Es war kein Scherz. Zum 1. April gab es im
VBB-Tarif zahlreiche Preisanhebungen. Positiv
ist, dass es 2006 keine Erhöhungen gab
und auch jetzt ein erheblicher Teil der Tarife
in Berlin stabil blieb, auch bei den preiswerten
Schülermonatskarten und bei der Sozialkarte.
Negativ ist, dass viele Tarife in Brandenburg
und einige in Berlin überdurchschnittlich angehoben
wurden. Negativ ist außerdem, dass
die meisten Tarife im Verkehrsverbund Berlin-
Brandenburg weiterhin zu den höchsten in
Deutschland gehören, während die Kaufkraft
in Berlin und Brandenburg deutlich unter dem
Bundesdurchschnitt liegt.
Tageskarte
Während der Einzelfahrschein in Berlin im
Preis stabil blieb, wird die Tageskarte von
5,80 auf 6,10 Euro verteuert. +5,2% Dabei war
lange Zeit diskutiert worden, sie im Preis zu
senken.
Monatskarte
Die einzeln gekaufte Monatskarte in Berlin
wurde von 67 auf 70 Euro verteuert. +4,5%.
Man muss also 34 Mal im Monat einen Einzelfahrschein
kaufen, damit sich der Kauf einer
Monatskarte lohnt. In Potsdam lohnt sich das
beispielsweise bereits ab 21 Fahrten, in München
ab 27.
Jahreskarte
Man wolle die Stammkunden bei dieser Tarifrunde
besonders belohnen, hieß es. Für
Berliner Fahrgäste mit Jahreskarte trifft das
auch zu, sie zahlen nicht mehr. Brandenburger
Fahrgäste müssen demgegenüber für ihre
Jahreskarte z. B. für einen Landkreis +3,4%
mehr bezahlen.
Wer es als Berliner oder Brandenburger
aber wagt, regelmäßig in beiden Ländern
zu fahren, muss dafür jetzt besonders teuer
bezahlen. Die Jahreskarte Berlin ABC + 1
Landkreis wurde um +6,5% und die Jahreskarte
VBB-Gesamtnetz um +6,8% verteuert.
Offensichtlich hatte diese Fahrgastgruppe
keine Lobby, weder in der Berliner noch in der
Brandenburger Politik.
Fahrradkarte
Während die Berliner Freizeitkarte 2005 u. a.
mit der Begründung abgeschafft wurde, man
wolle die Vertriebskosten durch zu viele verschiedene
Angebote senken, wurden mit der
Abkoppelung der Fahrradmitnahme vom
Ermäßigungstarif in Berlin nun acht neue
Positionen „Fahrradtarif“ eingeführt. Diese
sind überwiegend teurer als der bisherige Ermäßigungstarif,
was statistisch aber keine Erhöhung
ist, weil es als Neuangebot gewertet
wird. So kostet die Fahrradmitnahme für eine
Fahrt in Berlin jetzt 1,50 statt 1,40 Euro. +7,1%
Sozialkarte (Berlin-Ticket S)
Zu dieser Monatskarte fiel die Entscheidung
erst 10 Tage vor dem 1. April. Aber es war eine
gute Entscheidung: Zum einen blieb der Preis
stabil bei 33,50 Euro. Das ist zwar für viele der
Betroffenen immer noch ein hoher oder gar
zu hoher Preis, aber die Zahl von inzwischen
monatlich rund 130 000 verkauften Tickets
zeigt, wie viele von dieser Preisstabilität profitieren.
Zum anderen wurden die Nutzungsmöglichkeiten
in wichtigen Punkten denen
des VBB-Tarifs für die Umweltkarte AB angepasst,
also
- Gültigkeit des Sozialtickets auch auf Regionalzügen,
- Möglichkeit zur Nutzung eines Anschlussfahrscheins
für den C-Bereich.
Damit haben SPD und Linkspartei.PDS ihre
Koalitionsvereinbarung vom Oktober 2006
an dieser Stelle erfolgreich umgesetzt.
Fazit
Selten ist bei einer Tariferhöhung die Differenz
zwischen „Gewinnern“ und „Verlierern“ so
groß gewesen. Entsprechend uninteressant
bzw. ärgerlich ist für die einzelnen Fahrgäste
der Verweis auf den statistischen VBB-Durchschnittswert
von unter 3%. Die beachtliche
Zahl stabiler Fahrpreise in Berlin ist ohne Frage
ein Erfolg. Aber die unbegründete überdurchschnittliche
Erhöhung einzelner Tarifposten
und die zunehmende Zahl struktureller Ungereimtheiten
in der Tarifstruktur unterstreichen
die Dringlichkeit der Forderung von Berlins
Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, die
bereits am 9. Oktober 2006 eine grundlegende
Tarifstrukturreform angemahnt hatte.
Berliner Fahrgastverband IGEB
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