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Die S-Bahn-Fahrgäste hatten bereits ab
dem 2. Juli die Folgen der Fahrplanausdünnungen
per Ferienfahrplan zu spüren
bekommen. Ab dem 11. Juli, dem ersten
Tag der Sommerferien, mussten sich dann
auch die meisten BVG-Kunden auf längere
Wartezeiten beim Ein- und Umsteigen einrichten,
weil die Fahrpläne auf vielen Linien
von U-Bahn, Straßenbahn und Bus erheblich
ausgedünnt wurden.
U-Bahn
U 2, U 7 und U 9 fuhren im Berufsverkehr nur
noch alle 5 statt 4 Minuten. Bei U 6 und U 8
wurde der einheitliche 5-Minuten-Takt auf
Zugabstände von 6+7+7 Minuten ausgedünnt.
Ein solcher „Stolpertakt“ ist besonders
ärgerlich, weil damit die Umsteigeanschlüsse
zu S-Bahn, U-Bahn, Straßenbahn
und Bus nicht mehr passen, die in der Regel
im 20-, 10- oder 5-Minuten-Takt fahren.
Bus
Viele Buslinien, auf denen abschnittsweise
oder zeitweise ein 10-Minuten-Takt gefahren
wird, fuhren nur noch alle 20 Minuten,
zum Beispiel die Linien 101, 124, 133, 134,
167, 171, 240, 269, X 49. Damit wurden auch
wichtige Einrichtungen seltener bedient,
deren Nutzung unabhängig von den Ferien
ist wie beim Krankenhaus Neukölln oder sogar
besonders nachgefragt werden wie der
Flughafen Schönefeld (Bus 171).
Die Reduzierung des Taktes beim Bus 282
von 10 auf 12 Minuten führte zu einem nicht
im Kopf zu merkenden Fahrplan und zur
Beseitigung aller Umsteiganschlüsse. Noch
unübersichtlicher wurde das Angebot beim
M 37 in Spandau, dessen einer Flügel statt
alle 10 nur alle 20 Minuten befahren wurde,
während der andere Flügel von 10 auf 7+13
Minuten umgestellt wurde.
Unzureichende Informationen
Die Beispiele veranschaulichen, in wie vielfältiger
Weise die Fahrplanstruktur beeinträchtigt
wurde. Wer dennoch ohne allzu lange
Wartezeiten pünktlich an sein Ziel kommen
wollte, musste seine Fahrt sorgfältig planen.
Ohne Internet war das nahezu unmöglich,
weil die meisten Einschränkungen weder im
Fahrplanbuch noch in der Kundenzeitschrift
BVG plus veröffentlicht worden sind. Nicht
einmal eine Pressemitteilung hatte die BVG
für nötig befunden.
Gegen die Streichung von Schülerfahrten
bei Straßenbahn und Bus in den Ferien ist
natürlich nichts einzuwenden. Aber mit den
weit darüber hinaus gehenden Fahrplanausdünnungen
ignorierte die BVG, ebenso
wie die S-Bahn, dass die meisten Berliner
Fahrgäste sich entweder gar keinen mehrwöchigen
Urlaub leisten können oder nicht
ausgerechnet in der Hauptsaison verreisen,
wenn sie keine Kinder haben. Außerdem
kommen immer mehr Touristen nach Berlin,
die überwiegend Bahn und Bus fahren.
Die Ferienfahrpläne, ein beschönigendes
Wort für überzogene Fahrplanausdünnungen,
wurden in diesem Sommer von S-Bahn
und BVG missbraucht, um Angebotsreduzierungen
als Folge von Personalmangel
durchzusetzen. Als Krönung hatte die
S-Bahn GmbH den Ferienfahrplan vor den
Ferienbeginn vorgezogen, die BVG das Ausmaß
der Ausdünnungen verschwiegen und
der Berliner Senat als Besteller alles kommentarlos
hingenommen. Berliner Fahrgastverband IGEB
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