Der Ausbau der Eisenbahninfrastruktur zwischen
Berlin und Dresden gerät wieder mehr
in den Fokus der Öffentlichkeit.
Einerseits wird mit dem Jahresfahrplan
2009 die IC-/EC-Verbindung zwischen den
Hauptbahnhöfen beider Städte mal wieder
langsamer, obwohl an einigen Stellen
bereits Ausbaumaßnahmen vollzogen
wurden. So lässt die Verlangsamung erahnen,
wie schlecht der Infrastrukturzustand
an anderen Stellen der Strecke wohl sein
muss.
Andererseits wird über die Geschwindigkeit,
mit der die marode Fernverkehrsstrecke
endgültig auf Vordermann gebracht werden
soll, heftig zwischen dem
Bund und dem
Freistaat Sachsen gestritten.
In Dresden befürchtet man zu Recht, dass,
wenn nicht bald gehandelt wird, der Europäische
Korridor von Skandinavien nach Südosteuropa
an Sachsen und damit auch an
Deutschland vorbei gehen wird. In Polen ist
man bemüht, die wichtige, historische Güterabfuhrstrecke
östlich von Neiße und Oder
zwischen Breslau und Stettin dem internationalen
Standard entsprechend auszubauen.
Verlierer wären dabei auch die Deutschen
Nord- und Ostseehäfen, weil Güterverkehr
zwischen den Häfen und Südosteuropa
nach Polen abwandern würde.
Es ist deshalb nicht hinnehmbar, dass die
Dresdener Bahn in den nächsten 10 Jahren
in zwei Schritten erst für Geschwindigkeiten
bis 160 km/h und anschließend für Geschwindigkeiten
bis 200 km/h ertüchtigt
werden soll.
Der Deutsche Bahnkunden-Verband
schließt sich der sächsischen Forderung an,
die Eisenbahninfrastruktur zwischen Berlin
und Dresden schnellstmöglich auf 200 km/h
zu ertüchtigen und schlägt erneut vor, statt
eines Ausbaus der Eisenbahnstrecke Berlin—
Elsterwerda—Dresden den Ausbau
über Falkenberg (Elster) zu prüfen. Schon
vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die
Verbindungen über Falkenberg und Elsterwerda
alternativ genutzt und wiesen keine
signifikanten Unterschiede bei den Reisezeiten
auf.
Weitere Gründe sprechen mittlerweile für
die westliche Trasse:
Bei einer Führung über Falkenberg kann
die fertig gestellte Schnellverkehrsstrecke
von Berlin Hbf nach Leipzig zwischen Berlin
Hbf und Jüterbog mit benutzt werden.
Der Neubau des Streckenabschnitts Riesa—
Dresden als Bestandteil des Verkehrsprojektes
Deutsche Einheit Nr. 9 (Schnellverkehrsstrecke
Frankfurt am Main—Dresden) wartet
noch auf seine Ausführung. Dieser Abschnitt
wäre dann ebenfalls bei einer Führung über
Falkenberg mit benutzbar, seine bisher noch
geringe Wirtschaftlichkeit würde steigen.
Der neu auszubauende Abschnitt verringert
sich auf ca. 80 km zwischen Jüterbog
und dem Anschluss an die NBS Riesa—
Dresden.
Der Streckenabschnitt Jüterbog—Falkenberg
ist seit 1945 nur noch eingleisig in
Betrieb und die Ertüchtigung könnte durch
den Wiederaufbau des zweiten Gleises de
facto ohne große Einschränkungen des Zugverkehrs
unter dem laufenden Rad erfolgen.
Mit der Fortführung der Sanierung der
Strecke über Elsterwerda entsteht ein hochwertiger
Bypass, der vor allem für den Güterverkehr
zusätzliche Potenziale erschließt.
Auf das aufwendige Planfeststellungsverfahren
für den Wiederaufbau der Dresdner
Bahn im Gebiet des Landes Berlin kann
durch die Nutzung des Streckenabschnitts
Berlin—Jüterbog verzichtet werden. DBV Mitteldeutschland
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