Schauen wir großzügig über die vielen
Terminverschiebungen hinweg, die es seit
dem Beginn der Bauarbeiten gegeben hat.
Das Ergebnis zählt! Seit dem 1. März 2008
fährt der Prignitz-Express in Brandenburg
als Regionalexpress-Linie 6 (RE 6) nun auf
dem vollständig sanierten, fast 139 km
langen Abschnitt von Hennigsdorf über
Neuruppin, Wittstock und Perleberg nach
Wittenberge, auf großen Abschnitten jetzt
sogar mit einer Höchstgeschwindigkeit
von 120 km/h.
Beim Prignitz-Express ist gelungen, was
sich auch andere Regionen wünschen. Das
Land Brandenburg und die DB AG haben
sich zu der Strecke bekannt und gemeinsam
an deren Stärkung gearbeitet, obwohl
sie, wie so viele Strecken in Brandenburg,
auf großen Abschnitten durch einen dünn
besiedelten Raum führt. Von Anfang an
lag der Brandenburger Landesregierung
der Prignitz-Express besonders am Herzen.
Sie bezeichnete den Ausbau der Strecke als
eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte
und der ehemalige Verkehrsminister Hartmut
Meyer sah in der Schienenverbindung
eine Möglichkeit, dem drohenden
Bevölkerungsschwund
entgegenzuwirken.
Seit dem Baubeginn auf dem ersten Abschnitt
von Hennigsdorf nach Neuruppin
sind die Fahrgastzahlen kontinuierlich gestiegen.
2003 waren es nach einer Erhebung
des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg
noch durchschnittlich 1600 Fahrgäste pro
Tag. Nach Inbetriebnahme des zweiten Abschnitts
von Neuruppin nach Wittstock stieg
die Zahl 2006 auf 2400 Fahrgäste pro Tag!
Heute fährt der RE 6 Wittenberge—Neuruppin—
Hennigsdorf—Berlin-Spandau
stündlich. Nur am Wochenende gibt es
einen 2-Stunden-Takt auf dem nordwestlichen
Abschnitt zwischen Wittenberge und
Neuruppin.
Aber es ist nicht alles Gold. Einige Halte
werden nicht mehr bedient und der Gleisrückbau
wurde so konsequent umgesetzt,
dass bereits Verspätungen von wenigen
Minuten das gesamte Fahrplangerüst für
den Rest des Tages umwerfen. Und an zusätzliche
oder längere Züge ist auch nicht
zu denken. Gleise und Signale sind so knapp
bemessen, dass sie gerade für den funktionierenden
Regelbetrieb ausreichen. Deshalb
musste im letzten Jahr über viele Monate
wegen eines Güterzuges täglich ein planmäßiger
RE 6-Umlauf ausfallen.
Doch die Freude über den Erhalt der
Strecke überwiegt. Das klare Bekenntnis
des Landes Brandenburg zu dieser Strecke
hat Früchte getragen. Der Prignitz-Express
zeigt exemplarisch, dass auch in dünn besiedelten
metropolenfernen Regionen der
Bahnverkehr eine Chance hat, Fahrgäste zu
gewinnen, wenn die Politik ihm diese Chance
gibt. Warum hat das Verkehrsministerium
sich nicht auch an anderen Stellen so klar
zum Schienenverkehr bekannt? Sicherlich
hätte ein vergleichbarer Ausbau zum Beispiel
der inzwischen stillgelegten Abschnitte
der Brandenburger Städtebahn von Belzig
nach Brandenburg oder von Rathenow
nach Neustadt ein ebenso gutes Fahrgastergebnis
gebracht – aber hier war es politisch
nicht gewollt.
Noch etwas ist beachtlich: In Brandenburg
wird es sicherlich nie wieder so eine
preiswerte und nachhaltige Streckensanierung
geben. Für die 139 km wurden lediglich
143,5 Mio. Euro ausgegeben, wovon die DB
AG 51 Mio. Euro aus eigenen Mitteln beigesteuert
hat.
Was lehrt uns also der Prignitz-Express?
Mit politischem Willen und der Bereitschaft
aller Beteiligten lässt sich auch in bevölkerungsschwachen
Regionen ein attraktives
Bahnangebot auf die Beine stellen. DBV Berlin-Brandenburg
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