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* Der 45-Minuten-Fahrschein gilt nicht in den Regionalzügen und es gibt dafür keine Ermäßigungen. Alle anderen Tickets gibt es als ermäßigter Tarif zum halben Preis, gültig für Kinder, Fahrräder, Schüler, Senioren, etc. Grafik: Holger Mertens |
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Im Zeitalter des Fahrscheinautomaten kommt
der Verständlichkeit des Tarifs ganz besondere
Bedeutung zu. Der Grundgedanke: Es
gibt nur noch eine überschaubare Zahl von
Tarifzonen (etwa 30 bis 35 für das Gesamtgebiet
anstelle der derzeit weit über 1000 Tarifwaben).
Dabei sollte sich jede Zone um ein
regionales oder mindestens lokales Zentrum
ordnen, das somit
für die Mehrzahl
aller Wege ohne
Überfahrung von
Tarifgrenzen erreichbar
wird. Dadurch
gewinnt der
Fahrschein für eine
Tarifzone eine große
Bedeutung, denn er
stellt den meistverkauften
Tickettyp
und zugleich das
Einstiegsangebot
für Gelegenheitskunden
dar.
Um die ungleichen Bedienungsstandards
zwischen Stadt und Land etwas auszugleichen,
sollten großstädtisch geprägte Tarifzonen
(wie die Zone Berlin) etwas unter der
durchschnittlichen Fläche und ländlich geprägte
(zum Beispiel Prignitz und Uckermark)
etwas darüber liegen. Die geringe Anzahl an
Tarifzonen erleichtert sowohl ihre einprägsame
Darstellung in allen Informationsmedien
als auch ihre Kennzeichnung in den Fahrzeugen
während der Fahrt, was das versehentliche
Schwarzfahren stark eindämmt.
Auch die Kontrolle des Tarifs muss für den
ungeübten Fahrgast einfach sein. Unterschiede
bei verschiedenen Wegen zwischen denselben
Orten wie auch Richtungsdefinitionen
bei lokalen Orts-Rundlinien zur Vermeidung
von Rückfahrverboten sind unnötiger Ballast,
der die ÖPNV-Benutzung hemmt. Daher ist
allein die Zeitbindung als Kriterium der Gültigkeit
akzeptabel. Außerdem erlaubt nur die
Zeitbindung eine durchgehende Tarifsystematik
über alle Preisstufen vom 45-Minuten-
Fahrschein bis zur Jahreskarte.
Einige Einwände gegen dieses System
sind vorhersehbar. Da wäre zum einen das
Argument der Tarifgerechtigkeit, die mit zunehmender
Zonengröße scheinbar abnimmt.
Doch eine hundertprozentige Tarifgerechtigkeit
gibt es nur, wenn für jede Relation ein gesonderter
Fahrpreis berechnet wird. Diesen
Tarifdschungel beherrschen weder die Kunden
noch die Fahrscheinautomaten. Erinnert
sei an die Geschichte der Telefontarife. Dort
entwickelten sich die Preise von einem Wirrwar
aus hunderten extra berechneten Posten
je nach Netz-, Zeit- und Entfernungskomposition
hin zu einem möglichst einfachen Universalpreis,
auch dann, wenn keine Flatrate
zur Anwendung kommt. Die Mehrzahl der
Kunden macht offenbar lieber Abstriche bei
der Tarifgerechtigkeit
als bei der Verständlichkeit
eines
Preissystems.
Auch eine mögliche
Diskussion um
die Kurzstreckenfahrscheine
läuft
auf das Gerechtigkeitsargument
hinaus.
Dabei ist die
Kurzstrecke heute
eine der vielen Ausnahmen
im VBB-Tarifdickicht,
denn
außerhalb der Großstädte
ist die Kleinwabe die erste Preisstufe.
In den größeren Städten sind aber die kleinen
Waben zu größeren Gebieten verschmolzen,
in denen der Fahrpreis für die längstmögliche
Strecke als zu hoch für den Einstieg angesehen
wird. Da eine niedrige Tarifstufe auch
weiterhin nötig sein wird, sieht das hier vorgestellte
Modell den 45-Minuten-Fahrschein
vor. Damit werden die Schwierigkeiten der
Kurzstrecke bei Umsteigeverbindungen umgangen,
die zurzeit einen preiswerten Einstieg
in den ÖPNV hemmen. Außerdem ist
das neue Angebot verbundweit gültig, während
die heutigen Kurzstreckenregelungen in
jeder Stadt anders sind. Diese Vereinfachung
ist auch bei den anderen Fahrscheinarten ein
wesentlicher Kaufanreiz, denn dadurch kann
man mit im Voraus erworbenen Fahrscheinen
auch auswärts zu den immer gleichen
Bedingungen fahren.
Zum anderen ist das skizzierte Tarifmodell
um einiges günstiger als der aktuelle VBBTarif.
Vorschläge in diese Richtung werden
von Kritikern natürlich als nicht finanzierbar
beanstandet. Übersehen wird dabei, dass die
günstigen Tarife nicht nur zu einer verstärkten
Nutzung des Verkehrsangebotes führen, sondern
auch einen Kaufanreiz darstellen. Heute
wird so kalkuliert, dass zum Beispiel in einem
Berliner 2-Stunden-Fahrschein die Kosten für
seine volle Ausnutzung eingepreist sind. Die
meisten Kunden nutzen das Angebot allerdings
nicht aus, was für die Tarifgerechtigkeitsfanatiker
aber kein Problem ist. Die Fahrgäste
zahlen also heute überhöhte Kilometerpreise
oder verzichten auf viele Wege im ÖPNV – was
ja nicht das Ziel sein kann!
Man übertreibt sicher nicht, wenn man
unterstellt, dass sich die Zahl der verkauften
Monats- und Jahreskarten im VBB-Gebiet
verdoppeln lässt. Damit wäre der niedrigere
Tarif ausgeglichen. Dazu tragen auch die einfachen
Benutzungsbestimmungen bei, die
sowohl Sonderpreise für bestimmte Leistungen
(z. B. Fahrradbeförderung) als auch die
heute praktizierten Mitnahmeregelungen
ausschließen. Immerhin hat auch der VBB
bereits eingesehen, dass die teuren Einzelverbindungen
wenig nachgefragt werden,
und daher eine Kappungsgrenze für seine
Tageskarte auf 19 Euro festgesetzt. Leider
neppt er trotzdem seine ahnungslosen Kunden,
indem diese erst ab 9 Uhr gilt und daher
für viele Termine nicht nutzbar ist. Außerdem
muss der Kunde das 19-Euro-Angebot gezielt
im Automatenmenü suchen.
Schließlich sei noch auf die mögliche Frage
nach einem Ticket für genau 2 Zonen eingegangen.
Aus der Preistabelle ist ersichtlich,
dass so ein Angebot nicht billiger sein
könnte als die im Modell gewählte Lösung.
Das wichtigste Gegenargument ist aber die
komplizierte Handhabung, denn mit so einem
Fahrschein könnte der Fahrgast nicht
mehr spontan sein. Er müsste sich (neben der
Zeitfestlegung bei Fahrtantritt) schon beim
Vorverkauf für eine Fahrtrichtung entscheiden
und an jedem Automaten wäre ein komplettes
Sortiment aller erreichbaren 2-Zonen-
Kombinationen für die Kaufentscheidung zu
präsentieren. Mit der Tarifstufe „Eine Zone
und alle umliegenden“ braucht sich der Kunde
nur eines merken: Er kann in jede Richtung
die Grenze der Startzone überscheiten. Das er
darüber hinaus sogar noch Rundfahrten um
diese Zone unternehmen kann, wenn die Zeit
reicht, kann wohl kaum als Nachteil gewertet
werden.
Artur Frenzel, Holger Mertens, Berlin
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