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Sturmschaden am neuen Berliner Hauptbahnhof. Ein zwei Tonnen schwerer Stahlträger war aus der Fassade gerissen worden (Bild oben) und auf eine öffentliche Treppe (Bild unten) gestürzt. Durch den Sturz wurde ein zweiter Träger herausgerissen und ein dritter beschädigt. Zum Glück kamen keine Menschen zu Schaden. Foto: Florian Müller |
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Am 18. Januar zog Orkan „Kyrill“ über Mitteleuropa
hinweg. Berlin kam vergleichsweise
glimpflich davon und geriet dennoch in die
überregionalen, ja internationalen Schlagzeilen.
Einziger Grund dafür war ein Schaden
am gerade erst vor acht Monaten feierlich
eröffneten Berliner Hauptbahnhof.
An Europas modernstem Bahnhof, so die
Werbung der Bahn, fiel kurz nach 19 Uhr
durch den Orkan ein Träger von der Fassade
der sogenannten Bügelbauten herab. Er
stürzte auf eine öffentliche Treppe, doch
wie durch ein Wunder kam kein Mensch zu
Schaden. Außerdem hatte der Absturz auch
keine Auswirkungen auf die Standsicherheit
der Gebäude. Die Bahn reagierte schnell
und ließ alle anderen Träger innerhalb einer
Woche baulich sichern.
Für viele Reisende kam diese Nachbesserung
jedoch zu spät. Sicherheitshalber hatte
die Bahn den Hauptbahnhof nach dem Absturz
räumen lassen und alle Züge bis zum
Betriebsschluss umgeleitet. Das betraf am
Abend des 18. vor allem den Regional- und
S-Bahn-Verkehr, da der Fernverkehr wegen
des Orkans erstmals in der Geschichte der
DB deutschlandweit eingestellt worden war.
Auch am folgenden Tag war der Verkehr
noch bis mittags unterbrochen.
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Foto: Florian Müller |
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Hauptbahnhof-Sperrung zum Zweiten
Nachdem sich der Bahnverkehr gerade
erst normalisiert hatte, ließ die Bahn den
Hauptbahnhof am 21. Januar wegen eines
weiteren Sturmtiefs erneut räumen. Der
oberirdische Fernverkehr wurde umgeleitet,
aber die Regionalzüge und S-Bahnen fuhren
zumindest zeitweise ohne Halt durch.
Erneut waren zehntausende von Reisenden
des Fern-, Regional- und
Nahverkehrs betroffen.
Mit einem solchen
Bauschaden konnte
niemand rechnen. Und
niemand warf der Bahn
vor, dass sie den Bahnhof
aus Sicherheitsgründen
zwei Mal sperrte,
bis die Nachbesserungsarbeiten
abgeschlossen
waren. Aber das jeweils
folgende Chaos brachte
der Bahn schwerste
Vorwürfe ein – zu Recht.
Wie so oft bei Störungen
zeigte sich, dass die DB
über kein qualifiziertes
Krisenmanagement verfügt.
Die Organisation
des auf der Stadtbahn
unterbrochenen Zugverkehrs
war schlecht
und die Information der
Betroffenen war katastrophal.
Auf den Bahnhöfen,
in der Pressearbeit
und im Internet gab
es schwere Missstände.
Immerhin entschuldigte
sich die DB ausdrücklich
bei ihren Kunden, allerdings
erst nach mehreren
Tagen und somit
unverständlich spät.
Wehmütig erinnerten
sich viele Reisende an
den Bahnhof Zoo, den
die Bahn als Fernbahnhof
noch immer konsequent ignoriert. Folgerichtig
wurde die Bahn mit Forderungen
nach Fernbahnhalten im Bahnhof Zoo geradezu
überschüttet. Allerdings hat dieser
Bahnhof mit seinen vier Bahnsteigkanten für
den Fern- und Regionalverkehr bei weitem
nicht die Kapazität, um als Kopfbahnhof für
alle Züge auf der Stadtbahn zu fungieren.
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Mangelhafte Fahrgastinformation am Hauptbahnhof. Bei den neuen Berliner Fernbahnhöfen werden auf den großen Tafeln (Bild links) ebenso wie auf den kleinen Stelen (rechts) nur die Zugnummern, nicht aber die viel wichtigeren Liniennummern angezeigt. Dass die DB es auch besser kann, zeigt sie am Bahnhof Zoo. Fotos: Florian Müller |
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Bahnöfe Spandau und Gesundbrunnen
mangelhaft
Die Chaostage der Bahn offenbarten aber
auch, dass die Ausweichbahnhöfe Berlin-
Spandau und Berlin-Gesundbrunnen für
eine größere Zahl von Fernverkehrsreisenden
vollkommen ungeeignet sind. So
erwiesen sich die Treppenanlagen in Spandau
erneut als gravierende Fehlplanung.
Und in Gesundbrunnen fehlt jeglicher
Mindeststandard für die Information, den
Aufenthalt und die Versorgung von Fernreisenden.
Außerdem sind auf allen neuen Bahnhöfen
die Zugzielanzeiger unzureichend.
Immer wieder suchen Fahrgäste die Linienbezeichnung
ihres Regionalexpresses. Wie
man besser informieren kann, zeigt die DB
selbst – am Bahnhof Zoo.
Geärgert haben sich viele am 18. Januar
gestrandete Reisende auch, dass die DB
bis zum nächsten Morgen nur eine kostenpflichtige
Informationsnummer anbot. Erst
danach wurde eine kostenlose Hotline geschaltet,
obwohl die Warnungen vor „Kyrill“
bereits zwei Tage zuvor Deutschlands Medienthema
Nummer eins waren.
Weder einen Orkan noch jeglichen
Bauschaden kann die DB verhindern, aber
sie kann sehr viel mehr für ein funktionierendes
Krisenmanagement tun. Berliner Fahrgastverband IGEB
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