|
Kurz nach den Feierlichkeiten zum 125-jährigen
Bestehen der Straßenbahn hatte BVGVorstand
Thomas Necker erneut eine Stilllegungsdebatte
losgetreten (siehe SIGNAL
3/2007). Diese wurde nun von Berlins Verkehrssenatorin
Ingeborg Junge-Reyer am
21. März mit klaren Worten beendet:
- Wo gefahren und wo stillgelegt wird, entscheidet
das Land Berlin und nicht die BVG.
- Die Straßenbahn in Berlin hat eine Zukunft,
sie ist für den Ostteil Berlins so unersetzlich
wie die U-Bahn für den Westteil.
- Die Straßenstrecke nach Rosenthal (M 1)
wird nicht stillgelegt, sondern ausgebaut.
Anlass für die Diskussion um die M 1 waren
der bevorstehende Straßenausbau in der
Friedrich-Engels-Straße und die mit täglich
rund 3200 Fahrgästen unzureichende Auslastung
der auf dieser Straße verkehrenden
Tram.
Deshalb erfolgte eine sogenannte Standardisierte
Bewertung mit drei Szenarien:
- Ersatz der Straßenbahn durch Busse,
- Ausbau der Straßenbahn und Anpassung
einiger Buslinien sowie
- Verlängerung der Straßenbahn von Rosenthal
durch das Märkische Viertel zum
S- und U-Bahnhof Wittenau.
Den höchsten Nutzen-Kosten-Wert erreichte
der Ausbau der vorhandenen Straßenbahnstrecke.
Aber auch die Verlängerung erreichte
einen Wert über 1, womit ausgesagt
wird, dass der (volkswirtschaftliche) Nutzen
höher ist als die Kosten. Beim Ausbau verdoppelt
sich die tägliche Fahrgastzahl auf
6000 bis 7000, bei der Verlängerung nach
Wittenau werden 8000 bis 9000 erreicht.
Der höheren Fahrgastzahl stehen allerdings
deutlich höhere Kosten gegenüber, weshalb
der Nutzen-Kosten-Faktor niedriger ist.
Als Konsequenz aus der Untersuchung
entschied die Senatorin, dass die Friedrich-
Engels-Straße mit Straßenbahn ausgebaut
wird und dass die Frage einer weiteren Verlängerung
nach Wittenau im Rahmen der
Fortschreibung des Stadtentwicklungsplanes
Verkehr zu klären ist. Berlin müsse wieder
über Trassenfreihaltungen nachdenken,
um künftige Entwicklungen im öffentlichen
Verkehr nicht zu verbauen.
Nach dieser beeindruckenden Vorstellung
bleibt zu wünschen, dass die Senatorin mit
gleicher Energie die überfälligen Streckenverlängerungsprojekte
angeht, zum Beispiel
in Adlershof, wo es
bereits einen Planfeststellungsbeschluss
gibt, der vom Verfall
durch fehlenden Baubeginn
bedroht ist.
Berliner Fahrgastverband IGEB
|