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RegioShuttle der ODEG im September 2005 am seinerzeit neu eingerichteten provisorischen Haltepunkt Prisser auf der Jeetzeltalbahn zwischen Dannenberg und Lüchow. Foto: Joachim Schweichler |
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Die Bürger im Drei-Länder-Eck Niedersachsen,
Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben
oft das Gefühl, in den jeweiligen Hinterhöfen
dieser Länder zu leben, abgehängt
und ohne Perspektive. Deshalb braucht die
Region dringend den Lückenschluss zwischen
Lüchow und Salzwedel – als Aufbruchsignal
an die Bürger und die Wirtschaft und
als Beweis, dass 18 Jahre nach der deutschen
Einheit endlich auch im Schienennetz die
Folgen der Teilung überwunden werden.
„Diese Gesamtregion zwischen Berlin und
Hamburg braucht dringend einen Hoffnungsschimmer,
eine echte Chance, sonst
wird sich der Trend noch verstärken, dass
immer mehr junge und gut ausgebildete
Menschen wegziehen“, beschwört Frank
Nieber vom DBV-Regionalverband Altmark-
Wendland die Politiker. „Und einer dieser
Hoffnungsschimmer ist die Bahnstrecke, die
durch das Wendland bis nach Salzwedel die
wirtschaftlichen Potenziale freilegen und
ein gemeinsames Wir-Gefühl in der Region
schaffen könnte.
Gerhard J. Curth von der Deutschen
Regionaleisenbahn, welche die Strecken
zwischen Dannenberg Ost und Lüchow sowie
Klötze—Salzwedel—Geestgottberg
besitzt und seit einiger Zeit erneuert, sieht
ebenfalls gute Chancen, den Trend in den
Regionen mit einem funktionierenden Regionaleisenbahnnetz
umzukehren. „Es gibt
einige Betriebe, für die eine Durchbindung
zwischen Lüchow und Salzwedel eine echte
wirtschaftliche Chance bedeuten würde.
Diese versuchen wir gerade zu mobilisieren,
um mehr Gewicht bei der Politik für eine
Investition in den Lückenschluss zu bekommen“,
erklärt Curth die Herangehensweise
der DRE.
In Lüchow beispielsweise bezieht das
Unternehmen Hay Speed Umformtechnik
jährlich knapp 100.000 Tonnen
Rohstahl, wovon ein Teil per Lkw
und ein weiterer Teil über die
Bahnstrecke nach Salzwedel und
dann auf der Straße bis nach Lüchow
angeliefert wird. Man kann
sich leicht ausrechnen, wie viel
tausend Lkws eingespart werden
könnten und was dieses für die
Menschen, die Umwelt und das
Straßensystem der Region bedeuten
würde.
Die Aktivitäten zur Gewinnung
von Unterstützung aus der
Wirtschaft erfolgen in enger Zusammenarbeit
der Kommunen
an der Jeetzeltalbahn (Dannenberg
Ost—Lüchow), des DBVRegionalverbands
Altmark-Wendland und
weiterer örtlicher Gruppen, die für die Bahn
kämpfen.
Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
„Ein erster Erfolg kann hier die Errichtung eines
neuen Gleises von Lüneburg kommend
am Abzweig Dannenberg sein“, so Jürgen
Meyer, Bürgermeister der Samtgemeinde
Elbtalaue. „Durch die neue Kurve kann die
Stichfahrt Richtung Dannenberg Ost mit
anschließender Kehrtwende und Fahrt über
eine noch zu renovierende Brücke vermieden
werden, teuere Investitionen werden
eingespart und sinnvoller in eine direkte Einfahrt
in die Jeetzeltalbahn umgeleitet. Der
zweite Schritt ist dann die Verbindung der
beiden Netze an der alten innerdeutschen
Grenze, durch die die Strecke vor gut 60 Jahren
getrennt wurde.“
Die Bedarfsfrage bei dem Projekt ist dabei
längst geklärt. Bei Autozählungen nach
Salzwedel wurde nachgewiesen, dass die
Strecke vom Wendland nach Salzwedel
durch Pendler und Einkaufstouristen stark
genutzt wird. Über die Region hinaus könnte
die Jeetzeltalbahn sogar Bedeutung für
den bald an seine Kapazitätsgrenzen
stoßenden Seehafen-
Hinterlandverkehr auf der Schiene
bekommen – als Nebenstrecke für
die bereits ausgelasteten Hauptstrecken
von Hamburg Richtung
Süden und Osten. Jetzt fehlt nur
noch das „grüne Licht“ der Länder
für das Projekt.
Noch bis Mitte 2009 gesperrt
Derzeit ist die Jeetzeltalbahn gesperrt,
voraussichtlich noch bis August
2009. Grund sind die fortgesetzten
Baumaßnahmen des Landesbetriebs
Straßenbau, welche
die Strecke substanziell tangieren.
Da bis Mitte 2009 ohnehin keine
Verkehre auf der Jeetzeltalbahn geplant waren,
gab die Deutsche Regionaleisenbahn
als Eigentümerin der Trasse die Erlaubnis für
die Sperrung.
Die Lenkungsgruppe mit den Landkreisen
Altmark Salzwedel und Lüchow-Dannenberg,
den Städten Salzwedel, Lüchow und
Dannenberg, der Deutschen Regionaleisenbahn
und dem Deutschen Bahnkunden-
Verband Altmark-Wendland will diese Zeit
nutzen, um die konzeptionelle Entwicklung
der Strecke mit dem Lückenschluss zwischen
Lüchow und Salzwedel an der ehemaligen
innerdeutschen Grenze voranzutreiben. DBV Altmark-Wendland
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