Die Deutsche Bahn AG und die Österreichischen
Bundesbahnen haben zum letzten
Fahrplanwechsel begonnen, ihr Angebot
im internationalen Fernverkehr attraktiver
zu gestalten. Seit dem 10. Dezember 2006
verkehrt vorerst ein ICE-Zugpaar täglich
zwischen Wien und München (ICE 116:
Wien Westbahnhof ab 6.14 Uhr, München
an 10.31 Uhr) bzw. in der Gegenrichtung
(ICE 117: München Hbf ab 17.23 Uhr, Wien
Westbahnhof an 21.43 Uhr). Zeitgleich eingerichtet
wurde die ICE-Verbindung Wien
Westbahnhof—Bregenz, vorerst ebenfalls
mit einem Zugpaar.
Diese neuen ICE-Angebote leiten eine
Kooperation zwischen DB und ÖBB im Personenfernverkehr
ein, die in den kommenden
Jahren weiter ausgebaut werden soll. In
einem Joint Venture bilden beide Bahnen
dazu ab Jahresende einen gemeinsamen
Fahrzeugpool, an dem die DB mit acht und
die ÖBB mit drei ICE-T-Zügen (ICE-Triebzüge
mit Neigetechnik, Baureihe 411) beteiligt
sein werden.
Geplant sind ab Dezember 2007 eine
neue ICE-Linie Frankfurt am Main—Passau—
Wien im 2-Stunden-Takt, die aufgrund
von Ausbaumaßnahmen in Österreich
erhebliche Fahrzeitverkürzungen
bieten wird, und weiterhin zusätzliche
ICE-Verbindungen auf den Strecken München—
Wien, Wien—Bregenz und Wien—
Innsbruck.
Diese Zusammenarbeit zwischen den Bahnen
verspricht für die Bahnkunden also erfreuliche
Verbesserungen. Eine in dieser Form
praktizierte grenzüberschreitende Zusammenarbeit
ist leider auch heute keine Selbstverständlichkeit,
wenn man beispielsweise an
die fehlenden Impulse im Bahnreiseverkehr
zwischen Deutschland und Polen denkt.
Das derzeit realisierte ICE-Angebot zwischen
München und Wien kann allerdings
aus Fahrgastsicht noch nicht zufrieden stellen.
Ersetzt wurde lediglich ein bislang in
dieser Fahrplanlage verkehrendes EuroCity-
Zugpaar. Die Fahrzeit beträgt bei ICE 117
zwischen München Hbf und Wien Westbahnhof
4 Stunden, 20 Minuten. Der EuroCity 63
benötigt beispielsweise für dieselbe Strecke
bzw. bei derselben Anzahl von Zwischenhalten
dagegen nur 4 Stunden, 7 Minuten. Die
einfache Fahrt kostet in der 2. Klasse mit dem
ICE 76 Euro (Normaltarif), für die EuroCity-
Verbindungen jedoch nur 72 Euro! Die Fahrpreisgestaltung
ist somit im vorliegenden Fall
nicht nachvollziehbar; allein der Einsatz eines
ICE-Triebzuges rechtfertigt wohl kaum einen
Zuschlag von 4 Euro.
Solange mit den ICE-Verbindungen im
Vergleich zum EuroCity-Angebot keine deutlichen
Fahrzeitverkürzungen erzielt werden
können, wären DB und ÖBB daher gut beraten,
auf derartig unangemessene Zuschläge
zu verzichten und damit unnötigen Ärger
auf Seiten ihrer Kunden zu vermeiden! Deutscher Bahnkunden-Verband
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