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Grafik:leitstreifen.de Bildarchiv |
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Seit Jahren ärgern sich Fahrgäste und
Fahrpersonale
über die große Zahl von Langsamfahrstellen
(La) im Netz der Berliner S?Bahn.
Etliche davon nimmt der unaufmerksame
Fahrgast gar nicht wahr, wenn z. B. statt
100 km/h nur 80 km/h gefahren werden
dürfen. Dafür sind andere
„Schleichstellen“
mit 10 km/h deutlich bemerkbar.
Dabei ist zu beachten, dass eine La von
20 m Länge eine reduzierte Geschwindigkeit
auf einer Fahrtstrecke von über 170 m
Länge (20 m Schadstelle + 150 m Zuglänge,
bis die letzte Achse die La-Stelle
verlassen hat) zuzüglich Strecken
zum Abbremsen und Beschleunigen
erfordert. Folgen mehrere La-
Stellen in dichtem Abstand, dann
lohnt kein zwischenzeitliches Beschleunigen.
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Übersicht derzeitige Langsamfahrt-Stellen der Berliner S-Bahn |
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Oft handelt es sich um bauliche
Mängel im Gleis (Oberbau), die
eine Geschwindigkeitsreduzierung
erforderlich machen. Ebenso
häufig bremsen marode Brücken
die Züge aus.
Diese Baumängel rühren von unzureichender
Bauwerksunterhaltung
durch die DB Netz AG, die für
die Gleisanlagen verantwortlich
ist. Anstatt Mängel schnell zu beheben
und für flüssigen Verkehr zu
sorgen, wird die Geschwindigkeit
herabgesetzt, um das beschädigte
Bauwerk zu schonen und es nicht
sofort ersetzen zu müssen sowie
um Entgleisungen zu vermeiden.
Einige Beispiele
Es dauert zum Teil Jahre, bis ein
Schaden behoben wird. So ist
die Wannseebahn (S 1) im Bereich
Lichterfelde West seit langer Zeit
beeinträchtigt, weil die Brücke über die
Drakestraße abgängig ist. Vor Einbau des
Hilfsgerüstes war die Brücke lange Zeit nur
mit 10 km/h befahrbar, nun sind es mit
der Hilfskonstruktion immerhin 80 statt
100 km/h.
Ein besonderes Ärgernis, die Langsamfahrstelle
zwischen Stresow und Pichelsberg,
bremste die S?Bahn-Züge über mehrere
Jahre, obwohl die Strecke erst 1998
eröffnet wurde.
Noch gravierender ist der Abschnitt
Teltow Stadt—Lichterfelde Süd. Dieser
Neubau von 2005 ist wegen Oberbaumängeln
bereits von der Entwurfsgeschwindigkeit
100 km/h auf 60 km/h zulässige
Geschwindigkeit reduziert worden.
Doch nicht nur ausgefahrene Gleise und
alte Brücken verlängern die Fahrzeit. Auch
signaltechnische Belange spielen eine Rolle.
So ist im Nord-Süd-Tunnel am Potsdamer
Platz eine nicht ausreichende Voraussicht auf
ein Signal gegeben, so dass hier vorsichtshalber
langsam gefahren werden muss, um
in jedem Fall noch vor dem Signal anhalten
zu können, wenn es Halt zeigen sollte.
Ein besonderer Fall ist der Abschnitt Priesterweg—
Lichterfelde Süd (S 25). Hier ist
die Geschwindigkeit wegen Lärmschutz
von 100 auf 80 km/h herabgesetzt – und
das auf über 6,5 km Länge! Wer die Strecke
entlang fährt, wundert sich noch mehr,
denn die parallel verlaufende, erst vor einem
Jahr eröffnete Fernbahn hat diverse
Schallschutzwände an der Trasse nötig gemacht.
Der S?Bahn nützen sie aber offenbar
nicht.
Taschenspielertricks
Ein Trick, wie DB Netz die Langsamfahrstellen
aus der Statistik tilgen kann, ist genauso
genial wie verwerflich: Die reduzierte Geschwindigkeit
wird ins Geschwindigkeitsheft
(GeH) eingetragen. Damit handelt es
sich um eine regulär verminderte Streckengeschwindigkeit,
die formell keine La ist. In
der Übersichtskarte sind solche Fälle mit
einem Stern (*) gekennzeichnet. Schneller
kommen die Züge bei Langsamfahrstellen,
die durch „Umbennung“ beseitigt werden,
natürlich auch nicht voran.
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg
(VBB) und weitere Organisationen
haben in der jüngsten Vergangenheit darauf
hingewiesen, dass auch im Regionalverkehrsnetz
viele Langsamfahrstellen zu
langsam von DB Netz repariert werden.
Gefährdete Fahrpläne
Folge der Langsamfahrstellen sind verlängerte
Fahrzeiten, die im günstigen Fall
durch Pufferzeiten aufgefangen werden
können, im ungünstigen Fall aber einen
Fahrplan nicht mehr fahrbar machen, so
wie im ersten Halbjahr 2007 auf der RB 33
zwischen Wannsee und Beelitz geschehen.
Bei der S?Bahn kommt erschwerend hinzu,
dass seit Anfang Juli 2007 generell die
Höchstgeschwindigkeit für alle Züge der
Baureihe 481/482 von 100 auf 90 km/h reduziert
wurde. Offiziell begründet wurde
diese Anweisung nicht, jedoch liegt eine
Reaktion auf den Auffahrunfall am Bahnhof
Südkreuz im November 2006 nahe. Dabei
spielte eine unzureichende Wirkung des
Bremssystems dieser Baureihe eine entscheidende
Rolle.
Die Auswirkungen auf den Fahrplan sind
für jede dieser einzelnen Einschränkungen
gering, jedoch droht dem System eine
größere Verspätungsanfälligkeit,
da Pufferzeiten
aufgezehrt sind. Besonders hohes
Fahrgastaufkommen, kurze Anschlussgewährung,
kleine Störungen oder sonstige
Verzögerungen konnten bisher gut abgefedert
werden. Daraus resultierte eine sehr
hohe Fahrplantreue von etwa 96% bei der
S?Bahn Berlin.
Mit den heutigen Randbedingungen
wird es schwer sein, diesen guten Wert zu
halten.
IGEB S- und Regionalverkehr
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