|
Montage: Holger Mertens |
|
Als im Juli 2007 das Berliner Museum für Naturkunde
nach einem Umbau wiedereröffnet
wurde, regte der Berliner Fahrgastverband
IGEB an, den nahe gelegenen U-Bahnhof
„Zinnowitzer Straße“ auf der U-Bahn-Linie
6 in „Naturkundemuseum“ umzubenennen.
Dies wäre eine angemessene Geste und eine
Hilfe für das bedeutende Museum. Gerade
weil das Land Berlin die Gelder, die für den
weiteren Wiederaufbau der im Krieg schwer
beschädigten Museumsgebäude erforderlich
sind, derzeit nicht zur Verfügung stellen
kann, solle es dieses renommierte Haus
wenigstens mit einer solchen preiswerten
Maßnahme unterstützen.
Der IGEB-Vorschlag stieß überwiegend
auf Zustimmung. „Sie können sich bestimmt
vorstellen, wie überaus erfreut ich als Generaldirektor
des Museums über Ihren Vorschlag
bin, allerbesten Dank“, schrieb Prof.
Reinhold Leinfelder.
Eine weitere Umbenennungsdebatte begann
im Januar 2008. Parteiübergreifend
wurde im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf
eine Umbenennung des U-Bahnhofs
„Thielplatz“ auf der U-Bahn-Linie 3 in „Freie
Universität“ befürwortet, die im Dezember
ihr 60-jähriges Bestehen feiert. Die IGEB
unterstützte den Vorschlag, weil ein großer
Teil der Studierenden mit der U-Bahn zur FU
fährt und viele von ihnen am U-Bahnhof
Thielplatz aussteigen. Auch Berlins Wissenschaftssenator
Prof. Jürgen Zöllner sprach
sich für eine Umbenennung aus.
Aber die verantwortliche
Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung
lehnt beide
Umbenennungen ab,
während die BVG nur
gegen eine Umbenennung
von „Thielplatz“
ist.
Natürlich ist es berechtigt
zu fragen,
ob traditionsreiche
Bahnhofsnamen
aufgegeben werden
sollen. Aber das Land
Berlin muss sich auch
fragen lassen, warum
es angesichts der nationalen
und internationalen
Bedeutung von Naturkundemuseum
und FU nicht bereit ist, solche öffentlichen
Einrichtungen durch einen Bahnhofsnamen
zu würdigen und zu fördern. Schließlich
hatte die Stadt keine Probleme damit, einen
Abschnitt der Lindenstraße in Axel-Springer-
Straße umzubenennen, um damit dem Axel-
Springer-Verlag eine entsprechende Adresse
zu verschaffen.
Besonders merkwürdig sind die Argumente
der BVG gegen die Umbenennung
des U-Bahnhofs Thielplatz. Zwar hat die
BVG Recht, dass das FU-Gelände groß wie
ein halber Stadtteil ist, aber es gibt in Berlin
bereits viele andere U-Bahnhofs-Namen,
die sogar für einen ganzen Stadtteil stehen,
z.B. Alt-Tegel, Friedrichsfelde oder Rudow.
Und wenn die BVG eine Umbenennung ablehnt,
weil ihr eine klare Zuordnung von Stationsnamen
und Örtlichkeit wichtig ist, dann
muss sie gerade den U-Bahnhof Thielplatz
umbenennen, denn einen Thielplatz gibt es
in ganz Berlin nicht.
Es spricht also viel für beide Bahnhofsumbenennungen.
Dagegen sprechen die
Kosten. Damit diese in einem vertretbaren
Rahmen bleiben, sollten sie erst zu einem
Fahrplanwechsel erfolgen, bei dem ohnehin
Fahrpläne und Netzspinnen ausgetauscht
werden. Berliner Fahrgastverband IGEB
|