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S-Bahn-Aushang des Ferienfahrplans. Mit diesen Plakaten informierte die S-Bahn über die Fahrplanausdünnungen. Plakat: S-Bahn Berlin |
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So wurde die S 46 auf dem Südring ab ca.
20.30 Uhr von Westend nach Tempelhof
zurückgezogen und bei der S 5 auf der
Stadtbahn endet ab 18 Uhr jeder zweite
Zug bereits in Warschauer Straße statt in
Charlottenburg. Die S 85 fährt am Wochenende
überhaupt nicht mehr (siehe Plakat
der S-Bahn, rechts).
Neue Dienstpläne
Diesen kräftigen Einschnitten ging eine
lange personelle und organisatorische Umstrukturierung
im Hause der S-Bahn Berlin
GmbH und ihres Mutterkonzerns Deutsche
Bahn AG voraus. Um mehr Wettbewerbsfähigkeit
zu erreichen und den Betrieb
kostengünstiger zu gestalten, wurden für
Ende Mai 2007 neue Dienstpläne für die
Triebfahrzeugführer (Tf) der S-Bahn vereinbart.
Grundlage sind die Dienstpläne,
wie sie auch bei DB Regio
gelten. Die Dienstpläne erlaubten
z. B. mehr Wochenstunden, längere
Schichten und für die Tf ungünstigere
Schichtlagen sowie längere
Fahrten vom Wohnort zum Dienstbeginnbahnhof.
Die neuen Regelungen trafen in
der Belegschaft nicht auf ungeteilte
Zustimmung. Etwa eine Woche
nach Einführung der neuen Pläne
stieg die Zahl der Krankmeldungen
der Tf heftig an. Die häufigste
Diagnose war: Stresssymptome
und Müdigkeit. Im Rahmen der Sicherheit
im Bahnverkehr ist jeder
Tf selbst dafür verantwortlich, dass
er sich zu Dienstbeginn in der Lage
fühlt, einen Zug
sicher zu steuern. Die Tf
fühlten sich den neuen
anspruchsvolleren
Dienstplänen nicht gewachsen.
Die Folge waren
vermehrte Krankmeldungen
und Zugausfälle.
Vermehrte Krankmeldungen
Daraufhin sah sich die S-Bahn-Führung genötigt,
die alten Dienstplankonditionen ab 1. Juli
zum Teil wieder einzusetzen. Gleichzeitig wurden
der Beginn des ausgedünnten Ferienfahrplans
vorgezogen und weitere
Kürzungen im Fahrplan durchgesetzt. Offiziell
verkündete die S-Bahn-Führung, damit einen stabilen
Fahrplan anbieten zu können, ohne kurzfristig
weitere Züge ausfallen lassen zu müssen.
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Doppeltes Foulspiel gegen die Fahrgäste. Die Lokführergewerkschaft GDL rief am Abend des 8. August für den 9. August von 8 bis 10 Uhr zum Streik bei der Berliner und Hamburger S-Bahn auf. Dabei hatte die GDL den Fahrgästen versichert, Streiks würden mindestens 24 Stunden im Voraus angekündigt. Dass die überraschte S-Bahn-Geschäftsführung darauf betrieblich kaum noch reagieren konnte, war verständlich. Dennoch hat sie den Fahrgästen ein Mindestangebot im 20-Minuten-Takt auf den meisten Strecken zugesichert, was natürlich nicht gelang. Aber dort, wo die S-Bahn GmbH noch hätte reagieren können, dort passierte (fast) nichts: Im Internet. Lediglich ein kleiner Hinweis auf der Startseite www.s-bahn-berlin.de wies auf den Streik hin. Bereits beim Orkan im Januar hatte die S-Bahn hier [Link]http://signalarchiv.de/Meldungen/10000202 Schwächen gezeigt (siehe SIGNAL 1/2007)[/Link]. |
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Sehr verwunderlich ist allerdings die Aussage
der S-Bahn, dass der reduzierte Fahrplan nicht
nur für die ganzen Sommerferien, sondern eventuell
sogar bis Dezember gelten solle. Die müden
Tf sollten sich nach spätestens einer Woche soweit
erholt haben, dass sie wieder für den
neuen (also alten, weniger anspruchsvollen)
Dienstplan zur Verfügung stehen. Somit ist
die Unbefristung des Ferienfahrplans unverständlich.
Welchen Kurs will die S-Bahn?
Will die S-Bahn GmbH Verkehrsspitzen abbauen
und damit langfristig teures Personal
und Fahrzeuge reduzieren? Nimmt die
S-Bahn mögliche Abzüge bei den Bestellerzahlungen
der Länder in Kauf?
Im Gegensatz dazu hatte sie im letzten
Jahr ihr Fahr-Anbebot verbessert.
Im Jahr 2006 fuhr die S-Bahn zur Fußballweltmeisterschaft
im Frühjahr einen einmonatigen
24-Stunden-Betrieb, um auf die
vereinbarten Zugkilometer zu kommen, die
im restlichen Jahr vor allem durch zahlreiche
Baustellen nicht erreicht werden konnten.
Im Oktober 2006 verbesserte die S-Bahn
ihr Angebot auf der S3 und den Ringlinien.
Ende Mai 2007 gab es kleine erfreuliche
Fahrplanausweitungen auf der S3, S5 und
S85. Begründet wurde dies jedes Mal mit gestiegenen
Fahrgastzahlen. Reduziert wurde
lediglich das Angebot der S8 im Abschnitt
auf dem nördlichen Außenring wegen Abbestellung
durch das Land Brandenburg.
Nach einer so positiven Entwicklung kamen
die jüngsten Einschränkungen umso
unerwarteter – ein schwerer Einstand für
die neue Geschäftsführung der Berliner
S-Bahn. Diese wird sich zu den Schienenverkehrs-
Wochen erstmals zum traditionellen
Sprechtag für S-Bahn-Fahrgäste am 24. September
vorstellen (s. Seite 17). IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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