Schienengüterverkehr

Gigaliner-Streckennetz massiv ausgeweitet

Riesen-Lkw bekommen Freifahrt zu Grenzübergängen

Während die neue Bundesregierung noch in der Sondierung steckt, weitet das Bundesverkehrsministerium die Fahrerlaubnis für Riesen-Lkw in Deutschland aus. Mit der sogenannten „achten Änderungsverordnung“ soll das Gigaliner-Streckennetz in fast allen Bundesländern wachsen. Schon bislang sind 11.600 Kilometer freigegeben. Außerdem soll ein Riesen-Lkw-Typ eine unbefristete Zulassung erhalten, bei dem zuvor noch Sicherheitsbedenken bestanden. „Verkehrsminister Alexander Dobrindt hat bis nach der Bundestagswahl gewartet und Fakten geschaffen, solange er noch geschäftsführend im Amt ist“, kritisierte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, Ende Oktober in Berlin.

Das größere Streckennetz umfasst viele Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen. Vor allem in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind zahlreiche Abschnitte hinzugekommen. Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg haben ebenfalls weitere Straßen für die Riesen freigegeben. Aufschlussreich sind laut Allianz pro Schiene besonders die Streckenausweitungen auf den Autobahnen zu den Grenzübergängen, etwa nach Belgien, Luxemburg, Frankreich und den Niederlanden. „Offenbar bereitet der Bund grenzüberschreitende Riesen-Lkw-Fahrten vor, obwohl die EU das verbietet“, sagte Flege und erinnerte daran, dass in den Nachbarländern Belgien und den Niederlanden bereits Gigaliner mit 60 Tonnen fahren dürfen. „Wenn die Grenzen offen sind, dann fällt auch in Deutschland die Gewichtsbeschränkung von 44 Tonnen.“

Die Allianz pro Schiene appellierte an die Politik, diesem klammheimlichen Faktenschaffen künftig ein Stoppschild zu zeigen. Wenn die neue Bundesregierung die Klima- und Umweltziele einhalten will, dann sollte sie den Güterverkehr als verkehrspolitische Großbaustelle ansehen. Wer Güter auf die Schiene verlagern will, darf nicht zugleich einen konkurrenzlos billigen Riesen-Lkw auf die Straßen loslassen.

Flege verwies auf die Protestplattform www.keine-gigaliner.de und auf eine Klage gegen die Riesen-Lkw-Zulassung, die Deutsche Umwelthilfe, BUND und Allianz pro Schiene im April 2017 vor dem Berliner Verwaltungsgericht angestrengt hatten.

Allianz pro Schiene

aus SIGNAL 5/2017 (November / Dezember 2017), Seite 23

 

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