wir über unlogische, ungerechte oder unverständliche
VBB-Tarife, doch geändert
wurde bisher fast nichts. Auch in diesem
Heft wird auf den nachfolgenden Seiten
ein Beispiel gezeigt, welchen Zumutungen
Fahrgäste ausgesetzt werden.
Berliner Fahrgastverband IGEB
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