Berliner Fahrgastverband gratuliert:

10 Jahre Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg - Herzlichen Glückwunsch!

VBB Geburtstagstorte
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg VBB feierte am 1. April 2009 seinen 10. Geburtstag – herzliche Gratulation! Der Berliner Fahrgastverband feierte mit einer Torte [die übrigens echt und sehr lecker war; Anm. der Redaktion]. Fotos: Florian Müller; Montage: Holger Mertens

Gegründet wurde die Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg GmbH bereits Ende 1996. Aber in der Wahrnehmung der Fahrgäste startete der VBB erst am 1. April 1999 mit der Einführung des einheitlichen VBBTarifs in Berlin und großen Teilen Brandenburgs. Inzwischen umfasst das Verbundgebiet Berlin und Brandenburg vollständig und ist damit flächenmäßig das größte in Deutschland. Neben dem gemeinsamen Nahverkehrstarif gibt es im Verbundgebiet gemeinsame Beförderungsbedingungen sowie eine überwiegend einheitliche Fahrgastinformation.

Das VBB-Gebiet ist durch große Gegensätze zwischen der Metropole Berlin und dem überwiegend ländlich geprägten Brandenburg gekennzeichnet. Berlin hat am Verbundgebiet einen Anteil von 3 Prozent der Fläche, 60 Prozent der Einwohner und über 90 Prozent der Fahrgäste. Entsprechend schwierig ist die Moderation zwischen derart ungleichen Partnern. Erschwerend kam hinzu, dass in den ersten Jahren der damalige VBB-Geschäftsführer Uwe Stindt zusammen mit dem damaligen VBB-Aufsichtsratsvorsitzenden Landrat Peer Giesecke in Überschätzung der Bedeutung Brandenburgs den VBB gegen Berlin instrumentalisierte. Andererseits vermisst man bei BVG und S?Bahn Berlin GmbH als übermächtigen Verkehrsunternehmen gelegentlich das nötige Fingerspitzengefühl im Umgang mit den kleinen Partnern aus Brandenburg.

Dass der VBB heute vor allem bei Verkehrspolitikern und Fahrgastverbänden einen guten Ruf genießt, ist wesentlich dem derzeitigen Geschäftsführer Hans-Werner Franz und seinen Mitarbeitern zu verdanken. So hat er, der selbst regelmäßig die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt, ein Fahrgastforum eingerichtet, in dem u. a. IGEB, DBV, BUND, VCD und Pro Bahn vertreten sind. Besonders verdienstvoll ist die Erstellung von jährlichen Qualitätsberichten zum Beispiel zum Zustand der Bahnhöfe des Regionalverkehrs. Dass der VBB sich damit und mit so mancher engagierter Rede seines Geschäftsführers vor allem bei den großen Verkehrsunternehmen unbeliebt machte, stärkte sein Ansehen bei Politikern und Fahrgästen.

Die Politiker in beiden Landesregierungen waren es auch, die es dem VBB ermöglichten, den Fahrgästen zum 10. Jahrestag der Einführung des VBB-Tarifs ein besonderes Geschenk zu machen. Zum einen lehnten sie die von den Verkehrsunternehmen zum 1. April 2009 geplante Tariferhöhung ab (ursächlich allerdings wegen der bevorstehenden Wahlen), zum anderen stützten sie das Vorhaben eines Seniorentickets. Dieses auch vom Fahrgastverband IGEB nachdrücklich unterstützte neue Tarifangebot erwies sich mit rund 45.000 bereits vor dem Start am 1. April 2009 abgeschlossenen Abonnementsverträgen als großer Erfolg. Die Koppelung allein an das Alter (65 oder älter) ohne soziale Kriterien und die Möglichkeit, für 45 Euro im Monat das gesamte VBB-Gebiet zu befahren, sind richtige und wichtige Eckpunkte, die diesen Erfolg entscheidend befördert haben. Zu loben ist auch die Bewerbung des neuen Angebots bei BVG und S?Bahn, während die Brandenburger Verkehrsunternehmen zu wenig taten, um ihre potenziellen Kunden von den Chancen dieses Tickets zu überzeugen.

Es bleibt zu wünschen, dass das VBB-Abo 65plus, so der offizielle Name des Seniorentickets, allen Beteiligten Mut macht, bei der erforderlichen Vereinfachung des VBBTarifs bald Ergebnisse zu erzielen. Weitere Aufgaben für den VBB gibt es beispielsweise bei der vor allem im ländlichen Raum immer noch ungenügenden Fahrgastinformation, bei der Verbesserung der Busverkehre an der Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg und der Bahnverkehre an der Grenze zwischen Brandenburg und Polen. Während der VBB bei fast allen Vorhaben immer auch auf die Unterstützung der Politik und die Mitwirkung der Verkehrsunternehmen angewiesen ist, kann er eines ganz allein verbessern: sein VBB-Infocenter. Nirgends wird vom VBB kommuniziert, dass diese Kundeneinrichtung im 10. Obergeschoss eines Gebäudes versteckt ist, an dessen Eingangstür sich zudem kein Hinweis auf den VBB befindet und das am Wochenende stets abgeschlossen ist, so dass Besucher nur über einen Hintergang zum VBB-Infocenter gelangen.

Die Feststellung „Es gibt noch viel zu tun“ ändert aber nichts an dem Fazit: Es ist gut, dass es den VBB gibt. Alle Beteiligten haben viel für die Fahrgäste erreicht. Die Verbundgesellschaft hat sich nach unerfreulichen Anfangsjahren zu einem geschätzten Partner der Fahrgastverbände entwickelt. In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch! Und ein langes erfolgreiches Leben für die Fahrgäste!

Berliner Fahrgastverband IGEB

aus SIGNAL 2/2009 (Mai 2009), Seite 6

 

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