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Sie lesen richtig: Nein, die BVG beschafft
noch immer keine neuen Fahrkartenautomaten
für die Straßenbahn – noch nicht.
Im Amtsblatt der EU wurde eine Ausschreibung
der BVG veröffentlicht, die an
ernsthaftem Interesse zum Kauf neuer Automaten
zweifeln lässt, denn gesucht werden
Hersteller, die der BVG im Rahmen einer
Modellerprobung ihr Produkt für 18 Monate
kostenlos (!) zur Verfügung stellen.
Die BVG, so die Begründung, möchte sehen,
welche technischen Möglichkeiten es gibt
und welche neuen Automaten die alten, nach
eigenen Angaben am Ende des Lebenszyklus
angekommenen und teilweise nicht funktionierenden
Automaten ersetzen können. Dass
bereits zwei Versuche gescheitert sind und
die bisherigen oftmals keine 2-Euro-Münzen
annehmen und damit zahlungswillige Fahrgäste
zu „Schwarzfahrern“ (sprich: Straftätern)
werden können, stört die BVG nicht.
Was möchte die BVG denn
gerne haben?
Gesucht wird ein Automat, der
ein Touch-Display im Mittelpunkt
hat, dessen Größe mit
mindestens 30 Zoll, das entspricht
76,2 cm, angegeben
wird – eine Größe, die nach
IGEB-Kenntnissen nicht zum
Standard gehört. Das Gerät soll
in die bestehenden Aufhängungen
der Fahrzeuge passen und
muss die Maße 60 cm Breite,
120 cm Höhe und 30 cm Tiefe
einhalten. Das Maximalgewicht
wird mit 120 Kilo angegeben.
Die Verkaufsoberfläche
muss für die BVG schnell änderbar
und aktualisierbar sein. Die
Automaten sollen keine Geldannahme
mehr haben und
ausschließlich Kartenzahlung
(auch in kontaktloser Form)
akzeptieren. Die Anbieter müssen
bereit sein, auch das Hintergrundsystem
kostenlos zur
Verfügung zu stellen.
Das sagt der
Fahrgastverband dazu
Die IGEB begrüßt, dass die BVG
endlich neue Automaten kaufen
möchte. Völlig unverständlich
ist aber die lange Testzeit von 18 Monaten.
In der Ausschreibung wird ein Pitch,
eine Art Verkaufswettbewerb, angekündigt,
der im Zeitraum 26. Februar bis 31. März
2018 erfolgen soll. Dann können die Teilnehmer
ihre zuvor eingereichten Konzepte einer
Experten-Jury vorstellen.
Danach soll es einen gemeinsamen Workshop
geben, und danach erfolgt wieder ein
Pitch, und erst dann sollen die Teilnehmer
für den 18-monatigen Versuch ausgewählt
werden.
Somit dürfte der Test bis voraussichtlich
2020 laufen, und die gerade verbaute Technik
könnte bereits wieder überholt sein – davon
abgesehen, dass nach einer erneuten
Ausschreibung frühestens 2021 oder gar
erst 2022 neue Automaten in Serie verbaut
werden würden.
Dies ist ein unhaltbarer Zustand und eine
Zumutung für die Fahrgäste.
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Es geht doch, liebe BVG. Die Stadtwerke in Halle (Saale) haben 2017 angefangen, in ihren Straßenbahnen neue Automaten einzubauen. Diese nehmen Münzen, Geldscheine, EC-Karten, Kreditkarten und ermöglichen auch kontaktlose Zahlungen. Ausgegeben werden Fahrscheine, die noch entwertet werden müssen. Somit können in der Straßenbahn auch Fahrscheine im Vorverkauf erworben werden. Foto: Stadtwerke Halle |
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Hinzu kommt der Mangel, dass die
neuen Automaten kein Bargeld mehr annehmen
sollen. Von der Tatsache einmal
abgesehen, dass der Euro laut Bundesbankgesetz
das einzige in Deutschland
gültige Zahlungsmittel ist, stellt sich die
Frage: Was machen Fahrgäste, die weder
eine EC-Karte oder ein Smartphone für ein
Onlineticket haben?
Wenn ein Fahrgast am Berliner Stadtrand,
sagen wir Karolinenhöhe, wohnt und morgens
zur Arbeit fahren muss, soll er künftig
eine Kreditkarte oder EC-Karte haben, um
einen Fahrschein kaufen zu können. Mal
abgesehen davon, dass nicht jeder Fahrgast
seine Daten preisgeben will, verfügt auch
nicht jeder Fahrgast über eine solche Karte,
zum Beispiel Kinder und Schüler und auch
solche Touristen aus dem Ausland, deren
Karte in Europa nicht akzeptiert wird.
Hier müssen endlich der Aufsichtsrat der
BVG unter Senatorin Ramona Pop und die
Verkehrssenatorin Regine Günther eingreifen
und dem Treiben ein Ende setzen. Es ist
nicht hinnehmbar, dass die Fahrgäste weitere
drei Jahre auf funktionierende Automaten
warten müssen und diese dann noch nicht
einmal Bargeld annehmen.
Übrigens: Was passiert, wenn sich niemand
auf diese Ausschreibung bewirbt?
(md)
IGEB Stadtverkehr
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