Für die Fahrgäste ab 65 wird die Auseinandersetzung
mit unverständlichen Tarifbestimmungen
und komplizierten Fahrscheinautomaten
bald der Vergangenheit angehören.
Sie können sich ab dem 1. April für 45 Euro
im Monat den unbeschränkten Zugang zum
Bahn- und Busnetz des gesamten Verbundgebietes
Berlin und Brandenburg kaufen.
Zum Vergleich: Eine Umweltkarte für das
VBB-Gesamtnetz kostet 176,30 Euro, für
Berlin 72 Euro und für Potsdam 35 Euro pro
Monat. Die Berliner Senioren profitieren also
auch dann von dem neuen Angebot, wenn
sie sich nur im Stadtgebiet (Tarifzone AB)
bewegen.
Der günstige Preis wurde möglich, weil
es sich um ein personengebundenes, also
nicht übertragbares Ticket handelt, das
keine Mitnahmemöglichkeit für weitere
Personen oder Fahrräder enthält und nur
im Abonnement für 12 Monate oder als Jahreskarte
(mit 3 Prozent Rabatt) erworben
werden kann. Nicht zuletzt wurde bei der
Kalkulation berücksichtigt, dass Senioren in
der Regel nicht so häufig fahren wie jüngere
Berufstätige.
Natürlich kann man fragen, warum das
Angebot nicht auch für Rentner nutzbar ist,
die noch nicht 65 Jahre alt sind, und warum
65-jährige, die noch berufstätig sind,
dennoch in den Genuss des Seniorentickets
kommen. Der Berliner Fahrgastverband
IGEB hält diese Ungerechtigkeiten für hinnehmbar,
weil die Koppelung an den Rentnerstatus
neue Komplikationen und andere
Ungerechtigkeiten geschaffen hätte. Der
40-jährige Frührentner wäre dann zum Beispiel
besser gestellt als der 70-jährige Handwerker,
der noch arbeiten muss, weil er keine
Rente bekommt. Die Koppelung an das Alter
ist eindeutig und leicht verständlich – und
ein einfacher, für alle verständlicher Tarif ist
ebenfalls ein wichtiger Beitrag zu Gerechtigkeit
und Rechtsfrieden.
Hinsichtlich der Einfachheit, Verständlichkeit
und Preisattraktivität setzt dieses
Angebot Maßstäbe für die erforderlichen
weiteren Strukturreformen auch bei anderen
Angeboten im VBB-Tarif.
Die Einführung des Seniorentickets
genau zum 10. Jahrestag des VBB-Tarifs
ist ein schönes Geburtstagsgeschenk an
eine große Fahrgastgruppe und zugleich
ein Meilenstein bei der Entwicklung eines
einheitlichen Verbundraumes Berlin/Brandenburg.
VBB-Fahrpreise werden 2009
nicht erhöht
Erfreulich ist auch, dass es zum 1. April 2009
nicht die übliche Anhebung aller anderen
Tarife geben wird. Zum einen wird damit
unterstrichen, dass das Seniorenticket kein
Sozialticket ist, welches die „Normalzahler“
durch höhere Fahrpreise mitfinanzieren
müssen. Zum anderen wäre es
ein falsches,
nur schwer zu rechtfertigendes Signal.
Schließlich haben vor allem die Verkehrsunternehmen
in Berlin durch mehr Fahrgäste
auch mehr Einnahmen erzielt.
Außerdem sei daran erinnert, dass die
BVG-Kunden im Frühjahr während des
Streiks schwere Zeiten durchgemacht haben
und alle Zeitkarteninhaber für nicht
erbrachte Leistungen zahlen mussten.
Und die S-Bahn-Kunden ärgern sich täglich
über Serviceabbau (personalfreie Bahnhöfe,
Beseitigung von Zugzielanzeigern),
Fahrzeugmangel und vermehrte Unpünktlichkeit.
Am Ende eines solchen Jahres eine
Tariferhöhung zu beschließen, wäre nicht
zu vermitteln gewesen.
Das hat die SPD-Linkspartei-Regierung
in Berlin (mit Ausnahme des überstimmten
Finanzsenators) erfreulicherweise ebenso
bewertet, zumal die brandenburgische
SPD-CDU-Regierung wegen der Landtagswahl
im September schon frühzeitig Tarifanhebungen
für 2009 abgelehnt hatte. Berliner Fahrgastverband IGEB
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