Vor 14 Jahren war ich der Berichterstatter im
Europäischen Parlament zum Eisenbahnverkehrsleitsystem
(ERTMS). Damals wie heute
sind sich alle einig: Das System hat nur Vorteile,
wie eine Erhöhung der Streckenkapazität
um 20 bis 30 Prozent oder einer Kostenreduzierung.
Es soll langfristig die über 20 verschiedenen
Signalsysteme in der EU ablösen.
ERTMS ist somit Grundvoraussetzung für
die Verwirklichung des einheitlichen Eisenbahnraums
in der EU und somit für die Erhöhung
der Wettbewerbsfähigkeit der Bahn.
Leider klaffen Anspruch und Realität weit
auseinander. Auch wegen der nationalen
Egoismen haben sich im ERTMS-System
wieder Insellösungen etabliert. In der Folge
sind in der EU zwar somit mehr als 15.000
Streckenkilometer mit ERTMS ausgerüstet,
aber es gibt keine einzige Lokomotive, die
dort überall fahren kann.
[Bild]201801_ertms_01.jpg|Hier ist das europäische Zugleitsystem ERTMS bereits
realisiert, Streckenkilometer der Kernnetzkorridore|Grafik: Holger Mertens, Quelle: Allianz pro Schiene|alttag[/Bild]
Der aktuelle Sonderbericht des Europäischen
Rechnungshofes kommt ebenso zu
einem ernüchternden Ergebnis. Dieser attestiert
einen regelrechten Flickenteppich
im Hinblick auf ERTMS in den Mitgliedstaaten:
Punktuelle Umsetzung und Probleme
bei der Interoperabilität sind dabei nur die
Kernprobleme.
Leider fällt auch Deutschland in der
Umsetzung negativ auf. Im sogenannten
Kernnetz ist nur 1 Prozent der Strecken mit
ERTMS ausgerüstet. Der europäische Durchschnitt
beträgt 8 Prozent.
Außerhalb der Europäischen Union ist
man weiter. Erneut geht die Schweiz mit
gutem Beispiel voran, weil das Land vollständig
auf ERTMS umgerüstet hat. Es gilt
einmal mehr: Die Schweiz ist in Sachen
Bahn Vorbild!
Michael Cramer br>
Mitglied des Europäischen Parlaments – Fraktion Die Grünen/EFA und Mitglied des Ausschusses für Verkehr und Tourismus
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