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Minister Thomas Jurk (rechts) und Eisenbahnpionier Friedrich List. Fotomontage: EFWO „Friedrich List“ e. V. |
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Nach Aussage des Sächsischen Wirtschaftsministeriums
liegt es am fehlenden Fahrdraht,
dass es keinen durchgängigen Fernverkehr
auf der Sachsen-Franken-Magistrale
gibt. Weit über 900 Millionen Euro wurden in
den Ausbau dieser Strecke bereits investiert.
Die Fahrleitung zwischen Reichenbach und
Dresden wurde für viel Geld erneuert. Aber
auf eine durchgängige Elektrifizierung wartet
man nach wie vor. Seit Dezember 2006
verkehrt der Fernverkehrsersatz als „Sachsen-
Franken-Express“ durchgehend mit
Diesel – weite Strecken unter Fahrdraht.
Im Jahr 2001 wurde noch mit großem
Brimborium auf der Sachsen-
Franken-Magistrale der Diesel-
ICE auf Reisen geschickt. Nun
soll der Bevölkerung weis gemacht
werden, dass die längst
erfundene Diesellokomotive
für schelle Züge keinen
Schnellzug oder InterRegio
mehr ab Reichenbach in Richtung
Regensburg—Nürnberg
befördern könne. Die Strecke
ist ab Reichenbach im Vogtland
in Richtung Hof—Nürnberg
nicht elektrifiziert. Ist dies ein glaubhafter
Grund für
einen fehlenden
Fernverkehr?
Tunnel und andere
Kunstbauten,
wie die Göltzschtal-
oder Elstertalbrücke,
stellen
nachvollziehbare
Barrieren dar. Es
fuhren in der Tat
wohl mehr Interzonenzüge
aus der
damaligen DDR in
Richtung BRD, als
das, was derzeit
als Eisenbahnfernverkehr
angeboten
wird. Die
Großstadt der Wirtschaftsregion Südwestsachsen
Zwickau hat sich zur Frage Sachsen-
Franken-Magistrale aktuell positioniert:
„Defizite sind insbesondere in der Bahnanbindung
gegeben. Gerade die Defizite auf
der Sachsen-Franken-Magistrale bedeuten
einen erheblichen Nachteil.“
Schlussfolgerung: Der Fernverkehr muss
auch ohne Fahrdraht wieder ins Rollen kommen!
Es kann nicht sein, dass wegen fehlender
Oberleitung jahrelang keine Fernverkehrszüge
fahren sollen. Dies ist angesichts
ausgegebener Steuermillionen eine Zumutung
– auch unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkte
– und kein Wegbereiter, wenn
es um die Frage geht, mehr Menschen zum
Umsteigen auf die Schiene zu bewegen. Die
DB AG steht hier ebenso in der Verantwortung
wie die Politik auf Bundes- und Landesebene.
Im Interview: Minister Thomas Jurk
EFWO „Friedrich List“ im DBV: Schienenpersonenfernverkehr
auf der Sachsen-Franken-Magistrale und Elektrifizierung Hof—
Reichenbach/Vogtland. Wie positionieren Sie sich zu diesem
aktuell brisanten Thema?
Thomas Jurk, Minister für Wirtschaft und Arbeit des Freistaats
Sachsen:
Der sächsische Teil der Sachsen-Franken-Magistrale ist
der wohl wichtigste für den Schienenstrang. Mit Leipzig, Dresden,
Chemnitz, Zwickau, Plauen, Görlitz, Freiberg und Bautzen liegen
nicht weniger als die acht größten Städte Sachsens an dieser Strecke.
Die bisher getätigten Investitionen sind mit 937 Millionen Euro
gewaltig. Sie können sich aus wirtschaftlicher, verkehrlicher und
ökologischer Perspektive erst dann rechnen, wenn das Vorhaben
fertig gestellt ist.
Die rasche Realisierung des Projektes ist auch deshalb geboten,
um eine annähernd zeitgleiche Verkehrswirksamkeit mit dem
City-Tunnel Leipzig zu erreichen. Wir wollen neben der Elektrifizierung
Reichenbach—Hof auch den Ausbau des Abschnittes
Leipzig—Crimmitschau und die Komplettierung des Abschnitts
Dresden—Hof. Die Strecke muss durchgehend attraktiv werden.
Mein Ziel ist es, dass die bisher von Bundesseite vorgesehene
Einordnung der Schieneninfrastrukturprojekte zugunsten der
Sachsen-Franken-Magistrale verändert wird oder dass andere
Wege für die rasche Realisierung des Vorhabens gefunden werden.
Ich bin dazu mit meinem Kollegen, Bundesverkehrminister
Wolfgang Tiefensee, im Gespräch. Unser Angebot steht. Wir sind
bereit, die Vorentwurfsplanung der Elektrifizierung des Abschnittes
Reichenbach—Plauen—Landesgrenze Sachsen/Bayern—Hof
aus eigenen Mitteln zu finanzieren.
EFWO: Gibt es neue Erkenntnisse oder Neuerfindungen im
Eisenbahnwesen, welche einen zukünftigen Schienenpersonenfernverkehr
auf dieser Strecke Nürnberg—Hof—Plauen—
Zwickau—Chemnitz—Dresden wieder attraktiv werden
lassen könnten?
Thomas Jurk: Die derzeitige Lösung der DB AG, Fernverkehr mittels
eines in IC-Farben lackierten Nahverkehrs-Neigetechniktriebwagens
VT 612/614 anzubieten, stellt einen Fortschritt gegenüber
den bisherigen Angeboten dar. Das kann aber nur eine Etappe auf
dem Weg zu einem hochwertigen, attraktiven Fernverkehrsangebot
sein. Es bedarf keiner Neuerfindungen, sondern vielmehr
der Bereitschaft der DB AG, die vorhandene Elektrifizierungslücke
möglichst rasch zu schließen. Damit würde es endlich möglich, die
vorhandenen ICE- bzw. IC-Neigetechnikfahrzeuge für hochwertige
Fernverkehrsangebote auf der Sachsen-Franken-Magistrale
einzusetzen. Attraktive Angebote im Fernverkehr sind auch im
Hinblick auf den Klimaschutz nötig. EFWO „Friedrich List“ im DBV
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