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Bahnhof Königs Wusterhausen an der Görlitzer Bahn. Die Fahrzeit Berlin—Cottbus bleibt bei 92 statt 63 Minuten. Foto: Marc Heller |
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Infrastrukturminister Reinhold Dellmann:
„Entgegen konkreter Absichtserklärungen
des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen
Bahn AG gegenüber dem Land Brandenburg
und einer vertraglichen Vereinbarung,
mit der das Land insgesamt 5,5 Mio Euro
Planungskosten zur Beschleunigung des
Ausbaus vorfinanziert, verschiebt die Deutsche
Bahn Netz AG den ursprünglich bis zum
Ende 2011 vorgesehenen Streckenausbau
von Cottbus nach Berlin für eine Geschwindigkeit
von 160 km/h auf unbestimmte Zeit.
Dies ist nicht akzeptabel und muss den Eindruck
erwecken, dass die Deutsche Bahn
AG mit Blick auf den geplanten Börsengang
bewusst in Kauf nimmt, dass wichtige Teile
des Landes Brandenburg weiterhin keine
akzeptable Eisenbahnanbindung haben.“
Für die Strecke zwischen Cottbus und Berlin
Ostbahnhof war eine Fahrzeitverkürzung
von derzeit 92 Minuten auf bis zu 63 Minuten
vorgesehen. Im Rahmen der Ausrüstung
mit elektronischer Stellwerkstechnik für
eine Streckengeschwindigkeit von 160 km/h
ist nun lediglich der Streckenabschnitt Lübbenau—
Cottbus vorgesehen. Ohne den
Ausbau der gesamten Strecke, bringt dieses
Teilstück keinen nennenswerten Vorteil für
die Bahnkunden.
Durch die Verzögerungen ist eine schnelle
Umsetzung für eine verkehrsgerechte Anbindung
des Oberzentrums Cottbus und der
angrenzenden polnischen Region an Berlin
und den Flughafen BBI auf absehbare Zeit
nicht möglich. Die vorgesehene Fahrzeitverkürzung
zwischen Cottbus und Berlin Ostbahnhof
wird auf unbestimmte Zeit nicht
erreicht. (Pressemitteilung vom 4.6.2008)
Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung
Ausbau Berlin—Cottbus muss kommen –
und zwar auf der gesamten Strecke!
VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz kritisiert die Entscheidung der Deutschen
Bahn AG scharf, den Streckenbausbau zwischen Berlin und Cottbus zu verschieben.
Fahrtzeitverkürzungen können damit nicht realisiert und die Anbindung der Lausitz
an Berlin nicht verbessert werden.
Am 16. September 2006 hatte sich die Deutsche
Bahn AG – passenderweise beim „Tag
für die Fahrgäste“ von VBB und Cottbusverkehr
– gegenüber dem Land Brandenburg
verpflichtet, bis zum Jahr 2011 die gesamte
Strecke zwischen Berlin und Cottbus auf
eine Streckengeschwindigkeit von 160 km/h
auszubauen. Im Gegenzug unterstützte das
Land Brandenburg die DB bei Planungsaufgaben
massiv finanziell.
Bahn und Bund haben nun einseitig ihre
Investitionsprojekte neu priorisiert und dabei
prestigeträchtigen Neubaustrecken den
Vorzug eingeräumt. Die Folgen für den Eisenbahnverkehr
im Südosten Brandenburgs
sind katastrophal: Mit einem Ausbau auf der
gesamten Strecke würde eine Fahrtzeitverkürzung
von einer knappen halben Stunde
ermöglicht. Die Modernisierung des ersten
Teilstücks zwischen Cottbus und Lübbenau
allein, der in der zweiten Jahreshälfte 2008
stattfinden wird, wird dagegen für den Fahrgast
praktisch keinen Vorteil bringen. Die
hier zu erreichende Beschleunigung wird
nicht ausreichen, um andere Zwangsstellen
im Fahrplan umgehen zu können. Die Züge
werden an anderen Stationen lediglich längere
Standzeiten haben.
Auch der internationale Verkehr wird die
Auswirkungen spüren. Die Fahrtzeit mit
dem Zug von Berlin nach Wrocław (Breslau)
liegt derzeit auf dem Niveau von 1895 (!),
nämlich je nach Verbindung zwischen fünfund
sechseinhalb Stunden. Der Konkurrenzkampf
des Schienenverkehrs mit dem Auto
ist damit nicht zu gewinnen.
VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz:
„Diese einsame und unabgestimmte Entscheidung
ist absolut nicht hinnehmbar. Es
zeigt sich erneut, wie wichtig ein starkes
Mitspracherecht der Bundesländer über die
Infrastrukturentwicklung der Bahn ist. Hierzu
muss dringend eine Regelung her, andernfalls
droht die Bahnteilprivatisierung zu einem Desaster
zu werden: Nur noch Magistralen und
Prestigeobjekte werden gefördert, die Fläche
und teilweise sogar internationale Verbindungen
werden abgehängt.“ (Pm 5.6.2008)
Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg
DB brüskiert Brandenburg und die Fahrgäste
Einen solchen Affront gegenüber einem Geschäftspartner
kann sich nur ein Monopolist
wie DB Netz erlauben. Es ist zugleich aber
auch ein Armutszeugnis für den Eigentümer:
den Bund. Es wäre schön, wenn sich
die Verwaltung von Bundesverkehrsminister
Wolfgang Tiefensee und die Bundestagsabgeordneten
mit solch ungeheuerlichen Vorgängen
bei der DB ähnlich intensiv befassen
würden, wie aktuell mit der Dachverlängerung
beim Berliner Hauptbahnhof.
Der kämpferische Ton in den Pressemitteilungen
des brandenburgischen Ministeriums
und des Verkehrsverbunds ist aus
Fahrgastsicht zu begrüßen. Er ist zugleich
ein Indikator für das Ausmaß der Verärgerung,
denn die Strecke Berlin—Cottbus ist
für die Entwicklung der Niederlausitz von
großer Bedeutung. Dementsprechend war
das Land Brandenburg auch bereit, hier mit
über 5 Mio Euro die Planung zu unterstützen.
Dass die Bahn nun ausgerechnet dieses Projekt
ruhen lässt und das Land dermaßen vor
den Kopf stößt, kann aus Fahrgastsicht nur
als katastrophal bezeichnet werden.
Hoffentlich haben das Land Brandenburg
und der VBB einen langen Atem, damit dem
kämpferischen Ton gegenüber der DB AG
bald auch Taten folgen.
IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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