Hessen

Weilburger Stadtteile brauchen Bahnanschluss

Fürfurt, ein Ortsteil der Gemeinde Weinbach im Landkreis Limburg-Weilburg, besitzt eine Station an der Lahntalbahn. Sie wird von allen Regionalbahnen bedient, werktags im Stundentakt und am Wochenende alle zwei Stunden. Wer hier ein- oder aussteigt, ist häufig Tourist, denn Fürfurt selbst hat nur 154 Einwohner. Ganz anders die Situation in den Weilburger Stadtteilen Kirschhofen und Odersbach. Beide zusammen besitzen 1865 Einwohner, von denen 749 links der Lahn in Kirschhofen und alle anderen direkt gegenüber in Odersbach wohnen. Eine Bahnstation hat hier nie existiert.

Eisenbahntunnel der Lahntalbahn am Bahnhof Weilburg
Eisenbahntunnel der Lahntalbahn am Bahnhof Weilburg. Foto: Oliver Abels

Die kuriose Situation ist nur aus der Geschichte heraus zu erklären. Im vorletzten Jahrhundert standen die Abfuhr von Bodenschätzen und die Erschließung von Fabriken im Mittelpunkt. Fürfurt hatte eine kleine Industrieansiedlung, Kirschhofen nicht. Außerdem stand für die umliegenden Gruben die Verladestelle Guntersau zur Verfügung. An die Fahrgäste in den Dörfern wurde in den ersten Jahrzehnten der Eisenbahn nicht gedacht.

Die Situation hat sich grundlegend geändert. Lokalen Güterverkehr auf der Schiene gibt es zwischen Weilburg und dem Runkeler Stadtteil Kerkerbach nicht mehr, und aus den Dörfern sind attraktive Wohnorte mit hohem Freizeitwert geworden. Die Lahntalbahn dient heute ganz überwiegend dem Regionalverkehr und wird von Berufspendlern, Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen, Studierenden und Touristen gleichermaßen genutzt. Für Jugendliche bedeutet die Lahntalbahn eine sichere Fahrmöglichkeit zu den Freizeitangeboten in Limburg, Wetzlar und anderswo. Markant gestiegen ist die Nachfrage bei Flussreisenden per Fahrrad und Kanu. Die Züge platzen an manchen Wochenenden aus allen Nähten.

Für das Jahr 2012 bereitet der Rhein-Main- Verkehrsverbund eine Neuausschreibung der Verkehrsleistungen vor, in deren Folge entweder eine private Bahngesellschaft wie beispielsweise „Vectus“ zum Zuge kommt oder die Deutsche Bahn AG zum Einsatz modernerer Fahrzeuge verpflichtet werden kann.

Die Einwohner und Gäste in Kirschhofen und Odersbach können jedoch erst profitieren, wenn ein neuer Haltepunkt gebaut wird. Hoffnung, dass dieser in absehbarer Zeit Wirklichkeit wird, gibt der aktuelle Regionalplan Mittelhessen. Er enthält mehrere Bahnhofsprojekte, von denen auch drei im Landkreis Limburg-Weilburg liegen – darunter Kirschhofen/Odersbach. Prinzipiell werden Investitionen in die Schieneninfrastruktur in hohem Maße finanziell gefördert. Ein Anteil von etwa 15 Prozent der Bausumme verbleibt jedoch bei den lokalen Gebietskörperschaften. Und: Die Initiative für einen neuen Haltepunkt muss vor Ort ergriffen werden!

Der Fahrgastverband Pro Bahn & Bus sieht in einem neuen Haltepunkt keine Konkurrenz zum erfolgreichen Weilburger Stadtbus, der Odersbach mit Weilburg verbindet. Die Lahntalbahn dient eher den Fahrten über die Stadtgrenze hinaus. Durch das Zusatzangebot würden Fahrgäste geworben, denen heute die Fahrt mit dem Stadtbus und anschließendem Umsteigen in Weilburg in den Zug zu lange dauert und die daher auf das Auto angewiesen sind.

Pro Bahn & Bus Hessen im DBV

aus SIGNAL 1/2009 (März 2009), Seite 16

 

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