In diesen 20 Jahren hat sie sich eine hervorragende
Stelle im Berliner U-Bahn-Netz erobert.
Aus der Verbindungslinie zwischen Wedding, Moabit
und dem Zoogebiet wurde die wichtigste Nord-Süd
Verbindung der U-Bahn. Fahrgastzählungen haben
gezeigt, daß der Abschnitt Zoo-Hansaplatz die
höchsten Fahrgastzahlen aufweist. Wer einmal
den Abschnitt Leopoldplatz-Zoo in der Berufszeit
benutzt hat, wird unwillkürlich an die Zustände
in der U-Bahn nach Hertha-Spielen erinnert. Selbst
wenn man einen Sitzplatz erobert hat, ist man nicht
gerade zu beneiden; denn sollte man zwischen den
o.g. Stationen aussteigen wollen, so bleibt noch
immer der Kampf zur Tür.
Man könnte jetzt auf die Idee kommen und sagen, man
sollte doch mehr Züge fahren lassen, doch die wären
dann hinter Zoo bzw. Leopoldplatz leer. Also Verstärkungszüge
zwischen Leopoldplatz und Spichernstraße.
Am Leopoldplatz kein Problem; dort ist eine
große Kehr- und Abstellanlage vorhanden. Nur im Süden
hat man eine solche vergessen, denn die erste
Anlage aus Richtung Norden befindet sich hinter
Rathaus Steglitz (auf Zoo Kopf machen ist wegen der
kurzen Zugabstände so gut wie ausgeschlossen). Wer
sich nach dem Dunkel des Tunnels wenigstens an den
Bahnhöfen erfreuen will wird auch enttäuscht. Wegen
der damaligen Geldknappheit wurden die Bahnhöfe mit
langweiligen, einfarbigen Kacheln ausgestattet.
Selbst der Chefarchitekt der U-Bahnhöfe gibt zu,
daß die Bahnhöfe nur auf Anspruchslose wirken.
Rechtzeitig zum 20. Jahrestag (und schon etwas vorher)
beginnen sich die Kacheln zu lösen und geben
den Bahnhöfen zwischen Spichernstraße und Leopoldplatz
(-Tegel) die so lang vermißte individuelle
Note. Als es im Bahnhof Leopoldplatz fast so schlimm
aussah wie im Anhalter S-Bf, half man den letzten
fünf Kacheln nach und ließ hoffen, die Anspruchslosigkeit
der 5Oer Jahre werde einer neuen Wandgesta1tung
weichen. Man wurde nicht enttäuscht; statt
elfenbeinfarbigen Stationsschildern an hellblauen
Einheitskacheln prangen nun harmonisierende, knallrote
Stationsschilder. Gerechterweise sei hinzugefügt,
daß die späteren Linienerweiterungen individueller
und farbenfroher ausgestattet wurden.
Aber, wer hat schon die Zeit auf so etwas zu achten,
wenn er über die Bahnsteige hastet um auf die anderen
Linien umzusteigen. Die Linie 9 besitzt sechs
Umsteigebahnhöfe, bei denen sich Alfred Grenander
(Schöpfer der Bahnhöfe Alexanderplatz, Hermannplatz,
Gesundbrunnen usw.) im Grabe umdrehen würde.
1. LEOPOLDPLATZ
Wer am Leopoldplatz aus Richtung Zoo kommend in Richtung
Tegel weiterfahren will (und das sind eine ganze
Menge), der muß erst einmal an das nördl. Ende
des Bahnsteiges laufen und dann im Gedränge und Geschiebe
versuchen, die Rolltreppen zu erklimmen.
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IGEB-Vorschlag Umbau Zoo |
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2. ZOOLOGISCHER GARTEN
Wer am Zoo auf die Linie 1 will, kommt gar nicht erst auf die
Treppe, die schon 10m vorher verstopft ist. Die Treppe zu den
Zügen nach Schlesisches Tor ist zwar breit genug, nur was
nützt es, wenn man auf dem Bahnsteig rechts und links des
Schaukastens dann nur noch 2m hat.
3. KURFÜRSTENDAMM
Aufgrund des geringen Umsteigeverkehrs im Bahnhof Kurfürstendamm
gibt es dort z.Zt. keine Probleme. Was man sich aber dabei
gedacht hat, die Treppe zwischen dem Bahnsteig der Linie
9 und den Bahnsteig Richtung Wittenbergplatz so anzulegen,
daß man oben angekommen gleich gegen die Tunnelwand der
Linie 3 läuft, ist fraglich.
4. SPICHERNSTRASSE
Alte und Gebrechliche sollten den Bahnhof Spichernstraße meiden,
denn dort müssen sie aus Krumme Lanke kommend 3x treppauf
- treppab zur Linie 9 gelangen.
Nun gut; Planungssünden aus den 50er Jahren - aber auch in den
70er Jahren wurde gesündigt.
5. BERLINER STRASSE
Treppen und Bahnsteige des Bahnhofs Berliner Straße sind so
schmal, daß man annehmen könnte, die Planer gingen von 10
Umsteigern pro Zug aus. Nun gut, zwischen den Bahnsteigen der
Linie 9 liegt ein Autotunnel, aber hätte man nicht trotzdem
die beiden Bahnsteige ein paar Meter breiter machen können?
6. OSLOER STRASSE
Die kreuzförmige Treppenanlage im Schnittpunkt der beiden
Bahnsteige des Bfs Osloer Str. greift auf bewährte Lösungen
zurück (Gleisdreieck). Aber auch hier wurde an Bahnsteigbreite
gespart. Ob dieser Bahnhof auch größerem Umsteigeverkehr
gerecht wird, zeigt die Zukunft.
Da es ziemlich kostenaufwendig ist, das Tunnelprofil nachträglich
zu vergrößern, bleibt doch die Hoffnung, daß die zuständigen
Planer in Zukunft bei Umsteigebahnhöfen von Anfang an
größere Bahnsteigbreiten einplanen und sich nicht an veraltete
Statistiken über das zu erwartende Verkehrsaufkommen orientieren.
Wenn man Autofahrer in die U-Bahn bringen will, kann man
ihnen nicht statt einen gepolsterten Sitzplatz Geschiebe und
Gedränge auf Bahnhöfen und vollbesetzten Zügen anzubieten.
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IGEB-Vorschlag U-Bhf Leopoldpl |
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ABHILFE:
Realisierbare Maßnahmen in absehbarer Zeit:
U-Bf Zoo: Bau einer dritten Treppe vom Bahnsteig der Linie 9
zur Verteilerhalle, damit der Umsteigeverkehr vom Zielverkehr
getrennt wird. Die dritte Treppe könnte auch inform von zwei
Rolltreppen angelegt werden, die nur nach oben laufen. Im
Zuge eines Umbaus des Fern-Bahnhofs Zoo sollte man sich auch
an eine Umgestaltung des U-Bahnhofs heranmachen (große Verteilerhalle
unter dem Hardenbergplatz, größere Bahnsteige,
mehr Treppen etc.)
U-Bf Leopoldplatz: Statt der nördl. großen Treppe sollte eine
kreuzförmige Treppenanlage für den Umsteigeverkehr angelegt
werden, um eine Ballung an der nördl. Treppe zu vermeiden.
Uwe Kutscher
Technischer Leiter
der Interessengemeinschaft Eisenbahn Berlin e.V IGEB
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