Mit einem hohen Maß an Flexibilität, Humor
und Gelassenheit bewältigten Fahrgäste und
Beschäftigte den ungewohnten Ansturm auf
die öffentlichen Verkehrsmittel in Bremen
zum 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag,
der am Himmelfahrtswochenende vom 20.
bis 24. Mai 2009 stattfand.
Zum ersten Mal war die Großveranstaltung
Kirchentag in Bremen. Zum ersten Mal hatte
die Geschäftsstelle des Kirchentages den
Versuch unternommen, in der Radfahrerstadt
Bremen, zusammen mit dem ADFC, für das
Radfahren bei solch einer Großveranstaltung
zu werben. Doch die Hauptlast des Verkehrsaufkommens
hatte, wie erwartet, der ÖPNV
zu bewältigen.
Rund 100 000 Dauergäste pendelten jeden
Tag zwischen ihren Quartieren und den Veranstaltungsorten.
Hinzu gesellten sich zahllose
Tages- und Spontanbesucher aus der Stadt
und der Region an der Weser. So waren es
beim „Abend der Begegnung“ bis zu 250 000
Besucher, die die Innenstadt bevölkerten und
zu später Stunde fast gleichzeitig nach Hause
wollten.
Straßenbahnen und Busse der Bremer Straßenbahn
AG (BSAG) fuhren nach einem sorgfältig
ausgearbeiteten Kirchentagsfahrplan
auf den Hauptlinien zur City und zum Hauptbahnhof,
in der Regel bis nach Mitternacht im
5-Minuten-Takt oder öfter. Der Tagesbetrieb
wurde bis nach Mitternacht ausgeweitet
und die Nachtlinien wurden verstärkt. Wo
dennoch planmäßige Spätverbindungen verpasst
wurden, konnten Kleinbusse eingesetzt
werden.
Zwischen den Veranstaltungsorten auf der
Bürgerweide/Messe am Hauptbahnhof und
der Überseestadt wurde die Buslinie 23, der
„Kirchentagsshuttle“, eingerichtet. Anfangs
im 5-Minuten-Takt befahren musste der Takt
mit kurzfristig herbeigeschafften Gelenkbussen
aus dem Umland auf bis zu einer Minute
Abstand verdichtet und zusätzlich durch
Straßenbahnen der kurzfristig eingerichteten
Sonderlinie 3EE zwischen Bürgerweide, City
und Überseestadt ergänzt werden. Die Veranstalter
hatten, wie auch schon vor zwei Jahren
in Köln, unterschätzt, wie viele Kirchentagsteilnehmer
im Laufe des Tages zwischen den
Veranstaltungsorten hin und her pendeln
werden.
Für den Regionalverkehr günstig erwies
sich die Wirtschaftskrise. Diverse Fahrplantrassen,
die für Containerzüge zu den Seehäfen
reserviert sind, blieben dadurch frei und
konnten für insgesamt 237 zusätzliche Regionalzüge
genutzt werden. Der Takt zwischen
Bremen-Vegesack und Bremen Hbf wurde zu
den Stoßzeiten auf 15 Minuten verdichtet. Auf
allen Strecken verkehrten zusätzliche Regionalzüge.
Ein Metronom-Zug blieb über Nacht
nicht in Bremen, sondern fuhr als Spätverbindung
nach Rotenburg. Ein Regionalexpress
aus Hannover wurde als später Verstärkungszug
weiter bis nach Oldenburg gefahren.
Bauarbeiten auf der Strecke Verden—Bremen
und im Bremer Hauptbahnhof setzten
dem Angebot zusätzlicher Züge Grenzen,
ebenso die beschränkten Reserven an Fahrzeugen
und Fahrpersonal der Eisenbahnverkehrsunternehmen.
Für unangenehme Enge
in den Regionalzügen nach Verden und Bassum
sorgte aber auch, dass die Zahl der Tagespendler
entlang dieser Strecken unterschätzt
wurde.
Immer wieder musste der Zugang zum
Bremer Hauptbahnhof wegen Überfüllung
geschlossen werden. Das war ärgerlich auch
für jene Reisende, die unabhängig vom Kirchentag
ihre Züge erreichen wollten. Zwar
waren alle Bistro- und Verkaufstische aus
den Gängen entfernt worden, doch der Verbindungstunnel
im Hautbahnhof ist einfach
zu eng für alle Reisenden einschließlich der
Umsteiger zwischen den Bahnsteigen. Zum
Kirchentag konnte man auch durch den
benachbarten Gustav-Deetjen-Tunnel vom
Messegelände zu Straßenbahnen und Bussen
gelangen. Doch erreicht man von dort
nicht die Bahnsteige der Fern- und Regionalbahnen.
Keine Probleme bereiteten den Kirchentagsbesuchern
die etwas komplizierten Tarifstrukturen
der Region, denn die Teilnehmerausweise
und Tageskarten galten zugleich als
Fahrkarte im gesamten Gebiet des Verkehrsverbundes
Bremen-Niedersachsen. Bemängelt
wurde eher, dass Fahrplaninformationen
zu den Zügen und Regionalbussen oft erst
sehr kurzfristig zu erhalten und manchmal
nicht gerade übersichtlich aufbereitet waren.
Zu schaffen machte vor allem das rechnergestützte
Fahrgastinformationssystem der BSAG,
das aufgrund eines Fertigungsmangels auch
beim Kirchentag nicht störungsfrei funktionierte.
Gut angenommen wurden die Pfadfinder-
Helfer, die mal als Menschenkette, mal mit
großen Schildern ausgestattet den ortsunkundigen
Besuchern unübersehbar den Weg
zu ihren Bahnen und Bussen wiesen. DBV Nordwestdeutschland
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