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Gekürztes Angebot und mangelnde Koordination im Umlandverkehr: Die BVG-Buslinie 118 endet seit Dezember an den Wochenenden wie zu Mauerzeiten in Steinstücken. Das große Stern-Einkaufs-Center in Potsdam-Drewitz erreicht man dann nur mit Umsteigen. Hier im Bild die Haltestelle S-Bahnhof Wannsee. Foto: Raul Stoll |
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Besonders getroffen hat es die brandenburgische Gemeinde Großziethen im Süden Berlins, deren Buslinie 735 nach Berlin-Rudow und nach Berlin-Lichtenrade (zum S-Bahnhof Schichauweg) ersatzlos und ohne längere Vorankündigung eingestellt worden ist. Die Linie 735 war bisher eine attraktive Verbindung aus Großziethen in die Berliner Innenstadt. So konnte man beispielsweise stündlich aus Großziethen den Potsdamer Platz mit einmaligem Umsteigen in nur 40 Minuten erreichen und war somit schneller als mit dem Auto. Die Nutzung der Linie 735 war entsprechend gut. Eingestellt wurde sie nicht wegen zu geringer Fahrgastzahlen, sondern nur aus Geldmangel. Gleichzeitig feiert man in Brandenburg den vierspurigen Ausbau diverser Straßen im Umland von Berlin. Das kostet zwar viele Millionen, aber hier gibt es offenbar keinen Geldmangel.
Hat man vor einigen
Jahren noch leere
Busse gestrichen,
entfallen nun auch
gut gefüllte Fahrten.
Die Einhaltung eines
unteren Mindeststandards beim öffentlichen
Nahverkehr (mehr hat Brandenburg
ohnehin nicht mehr zu bieten) ist für die
Brandenburger Landesregierung bzw. für
die für Busbestellungen zuständigen Landkreise
anscheinend kein Ziel mehr.
Fahrgast-Proteste in Großziethen
Erfreulich ist, dass sich in Großziethen inzwischen
heftiger Widerstand regt. Eine
starke Protestinitiative hat schon 1000
Unterschriften gegen die Streichung
der Buslinie gesammelt und mit mehreren
Medienberichten das Thema in die
Öffentlichkeit gebracht – und als ersten
Teilerfolg erreicht, dass zwei Fahrten im
freigestellten Schülerverkehr eingerichtet
wurden. Doch das kann nur ein Anfang
sein. Angesichts der hohen verkehrlichen
Bedeutung ist ein Stundentakt notwendig.
Zugleich muss die Forderung nach
einer angemessenen ÖPNV-Finanzierung
in ganz Brandenburg bekräftigt werden,
denn sonst wird der Fall Großziethen
längst nicht der letzte Sündenfall in Brandenburg
gewesen sein.
Wie damals: Bus endet an der Mauer
Nicht ganz so radikal, aber dennoch einschneidend
gekürzt wurde zum Fahrplanwechsel
auch das Busangebot zwischen
Berlin-Wannsee und der brandenburgischen
Landeshauptstadt Potsdam. Hier
fährt die BVG-Buslinie 118 aus Wannsee
am Wochenende nicht mehr zum Potsdamer
Stern-Center, sondern endet wie zu
Zeiten der Berliner Mauer in Steinstücken.
Gerade angesichts des starken Einkaufsverkehrs
am Sonnabend und des politisch
gewollten Zusammenwachsens von Berlin
und Brandenburg ist dies für den Berliner
Fahrgastverband IGEB eine unverständliche
und inakzeptable Maßnahme. Die
Alternative für die Fahrgäste ist dürftig:
Man kann zwar in Steinstücken mit der
Potsdamer Buslinie 694 weiterfahren, aber
erst nach 15 Minuten Wartezeit. Angesichts
des 20-Minuten-Taktes beider Linien hätte
man eine längere Wartezeit auch kaum
erreichen können. Wer ein Auto hat, wird
auch hier dem öffentlichen Nahverkehr den
Rücken kehren.
Angesichts dieser heftigen Kürzungen
im Stadt-Umland-Verkehr, den ja der Verkehrsverbund
Berlin-Brandenburg (VBB) zu
koordinieren hat, fragt man sich, wie dieser
reagiert hat – sofern er reagiert hat. Eine
öffentliche Reaktion ist jedenfalls ausgeblieben. Berliner Fahrgastverband IGEB
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