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Brandenburg mit noch dichtem Bahnnetz. Karte: Rbd Berlin 1990 |
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Abbestellungen Mitte der 90er Jahre
Während der ersten Einstellungswelle im Land
Brandenburg Mitte der 1990er Jahre wurde
der Zugverkehr häufig eingestellt, ohne dass
er durch ein entsprechendes Busangebot ersetzt
wurde.
Beispiel Jüterbog—Sperenberg
Im Zuge der 1996 eingestellten Bahnverbindung
Jüterbog—Sperenberg (zuletzt im Zweistundentakt
verkehrend) bedienen montags
bis freitags noch einige Busse von Luckenwalde
aus die fragliche Relation. Der letzte Bus
von Luckenwalde nach Jänickendorf verkehrt
dabei bereits um 16.35 Uhr. Am Wochenende
ist dort überhaupt kein Betrieb mehr, und das
in einer Region, die beispielsweise durch den
Fläming-Skate ein durchaus nennenswertes
touristisches Potential besitzt.
Beispiel Schlieben
Nach Schlieben, zwischen Herzberg und
Luckau-Uckro an der Strecke Falkenberg—Lübben
gelegen (Einstellung durch die DB 1995)
fahren werktags einige Busse von Herzberg
aus, nach Luckau und Uckro besteht gar keine
Verbindung mehr. Am
Wochenende verkehren
von Juli bis Dezember
2006 die Züge der
Bürgerbahn zwischen
Herzberg, Schlieben
und Falkenberg mit vier
bzw. zwei Zugpaaren.
Dieses Projekt baut auf
Engagement der Anliegergemeinden
und Bürger
sowie finanzielle Anschubförderung
durch
die EU, nicht jedoch auf
Finanzierung durch das
Land. Allerdings wurde
dieses bemerkenswerte
Verkehrsangebot von
den Fahrgästen leider
nur wenig genutzt, was
auch daran gelegen
haben mag, dass die
Züge bei potentiellen
Fahrgästen wenig bekannt
waren. In einigen
Gaststätten in der Nähe
der Bahnhöfe war das
Zugangebot zum Teil
unbekannt.
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Bahnhof Putlitz und Sonderfahrkarte für den letzten Betriebstag am 9. Dezember 2006. Zu diesem Anlass setzte die Prignitzer Eisenbahn PEG noch einmal einen ihrer alten Uerdinger Tiebwagen ein, mit denen vor 10 Jahren in Putlitz alles begonnen hatte. Foto: Thorge Bockholt |
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Beispiel Oderberg
Oderberg (Strecke Angermünde—
Bad Freienwalde,
Einstellung
1996) hat immerhin
noch fünf Busse sonnabends
und zwei Busse
am Sonntag nach Eberswalde.
Auch diese Stadt
liegt in einer Region,
die Touristen anlocken
könnte.
Beispiel Lychen
Eine Ausnahme unter den Mitte der 1990er
Jahre abbestellten Strecken ist Fürstenberg—
Lychen—Templin, wo sogar am Wochenende
Busse im Zweistundentakt verkehren, wenn
auch mit sehr eingeschränkten Betriebszeiten
und mäßigen Anschlüssen: Übergangszeiten
Berlin—Lychen in Fürstenberg über 20 Minuten
in Richtung Lychen und mehr als eine halbe
Stunde in der Gegenrichtung. In Templin
sieht es noch schlechter aus.
Abbestellungen um das Jahr 2000
Wegen wachsender öffentlicher Kritik an der
Abbestellungspolitik gab es in späteren Jahren
stärkere Zugeständnisse des Landes. Auf den
Strecken, die bei der zweiten großen Abbestellungswelle
1998 eingestellt wurden, wurde
Bus-„ersatz“ meist im Zweistundentakt eingerichtet
und den Kreisen wurden vom Land entsprechende
Zuschüsse gewährt. Brandenburg
(wie auch Mecklenburg-Vorpommern) hoben
sich damit von anderen Ländern wie Sachsen-
Anhalt ab, wo selbst touristisch attraktive Ziele
wie Jerichow an der Elbe an Wochenende nur
mit einigen wenigen Klein- oder gar Rufbussen
bedient werden.
Beispiel Neustadt (Dosse)—Rathenow
Hier ersetzten Busse im Zweistundentakt
die Ende 2003 eingestellte Bahnstrecke. In
Rathenow gibt es passable Übergänge Richtung
Berlin (etwa eine Viertelstunde) und sehr
knappe drei Minuten Richtung Stendal. Der
Pferdefuß sitzt am anderen Ende der Strecke:
Anschlüsse in Neustadt Richtung Berlin gibt
es nicht. Bereits in den letzten Betriebsjahren
der Bahnstrecke waren die Anschlüsse in Neustadt
schlecht. Das dürfte mit ein Anlass für
die niedrigen Fahrgastzahlen und letztlich für
die Einstellung der Strecke gewesen sein. Der
VBB hat nun die Konsequenzen gezogen: Die
meisten Busse enden jetzt in Großderschau.
Weiter über die Kreisgrenze nach Neustadt
geht es nur noch viermal montags bis freitags
bzw. dreimal am Wochenende. Damit sind die
in Neustadt erreichbaren Verbindungen nicht
mehr nur schlecht, sondern zu den meisten
Zeiten des Tages ganz und gar gekappt.
Beispiel Meyenburg—Güstrow
Auf dieser Strecke hat das Land Mecklenburg-
Vorpommern im Jahr 2000 den Zugverkehr
abbestellt. Dieses, obwohl durchaus ein touristisches
Aufkommen aus Berlin und Brandenburg
in Richtung der Mecklenburgischen
Seenplatte bestand. Die Bahnlinie ersetzte
man durch eine Buslinie, nach wie vor im Zweistundentakt.
Angepriesen wurde, dass statt
neun nun 22 Zwischenhalte zwischen Güstrow
und Meyenburg bedient würden. Die Fahrzeit
verlängerte sich allerdings dadurch um etwa
eine Viertelstunde und in Meyenburg musste
zwischen Zug auf Bus umgestiegen werden.
Schon direkt mit der Einführung des Busverkehrs
gab es daneben weitere Verschlechterungen:
Die Anschlüsse in Karow (früher Taktknoten
in Richtung Lübz und Malchow) fielen
weg und in Krakow am See muss zwischen
den Bussen zweier Gesellschaften umgestiegen
werden. Fahrradmitnahme war trotz hoher
Nachfrage in den Zügen nicht mehr möglich.
Resultat: Die touristische Nachfrage brach
völlig ein.
Die Folge: Anpassung der Fahrpläne, die
Anschlüsse in Meyenburg sind weggefallen.
Seit ein paar Jahren muss man im völlig unbedeutenden
Meyenburg zumindest in eine
– oft sogar in beide – Richtungen mehr als eine
Stunde auf Anschluss warten. Touristen dürften
dort nun überhaupt nicht mehr mitfahren.
Interessanterweise war bei der Einstellungswelle
2006 der mögliche Anschluss
nach Mecklenburg eine Begründung für den
Weiterbetrieb der Bahnstrecke Meyenburg—
Pritzwalk. Bei der Angebotsgestaltung wird
man aber lange auf Reisende dorthin warten
können. Die Folgen für die Bahn kann man sich
denken.
Beispiel Wittstock—Mirow
Das ist ebenfalls eine die Landesgrenze überschreitende
Strecke, auf der der Bahnverkehr
1998 eingestellt wurde. Auch hier wurde eine
durchgehende Buslinie im Zweistundentakt
eingerichtet. Obwohl zunächst die Anschlüsse
funktionierten – im Unterschied zu den letzten
Betriebsjahren der Bahn – blieben ortsfremde
Nutzer aus. Das lokale Potential ist freilich dort
so gering, dass meistens wirklich niemand
mitfuhr. Resultat: Nach wenigen Jahren wurde
auch die Buslinie komplett eingestellt.
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Bahnhof Rheinsberg mit Zug nach Löwenberg (RB 54). Bahnverkehr nach Rheinsberg gibt es seit dem Fahrplanwechsel allerdings nur noch freitags bis sonntags und die Direktverbindung nach Neuruppin wurde ganz aufgegeben. Foto: Florian Müller |
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Einstellungen 2006
Mit der Begründung der Kürzungen der Regionalisierungsmittel
durch den Bund wurden
Ende 2006 Bahnlinien in Brandenburg in
einem Umfang eingestellt, der bundesweit
einmalig ist. Auch hier galt: Ersatz durch Busse.
Dieses sieht konkret so aus:
Pritzwalk—Putlitz
Hier verkehren Busse im Zweistundentakt,
auch am Wochenende. Eine Verbesserung gegenüber
der Bahn ist die direkte Anbindung
beider Innenstädte. Daneben gibt es viele
Nachteile: die Reisezeit erhöht sich wegen des
Umweges, den die Busse zur Anbindung der
Unterwegshalte nehmen, um gut zehn Minuten.
Weitere zehn Minuten mehr kommen
für Übergangsreisende durch schlechtere Anschlüsse
zum RE 6 in Pritzwalk hinzu. Durch die
geringere Kapazität der Busse kam es nach der
Einstellung des Bahnverkehrs zu Engpässen im
Schülerverkehr, die sogar dazu führten, dass
Fahrgäste zurückbleiben mussten!
Neustadt (Dosse)—Neuruppin
In der Relation Neuruppin—Kyritz gab es in
den letzten Jahren bereits ein dichtes Busangebot.
Dieses Nebeneinander war mit ein
Grund für die Abbestellung des Bahnverkehrs.
(Treppenwitz: Zeitgleich mit der Abbestellung
wurde endlich die Möglichkeit geschaffen,
auch mit Fahrgast-Zügen durchgehend von
Neuruppin Richtung Kyritz durch den Bahnhof
Neustadt zu fahren. Vorher ging es nur als Rangierfahrt.)
Dieses Angebot wurde werktags
verdichtet. Es herrscht tagsüber ein dichtes Angebot
zwischen Neuruppin und Kyritz – einen
Taktfahrplan gibt es allerdings nicht. Die letzte
Fahrt verkehrt bereits gegen 18.30 Uhr. Neustadt
(Dosse) wird nur selten angefahren. Die
Möglichkeit, dort etwa in Richtung Wittenberge
umzusteigen, fehlt völlig. Es dürften allerdings
auch in den letzten Bahnjahren wegen
schlechter Anschlüsse nur wenige von dieser
Möglichkeit Gebrauch gemacht haben.
Neuruppin—Rheinsberg
Hier ist die Situation ähnlich: ein (schon vorher
im Wesentlichen bestehendes) dichtes Angebot
an Bussen werktags, aber am Wochenende
nur noch drei Buspaare.
Joachimsthal—Templin
Hier fahren täglich Busse im Zweistundentakt.
Allerdings geht es deutlich langsamer als über
die kürzlich sanierte Bahnstrecke, und nur mit
relativ kurzen Betriebszeiten (letzter Bus gegen
18 Uhr).
Werneuchen—Tiefensee
Hier muss man in Werneuchen in den Bus umsteigen,
sonst änderte sich wenig.
Fazit
Dass Busse die Orte besser anbinden würden
als die Bahn, hat man vor Streckeneinstellungen
oft gehört. Was aber ausblieb,
waren Erfolgsmeldungen, dass diese angeblich
bessere Erschließung zu mehr Reisenden
geführt hätte. Im Gegenteil blieben,
gerade auf Strecken mit touristischem Potenzial,
die Reisenden mehr und mehr aus.
Kein Wunder: Fehlende Fahrradmitnahme,
längere Fahrzeiten, geringerer Fahrkomfort
und schlechte Anschlussgestaltung
schrecken die Fahrgäste ab. Oft wird das
Busangebot gerade von Gelegenheitsfahrgästen
gar nicht erst wahrgenommen.
Im Land Brandenburg hat man sich lange
Zeit bemüht, wenigstens den Angebotsumfang
nach der Umstellung auf Busse weiter
aufrecht zu erhalten. Die ersten Buslinien
sind schon wieder verschwunden (Mirow—
Wittstock) oder wurden ausgedünnt (Neustadt—
Großderschau).
Bei den jüngsten Einstellungen Ende
2006 ist teilweise von der in den letzten
Jahren üblichen Praxis, wenigstens ein
quantitativ ähnliches Ersatzangebot zur
Bahn bereitzustellen, abgewichen worden.
Neuruppin—Neustadt fehlt zumindest
der Wochenendverkehr ganz, auch von
einem Stundentakt werktags, wie er bei
der Bahn bestand, kann keine Rede sein.
Neuruppin—Herzberg wurde zumindest
am Wochenende stark ausgedünnt. Angebotsreduzierungen
gab es auch bei Joachimsthal—
Templin.
Bei noch verbliebenen Bahnstrecken, wo
Durchgangsreisende auf Teilabschnitten in
Busse umsteigen müssen, darf man sich getrost
fragen, wie lange sie noch bestehen
bleiben. Eberswalde—Joachimsthal gehört
hierzu, ebenso wie Pritzwalk—Meyenburg.
Die sogenannte „Salamitaktik“, das
abschnittsweise Einstellen von Bahnlinien,
hat auch hierzulande mittlerweile Tradition:
Werneuchen—Tiefensee—Wriezen,
Falkenberg—Herzberg—Luckau—Lübben,
Zossen—Sperenberg—Jüterbog.
Ebenso darf man sich fragen, wie lange
ein wenig nachgefragtes relativ dichtes
Busangebot auf den bereits abbestellten
Strecken noch Bestand haben wird. Mit einem
Angebot, mit dem man jenseits der
„klassischen“ ÖPNV-Kundenklientel Fahrgäste
locken könnte, hat das absolut nichts zu
tun. (kut) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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