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Die Konsequenzen, welche für die Bahnkunden mit einer Strecken-Vollsperrung verbunden sind, werden an dieser Übersicht deutlich: Erheblich längere Fahrzeiten durch die Umleitung von Zügen, Schienenersatzverkehre mit ebenfalls deutlichen Fahrzeitverlängerungen, dazu vermehrte Umsteigezwänge und Sonderbroschüren mit den geänderten Fahrplänen. Auf dieser Übersicht ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass es weitere Fahrplanänderungen im Regionalverkehr auf den Umleitungsstrecken gibt, so z. B. im Abschnitt Stendal—Salzwedel—Uelzen. Grafik: Deutsche Bahn AG |
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Mit diesen kostenlosen Zugaben werden Reisende in der 2. Klasse im ICE zwischen Berlin und Hamburg während der Umwegfahrten abgespeist. Dabei hätte es angesichts planmäßiger Fahrzeitverlängerung und gehäufter Verspätungen eine Senkung der in dieser Relation durch einen „Attraktivitätszuschlag“ besonders hohen Fahrpreise geben müssen. Foto: Christian Schultz |
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Zwischen Berlin und Hamburg werden im
Zeitraum vom 1. März bis 13. Juni 2009
ca. 250 000 marode Betonschwellen aufgrund
von Produktionsfehlern vorfristig
ausgetauscht. Während auf dem überwiegenden
Teil der Strecke dafür jeweils ein
Gleis gesperrt wird, erfolgte auf dem Abschnitt
Nauen—Wittenberge ab 14. März
eine Vollsperrung.
Die ICE-Züge werden vom 1. März bis
13. Juni über Stendal, Salzwedel und Uelzen
umgeleitet. Die Fahrzeit verlängert sich
zwischen Berlin und Hamburg dadurch je
nach Verbindung um 35 bis 45 Minuten. Ein
ICE- und lediglich ein EuroCity-Zugpaar (EC
172/173) werden über Stendal—Wittenberge—
Ludwigslust geführt.
Die RE-Linie 4 Ludwigsfelde—Berlin—
Nauen—Wittenberge—Schwerin—Wismar
verkehrt vom 14. März bis zum 13. Juni
nur bis Nauen. Der Abschnitt Nauen—Wittenberge
wird durch zwei
Buslinien im Schienenersatzverkehr
bedient. Bei der
Buslinie A, die den gesamten
Abschnitt befährt, verlängert
sich die Fahrzeit gegenüber
dem RegionalExpress um
mehr als anderthalb Stunden! Bereits im
Zeitraum vom 14. Juli bis zum 27. September
2003 hatte es beim Ausbau der Strecke für
230 km/h eine ähnliche Situation gegeben.
Der Abschnitt Wittenberge—Schwerin—
Wismar wird durch die RE-Linie 2 befahren,
die ab Rathenow nach Norden verlängert
wurde.
Probleme mit den Schwellen waren
seit 2003 bekannt
Nach der im Jahr 2000 getroffenen Entscheidung,
das Transrapidprojekt Berlin—
Hamburg aufzugeben, wurde die Bahnstrecke
Berlin—Wittenberge—Hamburg für
230 km/h ertüchtigt. Schon im Rahmen der
umfangreichen Baumaßnahmen für diesen
ergänzenden Ausbau waren die Qualitätsmängel
der eingebauten Betonschwellen
bekannt und es war bereits 2003 klar, dass
die eigentliche Lebensdauer von mindestens
25 Jahren nicht erreichbar ist. Auf einen
umfassenden Austausch wurde jedoch
verzichtet – eine fatale Fehlentscheidung!
Durch die Gewährleistung einer hohen
Qualität der in den 1990er Jahren eingesetzten
Oberbaumaterialien wäre die jetzige
Sanierung überflüssig gewesen und
den täglich über 10 000 Bahnkunden im
Fernverkehr, darunter etliche Berufspendler,
bliebe viel Ärger erspart. Und die Deutsche
Bahn hätte unter dem Strich viel Geld
gespart. Deshalb schweigt sie sich über die
Kosten für die jetzige Sanierung beharrlich
aus.
Vollsperrung einer Strecke
für Baumaßnahmen ohne Alternative?
Bei einer zweigleisigen Strecke kann eine
Sanierung in der Regel bei Sperrung eines
Gleises durchgeführt werden. Diese Variante
ist zwar vergleichsweise teurer als eine Komplettsperrung,
die negativen Auswirkungen
für die Bahnkunden in Form von Schienenersatzverkehren
mit teilweise erheblichen
Fahrzeitverlängerungen oder Umleitungen
können dafür begrenzt werden. Dies gilt
erst recht, wenn die Länge der Baustelle
eben nicht rund 90 km wie zwischen Nauen
und Wittenberge beträgt, sondern in kürzere
Abschnitte aufgeteilt wird.
Nicht nur im vorliegenden Fall rächen
sich die Rückbaumaßnahmen der vergangenen
Jahre, die zu einem teilweise deutlich
geschrumpften, extrem durchrationalisierten
Netz geführt haben. Dadurch wird
es zunehmend schwieriger, u. a. Bauzüge
für die notwendige Materialan- bzw. abfuhr
zwischen anderen Zügen verkehren
zu lassen bzw. in Bahnhöfen bereitzustellen.
Dies dürfte zu der jetzigen Lösung – zu
Lasten der Bahnkunden – entscheidend
beigetragen haben, denn der Einsatz von
Schnellumbauzügen (SUZ) erfordert natürlich
auch eine entsprechend leistungsfähige
Materiallogistik.
Nur eingeschränkte Fahrpreisermäßigungen
für Bahnkunden
Nach dem Streckenausbau für 230 km/h
konnte die Fahrzeit zwischen Berlin Hbf
und Hamburg Hbf auf rund 90 Minuten
verkürzt werden. Zugleich wurden die
Fahrpreise zwischen Berlin und Hamburg
spürbar angehoben. Auch in den Folgejahren
führte dieser „Attraktivitätszuschlag“
zu überdurchschnittlichen Fahrpreiserhöhungen.
So zahlte ein Fahrgast vor Inbetriebnahme
der ausgebauten Strecke im
Dezember 2003 in der 2. Klasse für den ICE
47,60 Euro (einfache Fahrt), derzeit sind es
68 Euro– eine Steigerung um rund 43 Prozent!
Wenn nun das Fernverkehrsangebot
durch eine mehrmonatige Baustellenumleitung
deutlich langsamer wird, muss es
in dieser Zeit konsequenterweise auch
Fahrpreisreduzierungen geben – und
zwar für alle Kundengruppen. Es ist zu
wenig, wenn die Reisenden mit einem
Snack, einem Gratisgetränk und einer Zeitung
(montags bis freitags) „abgespeist“
werden.
Die derzeitige Kulanzregelung sieht lediglich
für Pendler, die Inhaber einer JahresCard
oder eines Job-Tickets sind, einen
anteiligen Preisnachlass vor. Eine vergleichbare
Regelung wäre aber z. B. auch für Inhaber
der Mobility BahnCard 100 erforderlich,
wenn vorzugsweise die Strecke Berlin—
Hamburg genutzt wird. Der entsprechende
Nachweis (Wohnsitz, Arbeitgeber) kann
vom betroffenen Personenkreis schließlich
erbracht werden.
Zwischen Berlin und Cottbus
droht die nächste Vollsperrung
Im Fall der laufenden Sanierung der Bahnstrecke
Berlin—Hamburg sind Korrekturen
nun praktisch nicht mehr möglich, aber
künftig müssen bei vergleichbaren Projekten
derart gravierende Einschränkungen
im Interesse der Bahnkunden vermieden
werden. Doch schon jetzt zeichnet sich
beim Ausbau der Bahnstrecke Berlin—
Cottbus für eine Höchstgeschwindigkeit
von 160 km/h erneuter Ärger für die Fahrgäste
ab: Hier müssen die im Rahmen des
Konjunkturpakets I für den Ausbau des Abschnitts
Berlin—Lübbenau bereitgestellten
Investitionsmittel in den Jahren 2009
und 2010 ausgegeben werden. Um diesen
Zeitrahmen einhalten zu können, droht
damit bereits die nächste Vollsperrung einer
u. a. für viele Berufspendler wichtigen
zweigleisigen Bahnstrecke. IGEB Fernverkehr
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