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Präfixwirrwar Grafiken: Holger Mertens |
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Nach der Fusion von Reichsbahn und Bundesbahn
zur Deutschen Bahn 1994 wurden
in Berlin und Brandenburg alle Bahnlinien
des Nahverkehrs von der DB betrieben. In
Anlehnung an den DB-Fernverkehr mit
ICE (InterCityExpress), IC (InterCity) und IR
(InterRegio) wurden auch im Nahverkehr
neue Produktklassen eingeführt: RE für
RegionalExpress und RB für RegionalBahn.
Zusammen mit den passenden Logos wurden
diese jahrelang in der Öffentlichkeit
kommuniziert und erreichten einen hohen
Bekanntheitsgrad.
Inzwischen werden im VBB-Gebiet alle
Regionallinien im Wettbewerb vergeben.
Weil aber RE und RB eingetragene Marken
der Deutschen Bahn sind und diese bereits
mehrere Strecken nach der Ausschreibung
an andere Verkehrsunternehmen verloren
hat, müssen sich Fahrgäste seither auf jährliche
Änderungen einzelner Präfixe vor den
Liniennummern einstellen. Denn immer
wenn eine Strecke neu vergeben wurde,
bestimmte der Name des Verkehrsunternehmens,
das gewonnen hat, den Präfix
der Linie: MR für Märkische Regiobahn, NE
für Niederbarnimer Eisenbahn, OE für Ostdeutsche
Eisenbahn und PE für Prignitzer
Eisenbahn.
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Logos Regionalbahn und Regionalexpress |
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Ähnlich dem sehr populären S-Bahn-
Logo wurden in den letzten Jahren auch
die RE- und RB-Logos stellvertretend für
den Regionalverkehr auf Schienen verwendet.
Als das mit der Ausbreitung anderer
Eisenbahnverkehrsunternehmen in Berlin
und Brandenburg nicht mehr möglich bzw.
nicht mehr sinnvoll war,
wurde vom VBB das „B“ im
quadratischen Kasten eingeführt.
Doch auch nach
mehreren Jahren ist dieses
Logo den meisten Fahrgästen
unbekannt. Das dürfte
nicht zuletzt an der unmöglichen Assoziation
von „B“ mit „Regionalverkehr“ liegen.
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B für... |
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Das Problem mit den unternehmensabhängigen
Linienbezeichnungen und
dem „B“ hat auch das brandenburgische
Verkehrsministerium erkannt und bei der
Erarbeitung des Landesnahverkehrsplans
2008 – 2012 nach Alternativen gesucht.
Doch zur Lösung werden im Kapitel „Ausblick
Zielnetz 2020“ zwei völlig neue und
zusammenhangslose Bezeichnungen aus
dem Kauderwelsch-Ärmel geschüttelt:
BrandenburgExpress (BE) und RegionalLinie
(RL). Vernachlässigt wird bei dieser Bezeichnung,
dass der Brandenburgexpress
nicht nur durch Brandenburg, sondern
auch durch Berlin und andere Bundesländer
fährt. Außerdem lässt sich die Abkürzung
BE eher mit anderen Sachen assoziieren:
Broteinheiten, Bewertungseinheiten,
die Führerscheinklasse BE – die Liste ließe
sicht BEliebig fortführen. Auch Regionallinie
ist als Produktbezeichnung ein Missgriff,
zumal man nicht erkennen kann, dass BE
und RL zwei Elemente einer Produktfamilie
sein sollen.
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Beispiele einiger Regio-Logos in Deutschland |
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Hilft vielleicht der Blick in andere Regionen,
um sich an ihnen zu orientieren?
Im Münchener Verkehrsverbund ist das R-Logo
auch heute noch für „Regionalzüge“
zu finden. Beim Mitteldeutschen Verkehrsverbund
(Raum Leipzig/Halle) wird das alte
Regio-Logo mit dem Schriftzug
„Zug“ anstelle des „R“ verwendet,
und auch im Verkehrsverbund
Oberelbe (Raum Dresden) gibt es
das Zug-Logo. In Karlsruhe steht
das „R“ der Regionalzüge
auf grauem rechteckigem Grund.
Und Nürnberg hat ebenfalls das „R“, aber in
türkis und im Kreis – dafür ist dort auch das
Tram-Symbol violett und das Bus-Symbol
rot.
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X für Express |
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Es führt also kein Weg daran vorbei, neu
nachzudenken. Und die Lösung ist recht
einfach. International und deutschlandweit
hat sich bei den Verkehrsunternehmen
das „X“ für
Expresslinien durchgesetzt.
Es wurde in Logos
integriert und der Liniennummer
vorangestellt.
Jetzt tragen Bus- und
Straßenbahnlinien einfache Nummern wie
beispielsweise 12 oder 200, Expresslinien
aber X11 oder X98.
Das gilt auch für andere Bereiche im Alltag.
So werden Expressaufzüge mit X gekennzeichnet,
Paketdienste nutzen das X
für besonders schnelle Zustelldienste und
schnell wirkende Kaffee-Aufputschgetränke
heißen X-press.
Will man nun Berlin und Brandenburg –
und Deutschland – von dem Bezeichnungswirrwarr
befreien und eine gute Verständlichkeit
und Akzeptanz bei den Fahrgästen
erreichen, dann sollte bereits Bekanntes
kombiniert werden. Wie von selbst ergeben
sich dadurch das R auf türkisfarbenem
Grund als Kennzeichnung des Regionalverkehrs
und das RX in Schrägstellung, um
den Expressverkehr im Regionalnetz zu
kennzeichnen. Berliner und Brandenburger
können dann beispielsweise mit dem Regiozug
R 26 oder mit dem Regioexpress (oder
RegioeXpress, wenn einem diese Schreibweise
besser gefällt) RX 1, RX 2, RX 3 usw.
fahren.
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Regiozug und Regioexpress Grafiken: Holger Mertens |
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Da einige Regionallinien heute und
hoffentlich auch künftig über die Landesgrenzen
hinwegfahren, wäre natürlich
eine deutschlandweite Vereinheitlichung
sinnvoll. Doch die wird schwer durchsetzbar
sein und hätte den Nachteil, dass zumindest
dreistellige Nummern eingeführt
werden müssten. Doch es wäre schon viel
erreicht, wenn R und RX endlich das Durcheinander
in Berlin und Brandenburg beenden
würden. (hm) Berliner Fahrgastverband IGEB
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