Brandenburg

Große VBB-Ausschreibung - DB-Vormacht soll gebrochen werden

Ein großer Teil der Bahn-Regionallinien in Brandenburg und Berlin wird in den nächsten Jahren neu vergeben...

Karte Ausschreibungen VBB
Wettbewerb Berlin-Brandenburg: Betriebsaufnahmen nach wettbewerblicher Vergabe (Stand 14. Dez. 2008). Karte: Staatskanzlei Land Brandenburg/VBB
Tabelle Ausschreibungen VBB
Tabelle Ausschreibungen VBB
Quelle für Tabellen: Staatskanzlei Land Brandenburg

Mit 1,3 Mrd. Euro ist es das größte SPNV-Ausschreibungspaket, das es im VBB-Gebiet bisher gab. Das sogenannte „Ausschreibungspaket Stadtbahnnetz“ wurde in vier Teillose gesplittet. Enthalten sind auch die attraktiven „Rosinen“ wie RE 1, RE 2 und RE 4, jeweils kombiniert mit kleineren Regionalbahnlinien. Es handelt sich um jährlich 22 Mio. Zugkilometer, die Laufzeit geht bis Dezember 2022. Das bestehende Bedienangebot bleibt erhalten. Im Sommer 2009 sollen die Zuschläge erteilt werden.

Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann erhofft sich von der Vergabe besseren Service in den Zügen und mehr Pünktlichkeit. Die Züge sollen barrierefrei, klimatisiert und videoüberwacht sein.

Interessant ist die Regelung, dass die beiden großen, besonders attraktiven Lose 1 und 2 nicht an denselben Anbieter gehen dürfen. Hier sieht sich DB Regio direkt angesprochen und benachteiligt. Denn das bedeutet, dass DB Regio auf jeden Fall einen nennenswerten Teil ihrer bisherigen Verkehre verlieren wird. Deshalb will die DB die Zulässigkeit dieser Regelung gerichtlich prüfen lassen.

Der VBB und die Länder sehen die Ausschlussklausel als Möglichkeit, einer erneuten Monopolbildung nach der Ausschreibung vorzubeugen. Vor allem Brandenburg hat wiederholt betont, dass man bestellte Bahnverkehre nur noch im Wettbewerb vergeben will. Dadurch erwartet Minister Dellmann mehr Transparenz und deutliche Einsparungen bei den Bestellerentgelten. Ein wichtiges Motiv dürfte die Erfahrung bei der Vergabe des lukrativen RE-Netzes sein, dass für 2002 bis 2012 ohne Ausschreibung für einen ungewöhnlich hohen Bestellerpreis vom damaligen brandenburgischen Verkehrsminister (und späteren DB-Berater) Hartmut Meyer an DB Regio vergeben wurde – ein Vorgang, der zurzeit von der EU auf seine Rechtmäßigkeit überprüft wird.

Wenn nun Brandenburg und Berlin, wie zu erwarten, bei der neuen Vergabe Regionalisierungsmittel einsparen, dann sollten diese aus Fahrgastsicht natürlich für die Bestellung zusätzlicher Leistungen eingesetzt werden.

Da auf vielen RE-Strecken die Bahnsteige so kurz sind, dass der Einsatz von Doppelstockwagen vorteilhaft ist, hat DB Regio hier möglicherweise einen Vorteil: Ihre RE160- Doppelstockwagen sind relativ neu, attraktiv und gut gepflegt – und sie gehören der DB AG. Einstöckige Züge wären bei gleicher Sitzplatzanzahl auf vielen Strecken zu lang. Ein Bewerber für die RE-Strecken muss also mit Doppelstockwagen antreten. Die DB hat sie schon, andere Bewerber müssen sie erst neu beschaffen.

Ein positiver Effekt für die Fahrgäste ist auf jeden Fall, dass dann die alten unbequemen Reko-Doppelstockwagen (DBuz) der DB aussortiert werden.(fm)

IGEB S-Bahn und Regionalverkehr

aus SIGNAL 6/2008 (Dezember 2008/Januar 2009), Seite 8

 

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